Glosse: An der Ruhr liegt die Kraft

Letzte Woche Freitag im Audimax: Banges Warten auf die Namensverkündung zukünftiger Hochschulen mit Prädikat „Elite“. Die Vorzeichen standen schlecht. Scheinbar niemand hat mit einem Erfolg bei der diesjährigen bundesweiten Exzellenzinitiative gerechnet. Und außer den Verantwortlichen einer großen Bochumer Bildungseinrichtung, deren kostenlose Zeitung ihr wahrscheinlich just in der Mensa sitzend mit Puztasose und Rodeomix vollkleckert, schien im Vorfeld nicht mal jemand großartig Interesse an einer außerordentlichen Förderung zu haben. Ein paar Doktoranden vielleicht noch, deren Grundlagenforschung ohne additionalen Kapitalfluss im Sande versinkt. Oder ein paar Weltfremde im Glauben sie bekämen als Absolventen einer Elite-Universität mehr Frauen ab oder schneller eine Festanstellung. Alles traurige Einzelschicksale.
Gnadenlos verkackt
Ein schweizer Professor (genauer: Prof. Dr. net. rat) am Lehrstuhl für allgemeine Mechanik hat es so formuliert: „Wenn die Ruhruniversität zu den Siegern zählte, wäre das so als gewinne der FC Basel die Championsleague.“ Hackl-Klaus sollte Recht behalten. Mal ganz davon abgesehen dass der Verfasser dieser Spalten nicht mal weiß ob es in Basel überhaupt ein professionelles Fußballteam gibt, hat natürlich die Ruhruniversität in der Endausscheidung gnadenlos verkackt. Rektor Weiler nannte es eine „äußerst knappe Entscheidung der Juroren“, ein „Fotofinish“ und bestimmt auch irgendwie so was wie „keine Schande gegen Aachen und Co den Kürzeren zu ziehen“. Als RUB’scher Black Friday 2K7 wird er in die Annalen eingehen. Ein Blick ins Audimax offenbarte neugierigen Augen an diesem Nachmittag dennoch einen Sekt- und Bierausschank in einem Maße, das darauf schließen ließ, dass „exzellent“ der Wortstamm der neudeutschen Wortkreation „auf Ex“ sein muss.
Wayne???
Wir in der bsz tragen das alles mit Fassung. Der Druck auf uns ist schon groß genug, sind wir doch Deutschlands einzige Studierendenzeitung die seit mehr als 40 Jahren regelmäßig erscheint und sogar einen Eintrag bei Wikipedia vorzuweisen hat. Nicht auszudenken wenn man nun auch noch den Namen unseres Blattes in einem Atemzug mit „Cambridge“, „Göttingen“ und „Elite“ nennt. Sind wir mal realistisch: In Aussicht gestellte Fördergelder in einer rauen Menge von 21 Millionen Einheiten europäischer Einheitswährung hätten unsere redaktionellen Missstände auch nicht behoben. Doktoranden haben wir nicht in unseren Reihen und auf das oben verwendete Adjektiv „weltfremd“ möchte ich aus Gründen, die mich selbst belasten nicht näher eingehen.
Bochum hat einfach andere Qualitäten. In der Ruhr siedeln wieder Lachse, ein netter junger Mann hat mir am Wochenende erzählt, dass er dabei ist ein Rugbyteam aufzubauen und Beton brennt nicht so gut. Fördergeld gibt’s keins, dafür hat unsere Uni aber seit den Britpoppern von „Kaiser Chiefs“ eine Hymne von Weltformat. Ruby Ruby Ruby Ruby. Davon kann Göttingen nur träumen.
pxb

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