Das Bild vom smogdurchsetzten und rußbedeckten Ruhrgebiet hält sich hartnäckig in den Köpfen der Menschen – zumindest in denen, die den Pott nur vom Hörensagen kennen. Wer hier schon einmal auf eine Halde gestiegen ist, weiß, dass man vor lauter Bäumen die Stadt kaum sieht. Trotzdem können Kommunen, Firmen und jedeR Einzelne von uns dazu beitragen, dass es um Klima und Natur noch besser bestellt ist. Das Großprojekt klimametropole RUHR 2022 will bis zum titelgebenden Jahr entscheidend dazu beitragen, dass aus dem Revier eine nachhaltig haushaltende und lebenswerte Region wird. Wir befinden uns mitten in der Auftaktwoche dieses „Dekadenprojekts“, die noch bis zum 3. Oktober mit 200 Veranstaltungen auf die Klimametropole hinweist.
Das Ruhrgebiet hat sich gewandelt – soviel ist klar. Aber man braucht gar nicht lange zu suchen, um zu sehen, dass das Ruhrgebiet trotz allem noch weit von der Utopie einer „grünen Lunge“ entfernt ist: In Duisburg glühen die Hochöfen, qualmende Kohlekraftwerke erheben ihre Schlote über Herne, im Chemiepark Marl brodelt es kräftig. Dem ineffektiven öffentlichen Nahverkehr zwischen den Städten sei Dank, blasen unfassbar viele Pkw ihre Abgase in die Revierluft. Haushalte und Alltagsleben sind hier oft genauso ineffizient und gedankenlos wie im Rest der Republik.
Umwelttechnik ist ein Wirtschaftsmotor
„Ziel ist zu beweisen, dass Wirtschaft und Ökologie sich nicht gegenseitig ausbremsen“, sagen die OrganisatorInnen des Projekts. „Im Gegenteil: Ob bei den Menschen zuhause, in Unternehmen oder im öffentlichen Raum – Energieeffizienz und der Einsatz erneuerbarer Energien können als echter Wachstumsmotor fungieren und nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Lebensqualität schaffen.“ Was das n.a.t.u.r.-Festival in Bochum also im alternativen, künstlerischen Rahmen macht (siehe Schwer:Punkt auf Seite 8), das macht die Klimametropole in größerem Umfang und hat auch Politik und Wirtschaft im Blick.
Dabei sieht sich dieses Projekt des Regionalverbandes Ruhr (RVR, Zusammenschluss der Ruhrgebietsstädte und -kreise) als Nachfolger der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (IBA) und derRuhr.2010. Während im Rahmen des Zukunftsprojektes IBA von 1989 bis 1999 der Strukturwandel große Sprünge gemacht sowie Kultur und Naherholungsbiete gefördert hat – wie etwa die Jahrhunderthalle in Bochum –, hinterließ das Kulturhauptstadtjahr nur wenige bleibende Spuren. Es bleibt abzuwarten, wie nachhaltig die Nachhaltigkeitsprojekte der Klimahauptstadt wirklich werden.
Weg mit der Industrie, her mit dem Umweltschutz?
Bis 2020, dazu hat sich das Land Nordrhein-Westfalen verpflichtet, sollen 25 Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen werden; bis 2050 sollen es sogar 80 Prozent weniger sein. ZynikerInnen mögen behaupten, mit der Schließung von Fabriken wie den Opel-Werken sei ein großer Schritt in diese Richtung getan. Doch eigentliches Ziel ist es, die Wirtschaft der Region zu stärken und sie gleichzeitig lebenswerter zu machen.
Die Klimametropole will ihr Ziel in acht „Themenfeldern“ verwirklichen: Energie, Mobilität, Wirtschaft, Stadt, Landschaft, Wasser, Wissen, Kultur. Zu letzterem heißt es in der Beschreibung: „Klimawandel beginnt in den Köpfen der Menschen.“ Hier knüpft auch die Auftaktwoche an, welche die Öffentlichkeit auf das Großprojekt sowie auf Klima- und Umweltschutz aufmerksam machen will.
Für viele Exkursionen und Workshops ist die Anmeldefrist leider schon abgelaufen. Aber nachfragen, ob noch Plätze frei sind, kostet ja nichts. Ebenso sind viele Ausstellungen und Vorträge kostenlos. Das komplette Programm findet Ihr unter www.ruhr2022.de/programmheft und www.ruhr2022.de/auftaktwoche.
: Marek Firlej
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