Seit dem 12. Januar ist die Ruhr-Uni im Kampf um die Eliteförderung weiter. Das freut uns natürlich. Endlich hält ein internationaler Flair Einzug auf dem Campus, und bald wird die RUB in einem Atemzug mit Harvard, Yale und der Sorbonne genannt werden. Freilich wird die äußerliche Anpassung an unser neues, elitäres Image noch ein bisschen dauern. Obwohl gerade unser Campus aus einem Guss der Betonmischmaschine ein Grund dafür war, endlich exzellent zu sein: „Starke Vernetzung einer kooperationsfreudigen Wissenschaftlergemeinde auf einem geschlossenen Campus mit kurzen Wegen“, erklärt Rektor Weiler den triumphalen Einzug in die Welt der Elite.
In dieser Welt findet sich aber nicht JedeR zurecht. Absolut unabdingbar sind hervorragende Englischkenntnisse. Denn wer sich um eine Stelle als NobeldoktorandIn an der „Ruhr-University Research School“ bewerben und seine Application Form ans „International Postgraduate Center“ schicken will, muss sich erst einmal für einen Academic Aim deciden, äh, entscheiden. Ist die „Aufnahme in die School“ aber erst geglückt, kann man Leute ins „Executive Board der School“ wählen und beim „Research Training“ prima neue Erkenntnisse erforschen.
Englisch ist aber nicht alles. Es gilt auch, allerhand Neologismen ins Hirn aufzunehmen: „Exzellenzcluster“ ist zum Beispiel eine der Wortschöpfungen, die wir der Exzellenzinitiative zu verdanken haben – so brandneu, dass sie noch nicht im Duden steht. Das Erlernen neuer Worte lohnt sich aber. Schließlich sollen die zehn auserkorenen Eliteunis am Ende zu „Leuchttürmen der Wissenschaft“ werden und noch dazu viel Geld einheimsen. Für jeden geförderten Cluster gibt es jährlich 6,5 Millionen Euro, für ein Gesamtkonzept 21 Millionen. Im Kampf um wertvolle Drittmittel aus der Wirtschaft kochen die Emotionen der Unileitungen hoch. In Berlin, dessen Unis in der ersten Runde umgehend rausgeflogen waren – zu Recht, merke ich als ehemalige Studentin der FU Berlin an – wurde schon ein Komplott gegen die ohnehin verarmte Stadt gewittert. Irgendwie, man will da nicht spekulieren, haben es jetzt doch zwei Berliner Unis weiter geschafft.
In Bayern und Baden-Württemberg herrscht Selbstzufriedenheit. Am Größten ist die Freude aber in Bochum. „Ein bisschen Sekt haben wir heute schon getrunken“, erzählte der Rektor verwegen dem SPIEGEL. Unsere Chancen auf den finalen Sieg schätzt er aber als „fifty-fifty“ ein, der clevere Fuchs. Der SPIEGEL bezeichnete die RUB übrigens unverschämt als „Außenseiter“. Das ist sehr frech, wo wir doch alles haben, worauf es bei der neuen Elite ankommt: Studiengebühren, völlig überfüllte Seminare, Bezahlklos und vieles mehr. Schließlich muss das Geld für die paar Projekte, deren Förderung sich für Firmen lohnt, irgendwo herkommen. Wer am Füllhorn der elitären Möglichkeiten teilhaben will, sollte übrigens am Besten Natur- oder Wirtschaftswissenschaften studieren, denn kein Konzern ist so doof und fördert das Erlernen von Altisländisch. Deshalb werden Studiengänge wie Skandinavistik auch fix zum Orchideenfach hochstilisiert und dann abgeschafft. Wenn wir irgendwann nur noch fünf Fakultäten haben, kann endlich wieder toll interdisziplinär gearbeitet werden.
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