(USch, Jacq) Während der doppelte Abi-Jahrgang mit Riesenschritten herannaht, geht es mit der Umgestaltung des RUB-Campus eher im Schneckentempo voran: Das angeblich dringend benötigte GD-Gebäude, für das ein Waldstück jenseits von GC geopfert wird, steckt noch nicht mal in den Kinderschuhen. Gegenwärtig scheinen andere Baustellen eine höhere Priorität zu besitzen – so werden die kostspieligen Pläne zur Umgestaltung der Zentralachse des Campus derzeit wieder aus der Schublade geholt. Die :bsz fragt, ob dies die richtigen Prioritäten sind.
„Erste Schritte des großen Umbaus an der Ruhr-Uni Bochum“, titelte die WAZ Bochum am 11. Februar. Im Zuge der Vorarbeiten für ein „geisteswissenschaftliches Schülerlabor“ (GSL) sowie das bereits seit Jahren geplante „Studierenden-Service-Center“ (SSC) zwischen IA-Gebäude und Univerwaltung (UV) mussten bereits 16 Bäume weichen. Im SSC sollen ab 2014 studierendenbezogene Servicedienstleistungen an zentraler Stelle gebündelt werden und auch der AStA sowie das Bafög-Amt langfristig untergebracht werden. An anderer Stelle auf dem Campus tut sich ebenfalls langsam etwas: „Für die Realisierung des Gebäudes GD werden gegenwärtig vorbereitende Arbeiten durchgeführt“, erläutert RUB-Kanzler Gerhard Möller auf Nachfrage der :bsz. Dieses frühe Stadium der Realisierung gibt jedoch insofern zu denken, als das die Fertigstellung des neuen Geisteswissenschaftsbaus ursprünglich bereits für den Zeitpunkt der erwartbaren Erhöhung der Studierendenzahl durch den doppelten Abiturjahrgang im Laufe diesen Jahres geplant war. Zudem mag verwundern, dass das GSL im Bereich der Ingenieurswissenschaften entsteht und nicht etwa in der G-Reihe. Der Kanzler zeigt sich jedoch bemüht, etwaige Bedenken auszuräumen: „Das Geisteswissenschaftliche Schülerlabor ist im seitlichen Eingangsbereich (östlich der UV) nach unserer Meinung sehr gut platziert. Die Nähe zur G-Reihe ist für den Betrieb nicht so relevant.“
Umgestaltungspläne zu teuer für die RUB
Unklar ist derzeit, in welchem Umfang das ursprüngliche Konzept der Firma Molestina zur Zentralachsensanierung bzw. -neugestaltung umgesetzt werden soll und welche Gesamtkosten hierfür veranschlagt werden. Es gebe derzeit keine konkrete Planung und somit auch keine Kostenermittlung, erläutert Gerhard Möller. Daher könne über die Umsetzung des Molestina-Entwurfs zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch keine Aussage getroffen werden: „Der Entwurf des Büros Molestina, der das Ergebnis eines Städtebaulichen Ideenwettbewerbs ist, hat für uns den Charakter einer Leitidee für zukünftige Planungen“, sagt Kanzler Möller. Ein Grund für die Zurückhaltung bei der Umsetzung des Entwurfs dürfte die angespannte Haushaltslage der RUB sein, in deren Etat sich zuletzt eine Lücke von 9,7 Millionen Euro aufgetan hat. „Die Neuordnung der Zentralachse – in welcher Form auch immer – wird nur möglich sein, wenn die dafür nötigen Mittel vom Land oder BLB [Bau- und Liegenschaftsbetrieb, d. Red.] aufgebracht werden. Die RUB wird diese Maßnahme(n) nicht finanzieren können“, räumt Gerhard Möller ein. Schon die erste Phase der Realisierung der „RUB-Magistrale“ übersteigt mit voraussichtlich 12 Millionen Euro Kosten die Höhe des derzeitigen Haushaltsdefizits der RUB.
Campusumbau mit der Abrissbirne?
Somit gibt es auch noch keine verbindliche Prioritätenliste, an welchen Planungssegmenten in jedem Fall festgehalten werden soll. Würde der Molestina-Entwurf eins zu eins umgesetzt, würde sich die Campus-Magistrale radikal verändern – auf der Agenda stünde dann der Abriss von insgesamt fünf großen Gebäudekomplexen: Das Musische Zentrum (MZ), das Studierendenhaus (SH), das erst in den 90er Jahren realisierte Forum Nordost (FNO), das gesamte Hörsaalzentrum Ost (HZO) und selbst die UV würden dann komplett abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden. Auch hierzu gibt es jedoch noch keine verbindlichen Beschlüsse: „Die Frage, welche Gebäude abgerissen werden, ist abhängig von einer späteren Planung“, betont der Kanzler. Wegfallende Räumlichkeiten etwa für die Kulturarbeit im Musischen Zentrum würden bei einem möglichen Abriss jedoch definitiv ersetzt, verspricht Gerhard Möller: „Der Platzbedarf des MZ würde im Falle der Realisierung an anderer Stelle gedeckt werden!“ Es bliebe zu hoffen, dass das Kulturangebot dann auch weiterhin so kostengünstig wie möglich zugänglich sein würde, falls der denkmalschutzwürdige kubische Betonbau tatsächlich durch einen in diesem Bereich geplanten gläsernen Turm ersetzt werden sollte.
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