Kräftig in die Pedale tretend beschleunigte er die Zeitrotorblätter und gelangte so in das Thüringen des Jahres 1517. In einem Wald in der Nähe von Wittenberg traf er einen Reiter. „Ho, Reiter! Sagt an, wohin braust Ihr so geschwind?“, hielt Knickerbocker den Reiter an. Jener, erstaunt und neugierig ob des seltsamen Gefährts, auf welchem der Historiker saß, ließ sich in ein Gespräch verwickeln. Er sei gerade auf dem Weg nach Rom, erklärte er, um dem Papst die Einkünfte aus dem Ablasshandel zu übergeben. Allerdings, so fuhr er fort, habe er verschlafen und sei dann Hals über Kopf aufgebrochen, weswegen er nun zügig weiter müsse. „Dass Ihr ein kopfloser Reiter seid, merkt man. Allein daran, dass Ihr keinen Geldsack dabei habt, sondern statt seiner wohl einen Kürbis eingepackt habt“, entgegnete Knickerbocker. Mit einem Blick auf seine Satteltaschen rief der Reiter laut aus: „Potzblitz!“, und galoppierte kehrtwendend davon. Auf halbem Wege stieß er an einem unübersichtlichen Kreuzweg mit einem jungen Mönch zusammen. Erbost fuhr der Reiter, sich wieder aufrappelnd, den Gottesmann an, bedachte diesen mit wüsten Beschimpfungen. „Pass mal auf, sonst gibt’s ein Donnerwetter, das überlebst du nicht!“ Der Mönch indes blieb ruhig und zählte dem Reiter mit rhetorischer Finesse 95 Gründe auf, weswegen er Vorfahrt gehabt hatte und der Reiter Schuld an dem Zwischenfall. Außerdem forderte er als Entschädigung den wie durch ein Wunder unbeschadet gebliebenen Kürbis ein. Der Mönch nämlich war äußerst eitel. Er liebte zwar Gott, aber er liebte auch die Frauen. Und er hielt es für eine Verschwendung, seinen Leib, der ohnehin nicht ins Gottesreich einkehren würde, ungenutzt zu lassen. Da er sich für sein nun von Hufabdrücken entstelltes Gesicht schämte, schnitt er kurzerhand eines in den Kürbis und stülpte sich die Frucht über den Kopf. Doch als der Mönch im Wittenberger Schloss angelangt, löste seine Erscheinung Schrecken und Entsetzen aus. Schnell stellte sich allerdings heraus, wer hinter dieser grässlichen Grimasse steckt. Jahre später noch, als dieser Mönch längst eine Kirche gegründet hatte, die es ihren Priestern erlaubte, zu heiraten, erzählte man sich diese Anekdote aus seinen jungen Jahren, und im Laufe der Zeit entwickelte sich ein festes Brauchtum daraus, Fratzen in Kürbisse zu schnitzen. Wenige Monate nach dem Zwischenfall im Wald begegneten sich der Mönch und der Reiter wieder. Sie lachten über ihre erste Begegnung und gingen zusammen einen trinken, wobei viel gerülpst und gefurzt wurde, und Sie freundeten sich an. Aus Rücksicht auf den Arbeitsplatz des Reiters verzichtete der Mönch darauf, gegen den Ablasshandel vorzugehen. Aus diesem Grunde fordern heute noch jährlich eben zu Halloween minderjährige HandlangerInnen von jedem Haushalt einen Ablassobulus ein. Gibt man ihnen nicht Süßes, geben sie einem Saures.
Und das alles nur, weil jener Erfinder den Reiter auf sein Versehen hingewiesen hat.
Unstimmigkeiten in der Geschichte sind auf Zeitreiseparadoxien zurückzuführen.

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