Diesmal: Weihnachtsdeko
Heute mal eine Anekdote aus allerjüngster Vergangenheit.
Unlängst ward allerorten drei Viertel Adventskranz in Brand gesteckt. So auch bei uns fast. Wir haben nämlich keinen Adventskranz, sondern einen viergeteilten quadratischen Plastikpott, in dem vier dicke Kerzen unterschiedlicher Größe lässig vor sich hin stehen und darauf warten, angemacht zu werden. Wie also bereits angedeutet, wurde unter der Hand meiner Mutter eine der vier Kerzen Feuer und Flamme für sie, was meine Mutter dazu brachte, folgende Frage/Feststellung/Aufforderung (manchmal ist das nicht so eindeutig einzuordnen) in den Raum zu stellen: „Wir müssten auch mal so langsam dekorieren, nicht?“.
Es oblag meiner Pflicht, den für jeden Haushalt, auch den Oberklassigen, obligatorischen Karton mit der schwarzen Edding-Aufschrift „Weihnachten“ aus den oberhalb der Wohnung gelegenen Gefilden nach unten zu schaffen, ohne den Obelisken umzuschmeißen und somit Opas alte Oboe zu zertrümmern, obwohl man nicht weiß, ob es tatsächlich ein solches Instrument da oben gibt – es sei denn, man wohnt in Oberhausen oder arbeitet in einem Restaurant, als – Kellner.
Meine Mutter indes, die sich aus der Kiste bedienen wollte, half mir beim Transport, indem sie unten an der Leiter stand und den Karton an sich nahm. Dieses Vorhaben vergaß sie aber schlagartig, als sie die graubraune kleine Maus sah, die auf dem Stromzählapparat saß, der übrigens ziemlich laut, vielleicht, weil alt, ist. Stattdessen ließ sie den Karton fallen und kreischte inbrüstig. Die Maus hüpfte von Gegenstand zu Gegenstand in der Rumpelkammer, darauf bedacht, den Boden zu erreichen, derweil unsere zwei Hunde angelaufen kamen. Mit ihrer Hilfe gelang es mir, den kleinen Nager einzufangen. Die Maus legte eine Knuffigkeit an den Tag, die Mäuse nunmal so an sich haben – schwarze Knopfäuglein, lange Barthärchen, ruheloses Näschen, aufmerksame Öhrchen. Ich streichelte sie und entließ sie im Garten, damit sie, so süß sie auch war, nicht unser Korn wegessen konnte.
Später berichtete meine Mutter, im Karton waren jede Menge winziger Köttelchen zu finden gewesen, und das Knusperhäuschen fiel bei Berührung auseinander ob seiner Angenagtheit. Dort war also ihr Nest. Wozu Weihnachtsdeko alles gut sein kann. Wir fanden das drollig und lachten und wenn mein Papa aus der Arbeit kommt und wir es ihm erzählen, dann lacht er bestimmt auch drüber.
Jaja, die spannendsten Geschichten schreibt immer noch das Leben selbst.