Das Frankfurter Westend gilt als schicker Stadtteil. Bankentürme und Gründerzeitbauten, alles irgendwie wichtig, edel, teuer und exklusiv. „Das wollen wir auch in Bochum“, wird sich das Akafö bei der Konzeption des Q-West gedacht haben. Das „West“ im Namen scheint zu Adel zu verpflichten. Alles glänzt so schön neu im ehemaligen TUZ. Um mich herum wuseln Studierende, neugierig wie ich. Sie haben Salate in ausgefallen geschwungenen Schüsseln auf dem Tablett. An der Wok-Theke (oder vielmehr dem „Woq Foodcounter“ – doch das ist eine andere Geschichte) werden meine Nudeln mit Shrimps frisch zubereitet. Shrimps – ein edles Gericht an einem edlen Ort. Wer sich bloß Spaghetti Bolognese leisten kann, soll doch zum restlichen Pöbel in die Hauptmensa.
Bermudadreieck-Preise ohne Dreiecksgefühl
Für die Krebstiernudeln zahle ich nämlich 4,50 Euro, also fast doppelt so viel wie für das einfache Gericht in der Mensa. Meine Hoffnungen, mit dem Q-West endlich auch nachmittags mit einer warmen Mahlzeit versorgt zu werden, ohne den Campus zu verlassen, verflüchtigen sich schnell: Ich habe die Wahl zwischen einem Burger für 7,50 Euro und einem Hähnchenschnitzel für 9,80! Und spätestens da schmeiße ich die Beleidigung der deutschen Sprache in Form einer Speisekarte durch den Saal und setze mich in die U35 Richtung Innenstadt, wo ich zum gleichen Preis essen kann. Das Frühstücksbuffet ist im Bermudadreieck sogar günstiger als im Q-West! Im überteuerten, verbonzten Bermudadreieck! Aber dort ist das in Ordnung.
Subventionierter Luxus
In Akafö-Einrichtungen nicht! Von den 267,66 Euro Sozialbeitrag, die jedeR von uns Studierenden der RUB dieses Semester gezahlt hat, gehen 95 Euro an das Akafö. Das Studierendenwerk hat dieses Geld sozial umzulegen und nicht als Fürstbischof aufzutreten, der den Zehnten von der Studierendenschaft eintreibt, um damit die Kurfürsten zu verwöhnen! Doch genau so eine Nobelkantine hat das Akafö nun in die Hallen gepackt, die einst die Freie Uni Bochum besetzt hielt. Nach einer Phase der Neugier und des Ausprobierens werden hier nur noch diejenigen speisen (können), die ohnehin nicht auf subventionierte Leistungen wie Wohnheim oder Mensa angewiesen sind. Die Hauptmensa gilt im Ruhrpottvergleich ohnedies schon als teuer. Das Q-West setzt noch einen drauf. Auch in seinen Wohnheimen setzt das Akafö auf luxuriöse Klein-WG-Lösungen, die teurer sind als so manche Altbauwohnung in der Innenstadt. Natürlich darf man uns Studierenden nicht irgendwelchen Fraß vorsetzen, uns nicht in Bruchbuden wohnen lassen – ein paar Ansprüche haben wir dann doch. Aber wenn selbst Mensaessen oder Wohnen im Wohnheim zu teuer sind, dann wird das Studieren selbst für viele zum Luxus. Dann ist Bildung kein Grundrecht mehr, sondern ein Privileg. Ich zahle gerne meinen Sozialbeitrag, damit niemand mit knurrendem Magen im Seminar sitzen muss. Ich zahle aber nicht für die Verwöhnten, die sich für ein einfaches Mittagessen für drei Euro zu fein sind. Die dürfen gerne anspruchsvoll sein, von mir aus auch auf dem Campus teuer essen – aber bitte nicht von mir finanziert!
Zum Thema in der gleichen Ausgabe: Akafö landet Coup West
2 comments
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Subventionen?
Die Logik des Kommentars ist mir nicht eingängig. Bei den hohen Preisen wäre, wenn das Angebot angenommen wird, doch eher davon auszugehen, dass Subventionen nicht gebraucht werden oder gar Gewinn erwirtschaftet wird. Oder gibt es konkrete Hinweise auf eine dauerhafte Subventionierung (wie etwa bei der BSZ)?
Ich bin sehr froh über die Vielfalt an Angeboten. Ein Problem bestünde nur, wenn es keine niedrigpreisigen Angebote mehr gäbe.
Viele Grüße
Super!
Das hat Herr Jan Keitsch und die damaligen Rotbraun-Grünen ASten ja super forciert im AkaFö Verwaltungsrat. Aber Hauptsache, die eigene verque(e)re Logik durchgedrückt, dass Studis GENAU so eine hochpreisige Bio/Öko/Vegan-Mensa brauchen und wollen!