Die WAZ ist im Steiger-Fieber. Im Zuge der heftig umstrittenen Preis-Verleihung hatte die Zeitung offenbar Probleme, sich zwischen kritischem Journalismus und hemmungsloser Hofberichterstattung zu entscheiden. In ihrem Artikel über die „feierliche Gala mit königlichem Glanz“ outet sich Britta Bingmann als Fan der Reichen und Schönen. Begeistert berichtet sie: „Und dann endlich, ist Königin Silvia an der Reihe: Im schlichten royalblauen Kleid mit Perlenkette kommt sie voll faszinierender Anmut auf die Bühne […].“ Ihre Rede sei „berührend“ gewesen. Dann erfährt man noch hintergründiges über das Gala-Dinner und über ein privates Handygespräch des Schauspielers Hannes Jaenicke, „,Eine Freundin mit einem Ehedrama, furchtbar.“‘ So, als wäre nichts gewesen. Als hätte die WAZ nicht durchaus auch über die Proteste berichtet, die dem Veranstalter im Vorfeld schlaflose Nächte bereitet haben dürften. Als hätte die WAZ nie eine Online-Abstimmung über die Preisverleihung für Erdogan gestartet, bei der diese praktisch einstimmig für „unerträglich“ befunden wurde. Die Veranstaltung sei dann unberührt von der „ganzen Aufregung“ von statten gegangen, „Man hat ja schließlich nicht oft eine echte Königin zu Gast.“
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