Wenn der nicht existente rechte Mob durch keine Stadt zieht und natürlich nicht Menschen mit Migrationshintergrund durch die Straßen jagt, wenn ganz sicher kein jüdisches Restaurant angegriffen und keine Abschaffung der Demokratie gefordert wird, dann schlägt die Stunde von Horst Seehofer. Denn als Innenminister kann er ganz schnell seinen Schützling Georg Maaßen damit beauftragen, die freie Presse zu diskreditieren und der Unionskollege Michael Kretschmer hat Chemnitz sowieso schon entnazifiziert. Viel war da ja auch gar nicht zu tun, denn in Sachsen gibt es keine Neonazis. Ganz davon abgesehen hat Heimathorst auch viel mehr damit zu tun, für seine CSU Wahlkampf zu machen. Da freut man sich eben über straffällig gewordene Migrant*innen. Und die potentiellen Opfer? Egal! Horst Seehofer hat besseres zu tun. Etwa … Also … Ähh … Dass Herr Seehofer keiner einzigen seiner Aufgaben nachkommt, interessiert den alten Mann aus Bayern wenig, denn er weiß: Die Migration ist die Mutter aller Probleme. Nicht Grete Seehofer …     

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Was haben Bayern-SPD und CSU gemeinsam? Einen Wahlkampfslogan. Während die Christsozialen Markus Söder mit aller Macht an der Macht halten wollen und sich das Wahnsinnsmotto „Söder macht’s“ überlegt hatten, haben sie eins ganz außer Acht gelassen: den Onlinewahlkampf. Das siegessichere Motto haben sich die bisherigen Verlierer*innen der Bundespolitik gesichert, zumindest in den sozialen Netzwerken, und auch die Homepage soeder-machts.de konnten die Sozialdemokrat*innen ergattern. Während Springers nicht ganz so heißes Blatt, die „Welt“, den gelungenen Coup als „peinlich“ tituliert, scheint die SPD die erste Runde des Wahlkampfs für sich entschieden zu haben. Und auch auf der Straße nutzt man den Slogan. Man geht sogar noch weiter: der Faschingsfan Söder steht Modell für die ersten Plakatwände: Als grüner Animationsoger verkleidet prangert er mit „Ach du Schreck“ auf den Plakaten der SPD. Das hätte man nicht verhindern können, aber im Netz hätte die CSU auf der Hut sein müssen. Manchmal hat Christian Lindner vielleicht doch Recht: Digital first, Bedenken second …                

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Badehose an und los geht es, denke ich mir an diesem tropischen Nachmittag. Doch bei angeblich klammen Kommunen-Kassen werden die städtischen Bäder entweder komplett dichtgemacht – wie nun in Querenburg. Oder die Verantwortlichen entscheiden sich, die Öffnungszeiten während der Ferien auf ein Hallenbad zu beschränken. Macht ja auch Sinn. Wer will sich denn in dieser Jahreszeit abkühlen? Und so manövriert sich das einfache Volk auf engstem Raum durch das Becken: Familien, die ferienbeseelt wie eine Enten-Brut plantschen; Arrogante Athleten (wahrscheinlich BWL-Studis, die sich für den Markt abhärten), zischen wie ein Torpedo hin und her zischen, als hätten sie die Bahn für sich privatisiert. Oder: Renter*innen, die sich von den erzeugten Wellen selbstvergessen treiben lassen. Natürlich auf dem Rücken. Damit auch mal jeder mit dem haarigen Kadaver kollidieren darf. Das Finale meines Schwimmausflugs: Ein Bierbauch-Daddy, der seinen Kleinen demonstriert, wie denn so eine astreine Arschbombe im überfüllten Becken geht. Mein blubberndes Fazit: Seenot – für die städtische Sparpolitik!       

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Kennt Ihr diese Senior*innen, die ihre Brille an dem Bändchen um den Hals hängen haben? Das ist ja so praktisch. Haben wir nicht alle wenigstens schon einmal ein müdes Grinsen darüber verloren, dass die meist frech-flippigen neonfarbenen Bändchen von hinter den Ohren runterhängen wie Affenschaukeln? Nein. Natürlich nicht. Respekt vor dem Alter. Nun ja, mehrheitlich bekommen wir es ja gar nicht mit, weil wir ständig an unseren Hightechknäckebroten alias Smartphones kleben. Wie praktisch, dass es jetzt Halsketten gibt, mit schönen freshen neonfarbenen Bändern, die einen den teuersten Begleiter immer zur Hand haben lassen. Einfach um den Hals gehangen und man hat die Hände frei … Moment – ist da nicht ein Logikfehler? Ich habe das Teil dauernd in der Hand, weil ich ständig WhatsApp-Updates über das Verhalten meiner Katze verschicken muss. In der Hand. Ich muss es ja schließlich mit meinen Händen bedienen. Faktisch ist diese hippe Halskette also nichts weiter als die junge Version der peinlichen Brillenbänder. Eventuell noch als Rettungsleine bei U35-Remplern brauchbar.    

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Erwünscht waren auf dem diesjährigen Festival Bochum Total: Werbegeschenke, Gratisproben, staatliche Propaganda, Banken(werbung), Konsum

Unerwünscht war: eine antifaschistische Haltung auf der Bühne wie von der Band Radio Havanna.

Das sollte auf einem Festival drin sein! Daher eine Liste von antifaschistischen Songs und Bands, die unbedingt im nächsten Jahr dabei sein müssen:

„Nur Idioten brauchen Führer“ – But Alive

„Neo-Nazi“ – Razzia

„Deutsche raus aus Deutschland“ – The Buttocks

„Zehn kleine Nazischweine“ – Heiter bis Wolkig

„Racist Friend“ – The Specials oder wahlweise Tocotronic

„Nazi Punks FUCK OFF“ – Dead Kennedys

„Nazis im Haus“ – Terrorgruppe

„Bella Ciao“ – da können alle mitsingen.

Und bringt bunte Transparente mit!

:bent

Herzlichen Glückwunsch, Horst Seehofer. Zu Ihrem 69. Geburtstag wurden also 69 Menschen nach Afghanistan abgeschoben. In ein Land, das noch immer von Terror und Krieg gezeichnet ist. In Armut und Verfolgung. Und in den Tod. Das hat nicht zuletzt der tragische Fall eines 23-jährigen Afghanen verdeutlicht, der sich aus Verzweiflung erhängte – aber für Sie war das sicher noch das Sahnehäubchen auf dem tollen Geburtstagsgeschenk. Ich hoffe, Herr Innenminister, dass Ihnen ihr Hohnlächeln im Halse stecken bleibt. Es gibt sie tatsächlich: Momente, in denen man SPD-Politiker*innen zustimmen muss: Ihnen, Herr Seehofer, fehlt es an Charakterstärke; nicht nur für das Amt des Innenministers, Sie sind ein charakterlich schwacher Mensch. Aber somit sind Sie bestens aufgehoben in einer illusteren Reihe: Strache, Orbán, Salvini und wie sie nicht alle heißen. Weiße, alte Männer. Rassisten. Und sicher Gäste auf Ihrer Geburtstagsparty, bei der man anstoßen kann. Auf die Festung Europa. Auf Stacheldraht und Grenzregime. Und auf tote Menschen. Glückwunsch zum Geburtstag, Herr Seehofer … 

:juma

„Ausländer raus!!11einself“ Achja – apropos Elf. Die ist ja auch raus. Mit ihren ganzen Ausländern. „Nicht meine Mannschaft“, sagen sich nun viele Fans. Witzig – bei der letzten WM war das noch: „Wir sind Weltmeister!“ An dieser Stelle muss differenziert werden, um das eigene schwarz-weiße Weltbild aufrecht zu erhalten. Es gibt Gut und Böse. Also gibt es auch die guten Nationalspieler und die schlechten. Folgerichtig auch die guten und die schlechten Ausländer. 2014 waren das die Guten: Brav das Liedchen mitgeträllert, brav den Kasten verteidigt und den gegnerischen Alurahmen angegriffen und gegen die Brasilianer ordentlich versenkt. Guter Özil, braver Poldi, fleißiger Schweini. 2018 waren es die bösen Ausländer. Böser Boateng, böser Khedira und ganz, ganz böser Özil. Aber was will man auch erwarten? Eine Mannschaft aus Biodeutschen wäre besser, schließlich wissen wir ja alle: Name vor Talent. Deshalb hier die Namen der nächsten Elf: Meier, Meyer, Maier, Müller, Schulze, Schultze, Krause, Kruse, Schmidt, Schmitt und Fischer.  

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„Mami, gibt’s heute Deutschlandfahne zu Mittag?“ „Nein, Du isst Dein Gemüse!“ – Kommen Ihnen solche Sätze bekannt vor? Meinen Sie auch, zu stranden? Kein Fahnenmeer? Dann sind Sie nicht allein! Aktuelle Studien ergeben, dass jedeR dritte KundIn durch die Abbildung der deutschen Tricolore auf Nahrungsmittelverpackungen verwirrt wird. 70 Prozent der verwirrten KundInnen gaben an, statt der normalerweise enthaltenen Lebensmittel Stofffetzen in Schwarz-Rot-Gold erwartet zu haben. Die große Enttäuschung folgt zumeist auf dem Fuße. Lassen Sie sich nicht weiter beirren! Fordern Sie, was Ihnen zusteht. Kein Deutschlandfan soll weiter enttäuscht werden und statt einer saftigen Deutschlandfahne ein trockenes Stück Billigfleisch verspeisen müssen! Sie verdienen ein kühles Glas Schwarz-Rot-Blondes, kein schnödes Dosenbier! Lassen Sie sich nicht weiter an der Nase herumführen und rufen Sie uns noch heute an! Wir sind für Sie da: Bochumer Schlandfan-Zentrale (:bsz) – weil eine Wurst wie Deutschland schmeckt.  

:juma

Helle Aufregung in den USA! Was für ein Jahrhundert-, ach was: Jahrtausendereignis! Die Welt schaut zu, fiebert mit. Die Rede ist nicht vom Trump-Kim-Gipfel. „Tiny Hands“ und „Rocketman“ interessieren nicht mehr, wenn in Saint Paul, Minnesota, ein kleiner Waschbär ein mehr als 20-stöckiges Gebäude erklimmt. Die einen sehen den kuscheligen Maskenbären schon als 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten, die anderen hoffen auf weitere Kletteraktionen. Dass nicht das Treffen der Diktatoren im Vordergrund stand, sondern der Waschbär, mag für weitere Twitter-Wutausbrüche an Bord der Air Force One gesorgt haben. Covfefe! 

Wenn wir jedoch ganz ehrlich sind, ist die amerikanische Zivilgesellschaft zu beglückwünschen. Endlich einmal wird ihr Land nicht zum Gespött der Welt, endlich gute Nachrichten. Unterdessen wünscht sich Trump Untertanen wie jene unterdrückten Menschen in Nordkorea und freut sich über von seinem neuen besten Freund Kim angeordnete Exekutionen … Raccoon for President. Den USA wäre es zu wünschen.

:juma