(USch) Wir schreiben Freitag, den 13. Dezember 2013. In der Mensa müsste Fischtag sein – und das wäre gut so, denn als eingefleischter Pescetarier hätte ich nach sechs Tagen Grünzeugverzehr mal wieder richtig Bock auf Lachs. Trotz einer gefühlten halben Stunde Atemnot in der Dank doppeltem Abi-Jahrgang neuerdings auch freitagmittags sardinenbüchsengleich gefüllten U35 taumle ich halbwegs gut gelaunt über den Campus und freue mich auf meinen Fisch, den ich in der neueröffneten Biomensa im ehemaligen Tutorienzentrum einzunehmen gedenke. Doch was ist das? „Heute Veganertag“, prangt über dem Eingang, wo einst ein Transparent der „Freien Uni Bochum“ (FUB) im Wind wehte, als das Gebäude acht Monate lang als Protestzentrum gegen Studiengebühren in NRW genutzt wurde, nachdem es als Übergangsmensa während des Mensaumbaus Mitte der Nullerjahre ausgedient hatte. Vor der FUB hatten die Protestierenden seinerzeit immerhin noch die eine oder andere nichtvegane Wurst auf den Grill schmeißen dürfen. Ja, die Grünen haben tatsächlich tabula rasa gemacht, seitdem sie bei der Bundestagswahl im September die absolute Mehrheit geholt haben. Gegessen ist die Kritik der BedenkenträgerInnen bei der kontroversen Sommerloch-Debatte über die eventuelle Einführung eines Vegetariertags: Jetzt wo die Mehrheiten für vier Jahre gesichert sind, wird richtig durchgezogen und zusätzlich zum vegetarischen Donnerstag gleich noch ein veganer Freitag nachgeschoben – hurra!
„Ein Veggie-Day ist ein wunderbarer Tag zum Ausprobieren, wie wir uns mal ohne Fleisch und Wurst ernähren“, verriet die damalige Vorsitzende der grünen Bundestagsfraktion Renate Künast Anfang August nicht nur der BILD-Zeitung. Selbiges soll nun wohl auch für Milchprodukte und Bienenhonig gelten. Doch bevor die Zeit der reinen Lehre und puristischen Ernährung gekommen ist, wird es sicherlich eine Art ‚Brückenernährung‘ geben müssen. So ähnlich wie die Grünen u. a. in NRW die Zulassung einer Förderung schwer zugänglicher Erdgasvorkommen durch die risikoreiche Fracking-Methode als ‚Brückentechnologie‘ zwischen Atom- und Windkraft prüfen, wird in den grünen Hinterzimmern sicherlich schon über die Einführung eines Insektentags getuschelt. Und was kommt als nächstes? Ein Maden- oder Zeckentag? Aber wenigstens gibt’s dann vielleicht ein zünftiges Fliegenpils aus der campuseigenen Brauerei dazu…
Mit leerem Magen verlasse ich die ehemalige FUB und ziehe weiter zum Biobäcker, der sich neuerdings im wellblechernen Campuscenter angesiedelt hat. Übermorgen ist dritter Advent, und ich habe immer noch keinen Stutenkerl – pardon: Stutenmenschen; denn seitdem Renate Künast Kanzlerin ist, werden auch maskuline Teigwaren per Dekret gegendert. „Einen Stutenmenschen, bitte“, bringe ich mit ernster Miene hervor – was mir zugegebenermaßen nur gelingt, indem ich mir mit aller Imaginationskraft das von menschlichen Torsos umringte sterbende Pferd in Picassos „Guernica“ vor der Uni-Bibliothek vorstelle, wo seit dem grünen Wahltriumph neuerdings auch draußen nicht mehr geraucht werden darf. Von der Backwarentheke grinst mich eine Renate-Künast-Skulptur an, der ein Schild um den Hals hängt, auf welches die Biomensa-Bäckerin freundlich lächelnd hinweist: „Heute Veganertag“, steht auch dort in grünen Lettern geschrieben. „Leider haben wir nur Stutenmenschen aus nicht veganem Teig im Sortiment – und die dürfen wir heute nicht anbieten." Kopfschüttelnd ziehe ich weiter zum Botanischen Garten und fange im Teich des Chinesischen Pavillons mit einer an meinem eigens zu diesem Zweck herausgenommenen Zungenpiercing aufgespießten, genetisch auf die Größe eines 1-Euro-Stücks mutierten Zecke einen Koi-Karpfen, um ihn zuhause in grünem Olivenöl zu braten.
Genau: Nieder mit den Öko
Genau: Nieder mit den Öko-Faschisten, nicht wahr?