Bild: :Kommentar: Primitive PazifistInnen: Friedensstimmen im Nahost-Konflikt

Pazifismus und Humanismus gehen nicht mit der Konjunktur. Deutschland ist wieder wer: die bestimmende Macht in Europa, Exporteur von Waffen und stationierten SoldatInnen um den ganzen Globus. Der mediale Diskurs marschiert im Gleichschritt: Von FAZ über WAZ bis hin zu den Ruhrbaronen – keine Kritik der israelischen Kriegspolitik, die nicht vom Vorwurf, antisemitische Hetze zu betreiben, verschont wird. Pünktlich zum 100. Jubiläum des massenhaften Gemetzels des 1. Weltkriegs wird die Verblendungsmaschinerie angekurbelt: Die Kriegsursachen des ersten Weltkrieges werden verklärt, Kriegsschauplätze der Welt gar nicht berücksichtigt und die Militäroffensive Israels undifferenziert als Strafexpedition dargestellt. Nach den Ausschreitungen durch reaktionäre und pro-palästinensische DemonstrantInnen werden PazifistInnen, die gegen den Krieg im Gazastreifen demonstrieren, zunehmend mit Hamas-SympathisantInnen gleichgesetzt. Es muss aber möglich sein, öffentlich die Kriegstreiberei Israels zu kritisieren, ohne dass antideutsche Trottel Hitler-Vergleiche mobilisieren. Brecht schlug mal vor, ganz primitiv für den Frieden zu sein: „Sage keiner: Erst müssen wir darüber sprechen, was für ein Friede es sein soll. Sage jeder: Erst soll es Friede sein. Dulden wir da keine Ausflucht, scheuen wir da nicht den Vorwurf, primitiv zu sein! Seien wir einfach für den Frieden! Diffamieren wir alle Regierungen, die den Krieg nicht diffamieren!“ Brechts Worte sind aktuell und ehrlich – eine Stimme für Frieden, die auch die Kriegshetzer der Netanjahu-Regierung und die medialen Imperative einer bedingungslosen Solidarität mit Israel diffamieren würde. Auch in der gegenwärtigen Eskalation tritt Israel als Hauptaggressor der Region auf, schon im Vorfeld fanden Provokationen statt: So wurden Verhaftungen und eine verstärkte Fortführung des Siedlungsbaus im besetzten Freiluftgefängnis (40 km lang und 10 km breit) vorgenommen; die israelische Bevölkerung, die sich in Friedensdemonstrationen mit den unterdrückten PalästinenserInnen solidarisierte und den aggressiven Militarismus und Neoliberalismus der israelischen Regierung kritisierte, wurde in den hiesigen Medien als terroristische UnterstützterInnen der Hamas dargestellt. Gleichzeitig herrscht in der gesamten Region eine soziale Krise: 40 Prozent der PalästinenserInnen sind arbeitslos, auch in Israel leiden zunehmend Jugendliche unter der Perspektivlosigkeit einer neoliberalen Politik. Mit der Militäroffensive sollte auch von diesen sozialen Spannungen in der israelischen Gesellschaft abgelenkt werden – für den Großteil der Bevölkerung verschärft sich durch die erneute militärische Eskalation des Konflikts die Spirale des Elends. Das dortige materielle Elend spiegelt sich hierzulande fröhlich in einem geistigen wider: Eine Gleichsetzung von linken FriedensbefürwörterInnen mit AntisemitInnen durch (antideutsche) Kriegs-ClaqueurInnen befördert am Ende nur die Chance von Nazis und reaktionären VerschwörungstheoretikerInnen der Neuen Rechten, einen pazifistischen Raum für sich  beanspruchen zu können. Das ist wirklich primitiv.

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