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Mein Freund Stiller und ich hatten wieder einmal Stress mit den Faschos gehabt. Wir waren damals noch als Punx unterwegs, und kleinere Handgreiflichkeiten zwischen uns und den Faschos betrachteten wir eher als gymnastische Ertüchtigung denn als körperliches Ungemach. Doch dieses Mal hatte es Stiller besonders schlimm erwischt: Eine Bierflasche hatte seine Kopfhaut aufplatzen lassen, und bei dem Versuch den abgebrochenen Flaschenstumpf seines Angreifers mit dem Unterarm abzuwehren, hatte er sich eine tiefe Schnittwunde zugezogen. Das Ganze war in der S1 Richtung Wattenscheid passiert.

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Der Campus als Kultursystem ist gescheitert. Denn auch auf dem Campus erzielt die Werbeindustrie durch die konzentrierte Zerstörung eines jeden längeren Gedankenganges kräftige Gewinne, die letztendlich mit einem globalen Gesamtausfall der Intelligenz bezahlt werden müssen. Der Mensch fällt zurück in seine Eindimensionalität.

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Schopi, hat der Leser oder die Leserin liebevoll über eine Textpassage in Kierkegaards „Entweder – Oder“ geschrieben. Obwohl es sich sehr wahrscheinlich um eine Leserin handelt, denn das I ist ein kleiner Kringel, und kringeln tun Männer nur sehr, sehr selten. Überhaupt hat die Leserin (oder, auch weiterhin, der Leser!) auf den 933 Seiten gekritzelt, gekringelt, unterstrichen, angemerkt, übersetzt, ein Post-it angebracht (darauf stehen, das soll der geneigten Leserschaft nicht vorenthalten werden, die Worte Zeit und Schwermut) und auf Seite 164 eine Büroklammer angebracht.

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Tja, das ist natürlich Kolumnistenpech, so zwischen Kamishibai-Kamikaze und Betäubungsmittel-Origami feststellen zu müssen, dass die Idee, die man soeben zu Papier gebracht, bereits im Fernsehen lief: RAF – The Game, heißt der Beitrag von NDR-Extra3, der mich mal locker um den Pulitzer-Preis gebracht hat; aber: Es war wirklich eine gute Idee der französischen Firma G-Gomme, rechtzeitig zum Kinostart des Baader-Meinhof-Komplexes die passenden Aktionsfiguren auf den Markt zu bringen. Auch die linguistische Spitzfindigkeit in der Unterscheidung zwischen herkömmlichen Actionfiguren und Aktionspüppchen, wegen „direkter Aktion und so“ (Werbetext, G-Gomme), ist voll gelungen.

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„Leistungsbereitschaft, Zuverlässigkeit, Selbstständigkeit, Verantwortungsbereitschaft, Konfliktverhalten und Kooperationsfähigkeit“ prägten seit Einführung der Kopfnoten vor Jahresfrist die Selektionscharts der Arbeitgeber. Im kommenden Schuljahr hoch im Kurs sind selbstverständlich einmal mehr „Leistungsbereitschaft“ und „Zuverlässigkeit“ – neu in den Charts ist „Sozialverhalten“. Aus bisher sechs Kopfnoten werden jetzt also drei. Das macht auch die Benimmnotenvergabe an den Schulen pro Kopf gleich viel ökonomischer und lässt die substantiellen Selektionskriterien dennoch im Kern unberührt.

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Von stolpernden Polizisten und präventiven Anzeigen

Als K. vor Gericht befragt wird, was sich zum angeblichen Tatzeitpunkt zugetragen habe, schildert er ruhig und sachlich die groteske Abfolge der Ereignisse. Am Abend des 11.11.2007 waren von Anwohnern einer Bochumer Vorstadtsiedlung, die gehört haben wollten, wie im Wohnumfeld möglicherweise Sachbeschädigung verursacht worden war, die staatlichen Ordnungskräfte auf den Plan gerufen worden.

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Bist du unglücklicher Single? Das ist schade. Bist du klug, überdurchschnittlich gut situiert und wohlerzogen? Bist du Akademikerin, irgendwo Chef oder hast gar einen der Berufe mit den klangvollen neumodischen Namen (Controller, Projekt-Manager, Assistentin im Bereich Product-Placement)? Dann ist ja gut. ElitePartner.de wird dir helfen.

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Während des Semesters kommt es schon mal vor, dass man die nötigsten Lebensmittel und Hygieneartikel unter Zeitdruck zwischen Vorlesung und Hausarbeit schnell mal eben auf dem Weg nach Hause holen will. Man kalkuliert ungefähr eine halbe Stunde Zeitaufwand ein, mehr Zeit darf unter keinen Umständen draufgehen. Doch dann kommt alles anders als gedacht, mit dem Piepen des Grauens.

Damit soll nicht das morgendliche Klingeln eines elektronischen Weckers gemeint sein, sondern der wundervolle Ton eines Diebstahlsicherheitssystems im Kaufhaus. Aber der Reihe nach. Nach der Uni bin ich ab in den Zug und dann vom Bahnhof in den Lebensmittelladen. Der Rucksack war somit schon zum Bersten voll mit Uniunterlagen, Obst, Gemüse, Brot, Käse und Milch. Auf dem Weg nach Hause komme ich an einer Drogerie vorbei, wobei mir einfällt, dass sich Zahnpasta- und Deovorräte dem Ende zuneigen. Kurz entschlossen sollen diese aufgefüllt werden. Doch schon beim Betreten des Ladens wird klar, das dauert länger.
PIIIIIIIIIIEEEEEEEEEPP! PIIIIIIIIIIEEEEEEEEEPP! PIIIIIIIIIIEEEEEEEEEPP! PIIIIIIIIIIEEEEEEEEEPP! PIIIIIIIIIIEEEEEEEEEPP! PIIIIIIIIIIEEEEEEEEEPP!
Alle Augen richten sich auf mich. Aus meinem Gesicht sprechen Verwunderung und Unschuld. Naja, eigentlich schreien sie, um das Piepen zu übertönen. Eine nette Kassiererin stellt das Piepen vorerst ab. „Kommen sie doch mal hier rüber“, spricht sie mich an. „Aber, aber, aber ich bin doch gerade erst reingekommen!“ antworte ich. „Haben sie irgendwo schon was gekauft, Elektronikartikel, neue Schuhe, neue Jacke?“ „Nein, nur Lebensmittel.“ „Zeigen sie mal her!“. Normalerweise würde ich an diesem Punkt sagen „Nein Danke, leck mich am PIIIIIIIIIIEEEEEEEEEPP!“, nur aus reinem Interesse, was denn da gepiept haben könnte, mache ich diesmal mit. Aber die Suche führt zu nichts: Weder die Äpfel, noch der Gouda geben Geräusche von sich. „Vielleicht das Handy?“. „Nein, das ist aus.“.
Da sich die anderen Kunden schon beschweren, dass ich die Kasse aufhalte, lasse ich den Rücksack dort stehen und kaufe meine Hygieneartikel. Beim Verlassen des Ladens kündige ich großartig an: „Ich war’s nicht“, und ziehe piepend von dannen.
Aber was hat mich piepen lassen? Geklaut hab ich nix und zugesteckt hat mir auch niemand was. Einen Chip zur Verhütung von Schwangerschaften trage ich auch nicht in mir (als Mann etwas sinnlos). Aber dann machte es klick. Der RFID-Chip auf dem Studierendenausweis! Mehrmaliges Wiederholen führte zum Ergebnis, dass dies wirklich der Grund gewesen sein muss. Das Wunderbare für gebührengeplagte Studierende: Nachdem sich die VerkäuferInnen in der Drogerie an das Piepen gewöhnt hatten, verlieh ich dem Wort Studierendenrabatt natürlich eine völlig neue Bedeutung…

Es war einmal während meines letzten USA-Aufenthalts. „As for Chicago, you‘ll always have a place to stay“, so sagte sie doch, meine amerikanische Freundin und Arbeitskollegin. Also nach nem netten Aufenthalt im warmen Las Vegas auf nach Illinois. Doch sie hatte die ganze Wahrheit noch nicht ausgesprochen: „But my house is haunted“, fügte sie alarmierend hinzu… Na klingt doch lustig, wahrscheinlich die US-Version von Schlossgespenst Hui Buh, die da durch die Räume des Basement-Garden-Appartments in dem verwitterten Mietshaus spukt… Doch weit gefehlt! Die nächsten sieben magische Tage und (vor allem Nächte!) sollten mich bald eines Besseren belehren…

Nette, menschliche Geister von Verstorbenen waren es auf jeden Fall. Zwar nicht zu sehen, aber ihre Präsenz durchaus zu spüren und zu hören!!! Vor Allem der eines älteren Mannes, welcher zu Lebzeiten ebenfalls in diesem Haus gewohnt zu haben behauptete. Denn dieser fürsorgliche Untote sorgte sich stets sehr um das Wohlergehen von uns jungen Menschen: Konnten wir unsere Zeit nicht sinnvoller nutzen, als qualitativ minderwertige Nachmittags-Talkshows zu sehen?! Und, BUMM! Jedes Mal schaltete der Unsichtbare von Montel und Oprah auf informative Nachrichtenkanäle um! Oder noch besser: Schaltete das Gerät komplett aus! Es half alles nichts, auch das Gerät vom Stromnetz zu trennen, hielt ihn nicht auf, die Nachrichten der Welt aufzunehmen.
Doch nicht nur tagsüber gingen einem die Untoten manchmal auf den Geist, denn die unruhigen Seelen waren auch ausgesprochen nachtaktiv: Die am Abend zuvor aufgeschnittenen Käsepackungen waren am Morgen fest verschlossen wie neu gekauft, in der Nacht gingen in der Küche Teller zu Bruch und so einiges mehr. Vor Allem ein deutscher Scherzartikel-Aschenbecher, der zu husten anfing, sobald die qualmenden Kippen die eingebauten Kontakte berührte, hatte es der technikbessenen Seele angetan. Und so begab es sich, dass ohne unser Zutun, gegen vier Uhr morgens eben dieses Bochumer Mitbringsel eine Hustenattacke nach der anderen erlitt. Wer da wieder hinter steckte, war klar. Auch der Versuch, den Aschenbecher unter den Spülstein zu verbannen, ging nicht lange gut.
Dennoch: Irgendwie hatte man sich schnell an den Spuk gewöhnt, und nach sieben Tagen hieß es Abschied nehmen: auf geistreiche Weise. Vor dem Verlassen der Wohnung zum Flughafen ließ sich plötzlich das Wohnungslicht nicht mehr ausschalten.
Und dann beklagte meine amerikanische Freundin auf einmal das Verschwinden ihres Hausgeits: Ganz einfach: Der Geist kam mit, und „missbrauchte“ bald back in good (c)old Germany ein neues technisches Wunder, mein Handy. Dieses führte plötzlich ein Eigenleben, indem es unsere Festnetznummer anrief, obwohl es in Sichtweite nur in meinem Rucksack schlummern sollte, Tasten waren keine gedrückt, im Gegenteil, die Tastensperre war ebenfalls eingeschaltet.
Währenddessen wurde der gute Geist in Chicago vermisst, doch irgendwann wurde es der Kreatur im global erwärmten Deutschland zu warm, und sie nahm den nächsten Flug zurück in die USA…

So thront die kampfeslustige Konsumaufforderung derzeit von vielen deutschen Plakatwänden. Nicht der Kaplan klebte sie dorthin, sondern die freistaatliche Brauereianstalt zu Weihenstephan bewirbt ihr neuestes Produkt: Xan mit Xanthohumol.

Wie bitte was?! Genau das verrät die Werbung nämlich nicht. Also fangen wir mal schön von hinten an. Xanthohumol ist ein stark wirkendes polyphenoles Antioxidanz. Antioxidantien sind scheinbar wichtig für die menschliche Ernährung, denn diese Substanzen helfen, einen hohen Cholesterinspiegel, Herzerkrankungen und Krebs, sowie Alzheimer zu verhindern.
Falsch geraten. Nicht etwa ein neuartiges Medikament kommt auf den übersättigten Markt, sondern ein, wie der Name XanthoHUMOL für Halbgebildete schon erahnen lässt, etwas Hopfen (lat. Humulus lupulus)-haltiges. Richtig geraten. Es geht um der Deutschen ihr zweitliebstes Getränk: Bier.
Dass Bier neben etwa 8.000 chemisch wirksamen Substanzen auch Xanthohumol enthält, war schon länger bekannt. Auch die krebshemmende Wirkung des Xanthohumols im Laborversuch ist nichts Neues. Neu hingegen die Menge des im Xan betitelten Bieres aus Weihenstephan. Mittels eines veränderten Brauaufbaus und ohne Verletzung des deutschen Reinheitsgebotes wird in den geheiligten Hallen der Brauerei eine etwa 30fach so hohe Konzentration an Xanthohumol im Xan erreicht. Das soll wie gesagt gegen Krebs und eventuell sogar gegen die Malaria helfen. Die Labormäuse waren die ersten zufriedenen Patienten.
Auch wenn das Zeug nicht ganz billig ist hat die bsz in alter Biertesttradition Xan für euch getestet. Die 0.33l-Flasche kostet im Getränkefachhandel ganze 79cent. Gekauft wurden die beiden Sorten Xan Hefeweißbier und Xan Wellness Alkoholfrei. Das Hefeweißbier schmeckt wie jedes andere Hefeweißbier auch: Bäh. Na gut, sagen wir: fruchtig, malzig, bäh. Trotz guten Rülpsverhaltens (vgl. bsz Nr. 542) kann durch das entstehende Völlegefühl keine positive Wertung erfolgen. Vielleicht fangen aber auch bloß die kleinen Xanthohumole in meinem Magen an zu wirken.
Geschmacklich nicht überzeugender ist auch Xan Wellness. Dieses schmeckt wie eine Mischung aus Multivitaminsaft, Bionade und tatsächlich ein wenig nach Bier. Die ersteren Geschmackseindrücke rühren wohl von den zugesetzten Vitaminen, Folsäure und Kräutern. Doppelbäh. Da hilft auch nicht die kurzprosaische Aufschrift: Erfrischt die Gesundheit und tut Körper, Geist und Seele gut.
Meine Wertung: zweimal eine klare 5 für die beiden Xans. Kauft euch lieber für das Geld zwei ehrliche Flens. Das enthält übrigens Alkohol in ausreichender Menge und schmeckt besser.