Vor kurzem hat ein alkoholisierter Freund einen grenzwertigen Witz gemacht. Problematisch daran war, dass er diesen auf Facebook öffentlich geteilt hat. Zuerst scherzten noch einige FreundInnen in den Kommentaren mit ihm darüber, doch nachdem durch den ersten kritischem Beitrag das Eis gebrochen war, ging der Shitstorm los: Von Enttäuschung, Empörung, Fremdscham bis hin zu persönlichen Beleidigungen war alles dabei, auch als geschmacklos wurde sein Witz bezeichnet. Für die negative Aufmerksamkeit trägt er nun die Konsequenzen – auch berufliche.

Kein Einzelfall: ArbeitgeberInnen durchforsten die privaten Facebookaccounts ihrer BewerberInnen, gefällt ihnen etwas nicht, bekommen die Interessierten den Job nicht. Häufig finden Unternehmen in den sozialen Netzwerken Kündigungsgründe. 

Privat dürfen wir also nicht mehr eskalieren? Besoffene Selfies hochladen und die Grenzen der Satire testen? Hat sich also noch nie eine Person, die in einer höheren Position ist, einen Penis ins Gesicht malen lassen? Das will ich nicht glauben. Was ist das für 1 life?          

  :kac

Ach AfD – ein Blick in das nach endloser Geheimniskrämerei öffentliche Wahlprogramm zur Bundestagswahl: Klimaleugnende wolle man KlimaoptimistInnen nennen, den Irrweg Klimaschutz beenden und mal richtig die Umwelt schützen – mit sauberer Atomenergie und Fracking. Steuerverschwendungen sollen strafbar werden. Gender Main-Stream und geschlechterneutraler Sprache will mensch bei der AfD nicht. Wenn mensch schon dabei ist, will man die Gender-Forschung gar nicht mehr fördern und eigentlich würde mensch das gerne verbieten, denn schließlich müsse das Leitbild der traditionellen Familie geschützt werden. Weniger Steuern für wohlhabende ErbInnen ist der AfD auch ein Anliegen, aber darüber wird das Lieblingsziel nicht vergessen: Minuszuwanderung, oh ein Neologismus! Ist quasi das Gegenteil von Zuwanderung, nur nicht freiwillig – man könnte auch „Ausländer raus!“ schreiben, aber das klingt ja gleich wieder so negativ …

Wir danken der AfD für ihren Beitrag zum Satiregipfel und berücksichtigen ihre Vorschläge für das Unwort des Jahres 2017.      

:fah

 

Der gute Bundesnachrichtendienst, immer mal wieder in der Kritik, neuerdings wegen Bespitzelungen ausländischer JournalistInnen. Nichts Neues eigentlich. Bespitzelt werden wir alle. Hier ’ne Kamera, da noch eine. Ständig wird man aufgezeichnet. WhatsApp speichert Nachrichten, Skype schneidet Telefonate mit. Wer glaubt denn ernsthaft, dass er nicht bespitzelt würde? Ich kann ja nicht mal ungesehen in der U35 in der Nase bohren oder mich am Hintern kratzen, ohne dass der/die Bogestra-MitarbeiterIn sich noch zwei Stunden später daran erfreuen kann. Jede Belanglosigkeit von „Was essen wir zu Mittag?“ bis zu „Guck mal, mein neues Nippelpiercing“ wird über Social Media oder Messengerdienste kommuniziert – und womöglich von fremden Augen mitgelesen. Völlig abwegig, dass Menschen, bei denen was zu holen ist, die selber auf der Suche nach Informationen, nach Neuigkeiten, nach Unbekanntem, nach nicht Öffentlichkeitstauglichem sind, auch beobachtet werden. Traurig, dass es für unsereins so unnormal normal geworden ist, sich alles gefallen zu lassen.          

:ken

This is a message from the :bsz editorial staff:

Dear Mister President,

We know you don’t like the liberal press but we are different. We are the oldest and most popular German student newspaper – everyone who says anything else is fake-news. We are governed by the Konsensprinzip“: if someone doesn’t like what someone else wants to do, they can veto it – it’s true, it’s great – it takes forever but it’s great. Like you, we love receiving fan post, but we don’t print them – very sad. We however print guest articles and pay for them – totally crazy. We talk to many very important people and instead of asking them about their policies, we ask them about food – it‘s true.  We build – the greatest walls (of text) and make the students pay for it.

We totally understand it’s going to be “America first!“ and we are not a country but can we just say “:bsz second“?

Best wishes – we have the best wishes,    

 :bsz

More than 24 countries and one student newspaper contributed – Who is next? Every second counts.

Das hat man echt nicht alle Tage: Massenandrang bei einer Veranstaltung mit einem SPD-Politiker! Aber Schulz macht es möglich – auch in Herne. Ein echtes sozialdemokratisches Spektakel: Selfie hier, Selfie da. Und die Politik? Schulz selbst haut quasi auf den Tisch: Mehr soziale Gerechtigkeit, mehr Solidarität. Und überhaupt: Mehr für die kleinen Leute. Das spult der Merkel-Herausforderer jedenfalls wie ein SPD-Wahlkampf-Maskottchen ab. Ist das nun sozialdemokratische Nostalgie? Oder doch Aufbruchsstimmung? Schulz selbst lässt das offen. Es bleibt bei vagen Parolen. Nur einmal bekennt sich der designierte Kanzlerkandidat ganz unmissverständlich: Egal, ob aus Berlin oder aus dem Pott – Currywurst esse er besonders gerne – eine Tatsache, die man von Vorgänger Sigmar Gabriel so nie erwartet hätte … Ja, Schulz zeigt es allen. Haltung und Tatendrang. Denn Schulz verzehrte sodann die Mahlzeit mit den „GenossInnen“. Guten Appetit! Und wem das alles zu vage klingt: Currywurst-KonsumentInnen der Welt, vereinigt Euch!                          

          :bent

 

Gerade zwei Wochen ist es her, dass die RUB-Mensa von der Tierschutzorganisation PETA als veganfreundliche Mensa ausgezeichnet wurde. Besonderes Lob gab es dabei für die Aktionswochen und das täglich wechselnde vegetarische Angebot. Bei letzterem hat sich die Küche –  wohl vom Ruhm angespornt – am Mittwoch an einem avantgardistischen vegetarischen Gericht versucht: Ein Erbseneintopf mit Mettwurst (mit Schweinefleisch) oder einem leckeren trockenen Brötchen.  Es wäre den – sich ausschließlich carnivorisch E(h)rnährenden- natürlich nicht zumutbar keine Fleischalternative für das Vegetarische Gericht anzubieten.  Zugleich erfreuen sich trockene Brötchen als Alternative zu Schnitzel und Wurst schon seit jeher großer Beliebtheit. Spaß beiseite: Die Mensa hat oft gezeigt, was für tolle vegetarische Gerichte möglich sind: Sehr zu empfehlen sind etwa das Curry und die Kohlrouladen. Gerade darum ist es bitter, wenn statt einer hochwertigen vegetarischen Beilage eine olle Semmel am Tellerrand liegt. 

:fah

Dschungelcamp gucke ich garantiert nicht. Kakerlaken und seltsame D-Prominenz – wer zur Hölle ist Honey? – kann man sich zwar geben, ist dann aber halt scheiße. Und trotzdem weiß ich – wie anscheinend alle Studis – bestens Bescheid.

Niemand guckt es und trotzdem jodeln alle die allabendlichen Ekelabenteuer in die Weltgeschichte. E-Mail-Anbieter versuchen, vor jedem Einloggen mit Bildern der Dschungelprüfung zu schocken, während Studi zu Hause sitzt und sich mit Tiefkühlpizza die Insektenverschlingenden Möchtegern-Sternchen reinzieht. In der U35 hört man Gesprächsfetzen mit: „Sag mal, würdest du Madenbier trinken?“ – „Ne, bin doch Veganer!“ Na dann mal Prost. Oder eben nicht.

Timing ist dabei alles: Zum Semesterendspurt – bei dem ganzen Binge-Learning! – braucht es als Vollendung zum Bulimie-Pauken wohl auch das passende Brechmittel: „Ich bin ein Studi, holt mich hier raus!“ Ist schließlich alles besser als Klausurphase. Vor allem wenn jemand noch mehr leidet als man selbst. Prokrastinieren? Kann ich!

:lux

Doch doch, Sachsen-Anhalts AfD-Landeschef André Poggenburg hat endlich den Knall gehört. Es war ein Böller, der im Hörsaal der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg neben ihm explodierte. Der Anlass: Der Campusableger der Petry-Partei lud zu einer Veranstaltung zum Thema „Geschlechterforschung“. Doch die Veranstaltung fiel ins Wasser. Lautstarke Proteste, Handgreiflichkeiten, besagter Böller und ein Herr Poggenburg, der im Hörsaal ein Deutschland sehe, das von der Antifa regiert werde. Ja, überhaupt: Reaktionär-

Innen an Unis? Es knirscht. Ob die AKP-Agenten bei DiTiB, die Nazi-Hools um RUB-Student Michael Brück oder nun die Hochschulgruppe „Campus Alternative“ in Magdeburg. Die Hängengebliebenen versuchen, an den Unis Fuß zu fassen. Doch so ganz klappt es nicht. AfD-Poggenburg und Co. mussten jedenfalls in einen Nebenraum fliehen. Seine Lösung: „Eine politische Alternative entgegenstellen. Das ist die AfD“. Und die Erkenntnis: Offenbar war der Knall wohl noch nicht laut genug.  

:bent

Abschließen: Verwendet, um das Unzugänglichmachen von Gebäuden oder Grundstücken durch Anbringen eines Schlosses oder Riegels zu bezeichnen. Häufig auch im gehobenen Sprech zu finden, um kenntlich zu machen, dass beide Seiten eines Vertrags oder einer Verhandlung zu einer Einigung gekommen sind. Dann wird ebendieser abgeschlossen. So werden beispielsweise Verträge mit Verwaltungsgesellschaften abgeschlossen, oder eben nicht, wie sich jetzt – ein Hoch darauf! – herausstellte. Abgeschlossen ist übrigens etwas Anderes als geschlossen. So dürfen beispielsweise Privatpersonen Waffen nur in abgeschlossenen Behältnissen transportieren, nicht in nur geschlossenen. Waffen gibt’s auch bei der Bundeswehr, die Jungs und Mädels da gehen aber nicht so leichtfertig mit ihnen um wie Andere in andern Ländern. In den USA hingegen werden statt Waffen lieber Weltbilder abgeschlossen – zum Beispiel das vom „bösen Islam“, das inzwischen auch in den Köpfen vieler Deutscher zu finden ist.    

:ken

Wort: Vage definierte, eigenständige sprachliche Einheit, die abzugrenzen ist von Phonemen (Lauten in der Sprache) und Morphemen (kleinste bedeutungstragende Einheit in der Sprache). Während die einen sich damit beschäftigen, große Reden (und damit auch Worte) zu schwingen, sind andere darauf bedacht, ihr selbiges zu halten. Oder auch nicht. Oder aber so nicht, dass es niemand bemerkt, dass sie es nicht haben halten können. Verwirrt? Kein Wunder bei der Wortflut.

Daher ein weises Wort an Euch: Lasst euch nicht blenden von Flyern, Plakaten und erst recht nicht von Geschwafel. Gesprochen ist das Wort noch leichter als geschrieben. Aber nur ungebrochen ist es etwas wert. Nach der Wahlwoche werdet ihr froh sein, wenn nicht mehr so viele von ihnen geschwungen werden.

Aber freut Euch nicht zu sehr, denn sie sind ein kostbares Gut, dass die VG Wort uns gern beschneiden möchte. Lernmaterial gibt’s online dann nicht mehr. Also Stimme laut, Mut gefasst und rebelliert! Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen!     

:ken