Bild: Das KunstWerk : Station 3 auf meiner Tour durch Köln. , 44 Museen in einer Nacht in Köln Bild: lor

Reportage. Bar-Hopping war gestern, Kultur ist heute! Die Museumsnacht Köln entführt einmal im Jahr in 44 verschiedene Lokalitäten – von großen Museen bis hin zu versteckten Ateliers, gespickt mit Ausstellungen, Lesungen, Konzerten und Workshops. Redakteurin Andrea hat sich für Euch in der Rheinstadt umgesehen und sich vier Hotspots herausgepickt. 

1: Museum Ludwig

19:30 Uhr. Einmal im Jahr werden die Wesen gleich nach Einbruch der Dunkelheit wach: die KunstliebhaberInnen und 

FreundInnen der urbanen Kultur, die sich im Rahmen der Kölner Museumsnacht in diversen Ausstellungen tummeln. Zwischen 19 und 2 Uhr, in der Nacht auf den 5. November, konnten so Perlen entdeckt werden.

Für mich geht es nach der obligatorischen 20-minütigen Verspätung des Nahverkehrs etwas später los, aber: Die Nacht ist ja noch jung. Die erste Station des Abends ist das Museum Ludwig, direkter Sitznachbar des Germanisch-Römischen Museums und des Kölner Doms. Berühmt ist das Ludwig vor allem für seine umfangreiche Sammlung der modernen und zeitgenössischen Kunst. So finden sich neben den bekannten Pop-Arts eines Andy Warhol (diese Sammlung ist die größte in Europa!), eine Sammlung der Neuen Sachlichkeit mit Bildern des Düsseldorfers Otto Dix auch die kubistischen Werke eines Pablo Picasso – dessen Keramiken und Figuren es mir tatsächlich angetan haben. Auf mehreren Stockwerken werden die GästInnen mitgenommen auf eine Reise durch die Moderne. Doch seien wir ehrlich: Ein unbekanntes Juwel ist das Ludwig nicht. 

2: raum13

21:20 Uhr. Weiter geht es im Fahrplan: Mit dem Shuttle Bus Nummer 4 Ost geht es über den Rhein – man bewundere das illuminierte Panorama der Stadt – Richtung Köln-Deutz, wo abseits der großen Museen Kunst gemacht und gezeigt wird. In einer ehemaligen Lagerhalle befindet sich das raum13 Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste. Der architektonische Industriecharme fühlt sich gleich wie Heimat an. Das raum13 vereint innerhalb seiner Mauern Kunst, die nicht kategorisierbar ist: ein wenig Theater, Performance, Philosophie und Bildende Kunst. raum13 ist ein Kunstprojekt von Anja Kolacek und Marc Leßle.

Leider kann abseits einer geführten 45-minütigen Tour nicht viel auf eigene Faust erkundet werden. Doch die Menschen sind gesellig. „Hier wird aus einer Industriebrache ein Stück Kunst und ein Stück Stadtentwicklung gemacht, was einfach nur beglückend ist“, erzählt Benjamin Schad, Regisseur an der Oper Köln und seit 2011 in das Projekt involviert. „Das ist eine Sensation hier, das kann man nicht anders sagen.  Das hat einen ganz anderen Inhalt und eine andere Intensität.“

3: KunstWerk

22:40 Uhr. Ein paar Minuten tiefer Richtung Deutz geht es zur nächsten urbanen Sammlung: dem KunstWerk. Kleine Nischenateliers treffen auf Keller-Räume, die sich vorzüglich für Konzerte eignen. Über 150 MusikerInnen und KünstlerInnen tummeln sich auf 5.000 Quadratmetern.  So fasziniert Andreas My mit filigranen Skulpturen aus Papier und Garn seine GästInnen, die Formen entstünden ganz von selbst.

Die Frage, was eigentlich kulturell betrachtet deutsch sein soll, stellt der Graphiker und Maler Manfred Gabriel derweil und verblüfft den/die eineN oder andereN. Wie,  Boney M. sind deutsch? Und ja, der schnieke Mercedes, gemeinhin stellvertretend für  das „Deutschsein“, ist eine iberische Erfindung. Doch auch politisch angehauchte Kunst – Trumps Gesicht eignet sich anscheinend für allerlei Verunstaltungen – und verspielte Glaskunst können Tür an Tür bestaunt werden. Auch Eigeninitiative ist drin: Im Rahmen einer Mail- und Zeichenschule können GästInnen selbst ans Werk gehen. Zu veganer Nussecke lausche ich dann noch eine Weile Octo aus Köln, einer der vielen Bands allein in dieser Nacht. Hier fühl’ ich mich wohl!

4: Kunsthaus Rhenania

23:20 Uhr. Dank der fortschreitenden Zeit lande ich in meiner letzten Location für heute Nacht: dem Kunsthaus Rhenania, einem direkt am Rhein gelegenen, ehemaligen Getreidespeicher. Auch hier treffen verschiedene Kunstschaffende aufeinander. Eher aus Versehen lande ich in der Finissage der Ausstellung „Istanbul“, einem Gemeinschaftsprojekt einiger KünstlerInnen, die sich auf verschiedene Weise mit der Stadt auseinandersetzen. Fotografien mit dem Thema Gentrifizierung hängt eine Großaufnahme einer in Schutt sitzenden Frau gegenüber: zwei Seiten einer Millionenmetropole. 

In den oberen Stockwerken finden sich einmal mehr Ateliers. Dazwischen geben verschiedene MusikerInnen den Werken eine ganz neue Note. So spielt die hauseigene Instant Clubband energetisch eigene Stücke im Halbdunkel. Allerdings achtet keiner mehr auf die dahinter hängenden Malereien!  

Es ist beinahe 1 Uhr morgens, als ich am Kölner Hauptbahnhof – erneut mit Verspätung, wie sollte es anders sein – Richtung Ruhrgebiet fahre. Vier von 44 Kunstorten: kein allzu guter Schnitt, aber was soll’s. Nächstes Jahr geht’s wieder hin!

:Andrea Lorenz

0 comments

You must be logged in to post a comment.