Schon fast vergessen, dass Alexander Gauland in Badehose durch Potsdam stapfen musste. Die paar Minuten sind ja auch nur ein Vogelschiss im Leben eines 77-Jährigen. Eigentlich könnte man das Ganze abtun. Alternativ als kreativen Protest gegen einen altrechten Rassisten oder als Randnotiz. Die „Märkische Allgemeine Zeitung“ (MAZ) hat die Story jedoch groß aufgezogen. Und Alexander Gauland damit aufgezogen. Halt! Gauland und die MAZ? Da war doch was. Ein Techtelmechtel? Nun, eher eine vierzehnjährige Herausgeberschaft. Der damals schon konservative Noch-CDU-Politiker sollte die einstige SPD-Zeitung und das zeitweilige SED-Organ zu einer unabhängigen Tageszeitung transformieren. Die MAZ hat das Ganze gut überstanden. Und die Badehosenaffäre? Ein Glücksgriff. Die Springer-Blätter waren zwar nicht interessiert (genug Haut, zu wenig Brüste?), aber MAZ-Chefin Hannah Suppa hatte den richtigen Riecher. Okay, für Seite eins hat es nicht gereicht. Aber den traurigen alten Mann halbnackt am Frühstückstisch? Die MAZ verzichtet, den LeserInnen zuliebe.  

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Vier Dollar. Das sind 3,42 Euro. Das sind vier Cheese Burger in den USA. Oder auch die Entschädigung, die einer Familie zugesprochen wird, wenn die dortige Polizei den Vater von drei Kindern erschießt. Reicht ja auch. Ein Cheeseburger für die Bestattung und jeweils einen Cheeseburger für jedes Kind. Mahlzeit für einen Tag gewährleistet. Nein, das ist kein bösartiger Spott. Auch keine glossentypisch polemische oder beißend ironische Übertreibung. Das ist die Urteilsbegründung. Je einen Dollar für Beisetzung und jedes Kind. Die besten Stories schreibt das Leben, nicht irgendeinE JournalistIn. Versteht einer die Aufregung? Schließlich hat der tote schwarze Mann nächtlich Musik gehört in seiner Garage. Und er war ja auch bewaffnet. Komisch, dass man die Waffe ohne Munition in seiner Gesäßtasche fand und nicht in seiner Hand. Aber auf Verdacht darf man durch ein geschlossenes Garagentor ballern. Ekelhaft? Ja, finde ich auch. Und überhaupt: Wer kauft sich vier Cheeseburger, wenn er auch zwei Chicken & Cheese haben könnte?                  

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„Haha, die AfD zahlt Demogeld.“ Ja, wäre total witzig, wenn man die Tatsache außer Acht lässt, dass diese rechtsradikale Partei durch ihren Einzug in den Bundestag Unmengen an Steuergeldern zugeworfen bekommt, selbst Fliegenwichtel der SPD eine rassistische Politik fordern und das gesellschaftliche Klima mehr an das Ende der Weimarer Republik als an das 21. Jahrhundert erinnert. Angelockt haben die Nazis sowieso nur das erwartete Publikum: andere Nazis. Aber etwa 3.000 Rechtsradikale auf den Straßen reichen heute aus, um den gesellschaftlichen Diskurs zu bestimmen. Daher sollte auch nicht darüber gelacht werden, dass eigentlich 10.000 erwartet wurden. 

Der eigentliche Hohn ist folgender: Eine im Bundestag sitzende Partei organisiert eine Demonstration, dem Aufruf folgt ein Sammelsurium des gesamtdeutschen braunen Schunds. Skandiert wird „Wir sind das Volk“ und am Ende des Tages zitierte man fälschlicherweise Ignazio Silone, will aber eigentlich sagen „Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen ‚Ich bin der Faschismus‘ er wird sagen ‚Lol, ich war nie weg. ‚Heil 

Höcke!‘“

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Ein Hoch auf den Kapitalismus – denn er funktioniert. Werbefilme für eine Frittenschmiede aus den USA, gedreht von hoffnungsvollen FilmemacherInnen beim 99 Firefilms-Award? Erst der Anfang! Jetzt steigt auch das Immobilienhaifischbecken Vonovia in die Kunstverwertung der etwas anderen Art ein. Okay, gehen wir mal anders an die ganze Sache heran: Kunstförderung. Ein wichtiges Thema, gesellschaftliche Relevanz. Ohne Frage. Vonovia und alle anderen Firmen haben eine Verpflichtung der Allgemeinheit gegenüber, in deren Wohle zu handeln. Warum also soll nun gerade das große Bochumer Immobilienunternehmen besonders kritisiert werden? Das Problem an der ganzen Sache ist das Motto des Wettbewerbs: Um sowohl Zynismus als auch Verwertungslogik gerecht zu werden, erdreisten sich die Baulöwen, das Thema „Zuhause“ vorzugeben. Liebe Vonovia, welches Bild von „Zuhause“ ist euch denn lieb? Marode Fassaden? Kaputte Heizungen? Überteuerte Nebenkostenabrechnungen? Hängt euch doch einen Cartier-Bresson in die neue Verwaltung …   

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PS.: Happy Birthday an die meist­gehasste Email der Welt. Alles Gute, Spam!

Deine Lydia

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An die Waffen! Die CSU ruft zum Kreuzzug gegen die „unheilige Allianz von Religionsfeinden und Selbstleugnern“, wie Chefdemagoge – ähh, Generalsekretär Markus Blume die GegnerInnen des Kruzifixes zu nennen pflegt. Doch während das bayrische ChristInnenvolk noch immer am Humpen hängt und Weißwurst frisst, stehen die Unheiligen bereits vor den Toren Nürnbergs – mindestens! Da hilft kein römisches Folterinstrument in allen Behörden des Freistaats, da hilft nur das Schwert!
Wer den Ruf des Herrn nicht hören will, dem wird er eingebläut. Es ist erstaunlich, wie sicher die Mannen (und wenigen Frauen) rund um Markus Söder von ihrem imaginären Freund im Himmel geleitet werden. Waren sie es nicht, die Menschen mit solcherlei psychischen Auffälligkeiten in eine Art Schutzhaft nehmen wollten? Was ist los bei der CSU? Gott oder bigott?
Doch wie sagte schon Jesus Christus, nach Franz Josef Strauß der zweitgrößte Bayer aller Zeiten? „Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.“                              

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Fett – WLAN in der U35! Darauf haben wir gewartet, kein ätzendes Warten mehr, während man mit leicht innerer Unruhe auf das blinkende „4G“ in der Bildschirmecke glotzt und hofft, dass das Katzenvideo von 2003 lädt, das Mama einem gerade schickt – „Guck mal!“, ergänzt mit einem Potpourri von mindestens sechs unzusammenhängenden Emojis. Darunter eine Aubergine, die wir nun mal völlig anders assoziieren. Während wir mit panischem Blick und verkrampftem Nacken auf einen Handydaumen hinarbeiten, um etwas anzuschauen, das wir schon drei Mal gesehen haben und beim ersten Mal schon unlustig fanden, jammern wir bei WhatsApp die beste Freundin voll, dass der süße Typ/die süße Dame, der/die einem gegenüber sitzt einen nicht anspricht. Ja Himmel, Arsch und Zwirn wie verballert sind wir eigentlich? Mit aktivem Desinteresse auf das Nicht-Angesprochen werden hinarbeiten und dann ärgern, dass der Plan funktioniert. Ein Vorschlag für ein ganz gewagtes Experiment: Lass’ die Kopfhörer einfach mal weg und das Handy in der Tasche. 

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„Jeden Somma die gleiche Kacke in Dortmund“, sagt ein Typ hinter mir in der Kneipe, als das Derby dahin tröpfelt. Er meint aber den Fascho-Aufmarsch tags zuvor. Ausnahmezustand: Absperrungen, Personenkontrollen und dieser Hubschrauber, der einen viel zu früh aus dem Schlaf reißt. Ja, jedes Jahr die gleiche Kacke, denke ich zustimmend und verfolge, Bier nippend, den behäbigen Spielaufbau des BVB. Er meckert weiter: Die Geschäfte litten darunter. Und erst die Antifa: „Dat sind ja die schlimmsten, genauso wie die Rechten.“ Dabei durften erstere nicht mal zur angemeldeten Kundgebung. Am liebsten würde ich ihm, etwa anhand von Hannah Arendt, darlegen, wie sehr der Raum, sich öffentlich politisch auszudrücken, schrumpft und dass er ohne diese autoritär-neoliberale Kacke nicht einsam diesen hohlen Trübsinn ins Bierglas blasen müsste. Aber ich kippe nur mein Dab-Pils weg und sehe, wie Naldo den Ball zum 2:0-Sieg von Schalke reinhämmert. Der Alte poltert: „Jetzt verliern wa auch noch gegen den blauen Kackhaufen!“, Ja, denke ich, wie am Tag zuvor.   

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Im Gesundheitsministerium gibt es nicht viel zu tun, Jens Spahn muss sich also mit Themen beschäftigen, die nichts, aber auch gar nichts mit seinem Aufgabenbereich zu tun haben. Und bedauerlicherweise scheint Herr Spahn von vielerlei Dingen auch herzlich wenig Ahnung zu haben. Oder der Mann ist reif für eine gründliche Untersuchung seiner geistigen Zurechnungsfähigkeit. Mit seinem Gehalt weit über Hartz-IV-Niveau kann sich der Minister diese auch ohne Bürgerversicherung leisten, die er und seinesgleichen mit Erfolg verhindert haben.
Neuster Coup des jungen, wilden Ausreißers aus den Reihen Merkels sind seine grandiosen Sottisen gegen VertreterInnen der freien Presse, JournalistInnen der Öffentlich-Rechtlichen. Diese sollten bei privaten Meinungsäußerungen auf Twitter gefälligst Zurückhaltung wahren. Von politisch eindeutigen Kommentaren ist die Rede, abgesichert durch private Accounts. Geht es nach Jens Spahn, sollen sich die VertreterInnen der Presse also eine Selbstzensur auferlegen. Da haben wir bei der :bsz ja Glück gehabt: wir sind auch im Print unbeugsam …                          

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