Die lange Geschichte unserer großen, alten Nation ist um ein Kapitel reicher. Ein weiterer Akt wurde dem Schauspiel hinzugefügt. Und nein, es ist wahrlich keine ruhmreiche Episode. Seine Exzellenz, der Bundespräsident, ist von uns gegangen. Was hatte man nicht für Erwartungen in diesen brillanten Geist, Christian Wulff? Als er auf der Bühne des Geschehens auftauchte, in der Stunde der Not, der Zeit der Suche, haben alle gesagt: Ja, der kann es.
Dass der Weg zur Elite ausgerechnet über Konkurrenz statt Solidarität unter den Hochschulen führt, ist eigentlich peinlich genug. Aber, dass Handwerker und weiße Farbrollen den Studierenden derzeit verraten, wo entlang die Exzellenzbegehung auf dem RUB-Campus führen wird, ist nicht minder fragwürdig.
Jetzt also Pferde. Das Sarrazin’sche Geschwurbel macht weder Halt vor Mensch, Natur noch Tier. Aber von vorne. Allerspätestens seit Sarrazins Hetzpamphlet in Buchform, passenderweise in traditionellem Schwarz-Weiß-Rot gehalten, dürfte bekannt sein: Sarrazin mag Menschen nicht. Das heißt, nicht alle. Araber zum Beispiel. Oder Türken. Was selten bedacht wird: Auch die Natur leidet unter dem Mann, der aussieht, als hätte er eine dieser karnevalesken Brille-Nase-Schnauzbart-Masken auf.
Es dämmert. Hier und dort. Halbbewusst schneide ich mit, dass im abendlichen Radioprogramm Auszüge eines Kammermusikfestivals zu hören sind. Für das hat sich jemand einen mehrdeutigen Titel ausgedacht. „Spannungen“ heißt es. So, so. Was zum Innehalten und Nachdenken. Hätte aber sicher auch „Schwingungen“ oder „Flügeltasten“ heißen können. Im Fall des Museum Bochum wäre wohl „Streichungen“ die treffendere Variante, aber „Spannungen“ passt auch. Denn derzeit wird die Diskussion um die Sparmaßnahmen von Tag zu Tag reichhaltiger orchestriert. Erstmals auch im Internet. Die BürgerInnen überbieten sich mit Vorschlägen. Vor allem „Kein Bau des Konzerthauses“ ist immer wieder in der Vorschlagsliste zu lesen. Ein „notorischer Radfahrer“ fordert dagegen, den Dienstwagen der Oberbürgermeisterin abzuschaffen. Andere schlagen vor, die Verwaltung von Weihnachten bis Neujahr zu schließen.
Ugh. Deine Gruppe macht eine Tanztheater-Performance? Aha. Aber du willst es nicht wirklich Tanztheater nennen, es sind szenische Einlagen geplant. Es ist viel Selbsterfahrung in dem Moment, man kann es nicht so einfach beschreiben. Und das Publikum wird auch mit einbezogen. Was ganz anderes. Konventionelles Theater ist ja sonst so statisch.
Du. Mieser. Hipster.
Der Anfang aller Kulturkritik ist „überschätzt“. Trotzdem versuchen wir es immer wieder. Was ist zum Beispiel mit folgender These: Restaurants sind für die 80er, was Theater für die 60er waren. Heißer Anwärter auf das heutige Pendant dieser Analogie dürfte dann wohl Facebook sein.
Immer diese Selbstzweifel. Bin ich ein Spießer, wenn ich den Heizungsinstallateur nicht mit brennender Kippe an meine potentiell defekte Gasheizung lasse? Er steht im Treppenhaus und schaut mich unschuldig an. Ich zögere. Vielleicht einen Moment zu lang, Handwerker sind ja nicht doof. „Ich rauch dann mal hier auf“, kombiniert er blitzschnell und bleibt im Treppenhaus stehen. „Ich verrat’s auch nicht der Hausverwaltung“, signalisiere ich mein Einverständnis, während es in meinem Hinterkopf schon wieder schreit: Spießer! Spießer!
(haje) Ach, Krankheit, oh Siechtum! Selten hatte ich an etwas so viel Freude wie an meiner Lungenentzündung. Allein die Diagnose: Lungenentzündung. Das ist doch mal was. Meine Krankheit nimmt euren lächerlichen Erkältungen in der großen Pause das Essensgeld weg, ha! „War das nicht vor einer Weile noch tödlich?“, frage ich gut gelaunt meinen Arzt, nachdem er mir von seinem Verdacht erzählt hat. „Das ist auch heute noch tödlich“, antwortet der Onkel Doktor ebenso fröhlich, ein feines Lächeln umspielt seine Lippen. „Das ist schlecht, ich muss gleich nach Oggersheim“, antworte ich. „Ich glaube nicht, dass Sie in den nächsten Tagen sterben“, lächelt der Arzt. „Ja, so schlecht geht’s mir auch wieder nicht“, flöte ich und verlasse beschwingt die Praxis. Endlich habe ich mal was zu erzählen!
Wer in einem katholischen Betrieb arbeitet und seinen Job behalten will, darf keine Witze über Papst Benedikt XVI. machen. Das urteilte im Oktober das Sozialgericht Konstanz. Gut, dass ich nicht für die Caritas arbeite und das auch nicht vorhabe. Denn was jetzt kommt, findet wohl kein Gefallen beim katholischen Großchef.