Im Bochumer Tierpark war Mitte März beschlossen worden, dass ein 650.000 Euro teures Großprojekt namens „Zoologischer Bewegungsspielplatz“ gebaut werden soll. Nun muss dieses Vorhaben vorerst auf Eis gelegt werden, da Kea-Weibchen „Elpheba“ zum ersten Mal Eier gelegt hat. Zoodirektor Ralf Slabik möchte mit dem Baustopp einen bedeutenden Beitrag zum Tier- und Artenschutz leisten, da die neuseeländischen Bergpapageien als stark gefährdet gelten und die erfolgreiche Zucht in Menschenhand eine außergewöhnliche Angelegenheit ist.
„Es ist wichtig, dass wir nun mit Bedacht und Ruhe vorgehen. Daher werden sich die ersten Baumaßnahmen vorerst auf die umliegenden Flächen konzentrieren,“ so Slabik nach dem Fund der vier Eier. Das Keapaar „Elpheba“ und „Pierro“ lebt nun schon seit fünf Jahren im Tierpark Bochum, nachdem sie als Jungtiere ins Ruhrgebiet gebracht wurden. Das Erstgelege der beiden ist eine Sensation für den Zoo. Allerdings ist es gut möglich, dass die neuseeländischen Nestorpapageien wahrscheinlich mehrere Anläufe für einen Bruterfolg benötigen, da ihr Brutverhalten kompliziert ist. Eigenwillige Partnerwahl, extrem lange Jungenaufzucht und geringe Nachkommenzahl sind hierbei zu nennen.
Neuseelands fliegende Neugier
Beheimatet sind die Bergpapageien in den Neuseeländischen Alpen, wodurch ihre Art die weltweit einzige ist, die außerhalb von tropischen Gebieten lebt und in verschneiten Regionen überwintern kann. Die Keas gelten als intelligent, neugierig und sehr verspielt, was sich an ihrer Vorliebe für Untersuchungen von Gegenständen aller Art widerspiegelt.
Infobox
Name Kea / Bergpapagei (Nestor notabilis)
Herkunft Neuseeländische Alpen
Größe etwa 45 cm
Gefieder olivfarben
Berühmt für seine hohe Intelligenz
Auf der Roten Liste seit 2000, gilt als gefährdet
Nichts ist vor ihrer Neugier sicher, wobei sie oft mutwillig die zu untersuchenden Objekte beschädigen oder gar zerstören. Zudem sind sie in der Lage, Werkzeuge zu benutzen und sich selbst im Spiegel wiederzuerkennen.
Vom Menschen bedroht
In Neuseeland genießen die Keas jedoch einen schlechten Ruf bei der Bevölkerung und vor allem bei den FarmerInnen, die hauptsächlich Schafe züchten. Ihre zerstörerische Neugier und die Eigenart, dass sie lebenden Schafen die Haut aufreissen, um an ihr Fett zu kommen, war für viele Menschen ein Dorn im Auge. Bis 1970 wurde der Bestand der Vögel im Rahmen einer von der Regierung geförderten Kampagane stark dezimiert. Seit 2000 stehen Keas auf der Roten Liste und gelten als gefährdet, wobei ihr Bestand weltweit auf 1.000 bis 15.000 geschätzt wird. Obwohl Keas heute unter Artenschutz stehen, kommt es immer wieder zu illegalen Tötungen.
Es besteht Hoffnung
Dennoch sind die ungewöhnlichen Vögel in den weniger zugänglicheren Gebieten noch relativ zahlreich vorhanden und verblüffen weiterhin Wandernde und Bergsteigende mit ihren Spielereien. Was diese Zoten angeht, so muss man nicht bis nach Neuseeland fliegen, um sie zu sehen: Im Tierpark Bochum sind Elpheba und Pierro hoffentlich bald mit Nachwuchs beim Spielen und Entdecken zu beobachten.
:Eugen Libkin
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