Bild: Kampf der Kriechtiere: Noch ist der Drache auf der Brust des Musikers zu sehen, doch seine traditionelle Bambusflöte läutet bereits das aktuelle Jahr der Schlange ein., 恭喜发财 ­– oder auch: Glückwünsche und Erfolg Foto: koi

Der Drache ist tot, es lebe die Schlange: Mit dem traditionellen chinesischen Frühlingsfest „chūnjié“ haben der Verein der Chinesischen Studierenden und Wissenschaftler (VCSW) und das Akafö vergangene Woche das neue Jahr begrüßt. Der chinesische Jahreswechsel richtet sich nach einem traditionellen Kalender. In diesem Jahr wird nach 2001 wieder ein Jahr der Schlange gefeiert. „Das offizielle Frühlingsfest in China findet erst am 10. Februar statt“, weiß Mitorganisator Abraham van Veen, Leiter Internationales beim Akafö.

„Wie bei uns vor Weihnachten und Silvester sind die Menschen in China jetzt schon in freudiger Erwartung“, fährt van Veen fort. „Neujahr ist ein Fest, für das die ganze Familie zusammenkommt. Darum sind viele Reisende auf den Straßen unterwegs, die oft lange Wege nach Hause haben.“

Keine sinnentleerte Show

Mit über 500 Studierenden stellen RUB-StudentInnen aus China die größte Gruppe unter den AusländerInnen auf dem Campus. Mit dem Frühlingsfest haben sie auch im von China weit entfernten Bochum ein Stück Heimat. „Momente des Wohlfühlens kreieren“, nennt Abraham van Veen das Konzept. Bereits zum vierten Mal fand der beliebte Festakt jetzt im Hardenberghaus statt. Den OrganisatorInnen ist es wichtig, ihre Veranstaltung nicht zu einer sinnentleerten Show geraten zu lassen: „Was wir hier machen, ist für Chinesen als traditionelles Frühlingsfest gut erkennbar“, betont van Veen. Eine bunte Aneinanderreihung verschiedener Unterhaltungsdarbietungen – so kennen und schätzen ChinesInnen den Jahreswechsel.
Oft geht es dabei auch musikalisch zu. Pop- und Operngesang, traditionelle Instrumente wie die Erhu, eine Art zweisaitige Geige, oder die Bambusflöte – Hauptsache abwechslungsreich lautet die Devise. In China werden die populären Shows sogar im Fernsehen übertragen. Stars treten auf, und die ganze Familie versammelt sich vorm Bildschirm. Soweit ist es in Bochum noch nicht, trotzdem wird ein für die Zielgruppe interessantes Programm geboten. Gefreut haben sich die VeranstalterInnen die Klasse 5c der Goetheschule zu präsentieren. Gemeinsam mit Akafö-Trainee Zhao Zhiyong hatten die SchülerInnen das Lied „dădiànhuà“ („Telefonieren“) einstudiert. Bei der Darbietung begleiten sich die jungen MusikerInnen selbst auf Instrumenten. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt: Der Bibelkreis Chinesischer Studierender bietet traditionelle Küche an.

Klischees stimmen nicht

Auch wenn unter den deutlich über 300 Anwesenden viele ChinesInnen sind, freut sich Abraham van Veen über zahlreiche BesucherInnen von außerhalb der Community: „Hier zeigt sich, dass Klischees nicht immer stimmen müssen.“ Gerade chinesischen Studierenden werde oft nachgesagt, dass sie lieber unter sich blieben und den Kontakt zu anderen Menschen auf dem Campus scheuten. „Diese Veranstaltung ist aber ein deutliches Zeichen für die Offenheit der Gemeinschaft, auch wenn viele Mitglieder der Community aus dem ganzen Ruhrgebiet hier sind“, ist der Mitorganisator überzeugt. Er stellt gerade bei chinesischen Studierenden eine hohe Leistungsbereitschaft fest. „In den Ingenieursstudiengängen ist zum Beispiel der Nachweis des Erwerbs der deutschen Sprache noch vor Studienbeginn obligatorisch. Das ist nicht gerade einfach.“
Die Neuankömmlinge seien außerdem oft eine andere Lern- und Studienkultur gewohnt. „Vieles basiert dort noch aus dem Auswendiglernen von Unterrichtsstoff, gleichzeitig ist aber das Betreuungsverhältnis viel engmaschiger. Wenn ein Student dort mit der Hausarbeit in Verzug ist, ruft der Dozent auch gerne einmal an“, weiß der Mitarbeiter des Studierendenwerks.
Er selbst ist an seinem chinesischen Seidengewand deutlich als Teil der für den Ablauf verantwortlichen Gruppe zu erkennen. Zufällig spricht van Veen sogar selbst etwas Chinesisch. „Meine Sprachfähigkeiten reichen aber nicht, um die übersetzten Ansagen hier zu verstehen.“ Das gemischte Publikum ist Wasser auf die Mühlen des überzeugten Internationalisten: „Wir haben auf dem Campus über 100 Kulturen. Davon können wir nur profitieren.“
 

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