Voll idiotisch
Endlich mal ein Buch über einen verzweifelten Single-Mann. Das klingt vielversprechend.
Auf den ersten Seiten des Buches kann man sich darüber amüsieren, wie Roman-Held Simon Peters, ein T-Punkt-Angestellter, der seinen Job hasst, in einem bekannten schwedischen Möbelhaus einen „Single-Sessel“ kauft und sich tierisch aufregt: Nicht nur der Service lässt zu wünschen übrig, auch die Regalnummer (30C) bleibt in seinem Gedächtnis haften wie ein lästiger Ohrwurm und begleitet ihn und den Leser durch das ganze Buch.
Simons Leben dreht sich um seine drei Freunde, von denen man nicht weiß, ob er sie nun liebt oder hasst. Wahrscheinlich ist ihm dies selber auch nicht ganz klar. Und so schafft er es, im Laufe der Zeit seine Freunde Flik, Paula und Phil in den Wahnsinn zu treiben: seinem Freund Phil beschert er beispielsweise eine Bestellung zulasten dessen Kreditkarte, und seinem Freund Flik zerstört er die Beziehung.
Aber nicht nur seine Freunde, sondern auch er selbst bleibt von diesem Wahnsinn nicht verschont. Er verliebt sich in Marcia, die Milch aufschäumende Angestellte einer bekannten amerikanischen Café-Kette. Diese stellt sich allerdings beim ersten gemeinsamen Date als kaltschnäuzige „Proll-Tussi“ heraus. Damit nicht genug. Ihre „Viel-Muskel-wenig-Hirn“-Freunde setzen dem ganzen noch das Sahnehäubchen auf, indem sie ihn mit ihren Fäusten in die Schranken weisen.
Seine verzweifelten Versuche eine Frau abzubekommen und der gute Rat seiner besten Freundin Paula veranlassen Simon dazu, seinen Urlaub in einem Single-Club zu verbringen. Doch auch dieses Projekt ist zum Scheitern verurteilt. Die einzige Chance, mit einer Frau im Bett zu landen, versaut er sich: Um bei dem Date nicht gleich aufs Ganze zu gehen, befriedigt er sich selbst. Dreimal. Kein Wunder also, dass sein „kleiner Freund“ ihm da den Dienst verweigert.
Durchweg fragt man sich also: „Wie kann man nur so dämlich sein?!“ Nach der Lektüre des Buches kann man sich dann noch den Film zum Buch mit Oliver Pocher in der Hauptrolle antun. Schlimmer kann es ja nicht mehr kommen.
Enttäuscht wird der Zuschauer zunächst einmal dadurch, dass der Freund Phil in dem Film überhaupt nicht vorkommt. Auch sind einige Szenen aus dem Buch verändert oder weggelassen worden, auf die man sich, allein aufgrund der enormen Peinlichkeit, schon gefreut hatte. Mann muss zum Beispiel leider ganz auf das homosexuell geprägte Fitnessstudio verzichten, in dem Simon beim Trainieren leider zu intensiv an Sex gedacht hat. Sehr zur Freude seiner Zuschauer. Das hätte man gerne gesehen, aber vielleicht war das selbst Oliver Pocher zu peinlich. Er selbst distanziert sich in einem Interview übrigens von Ähnlichkeiten des Charakters mit seiner Person.
Zum Schluss zieht sich der Film wie Kaugummi. Und die Verfasserin dieser Rezension muss zu ihrer Schande (oder der Schande des Films) gestehen, dass sie eingeschlafen ist.
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Buch: Tommy Jaud: Vollidiot, Fischer-Verlag, Frankfurt, 2006, ISBN-13: 978-3596163601, Preis: 7,95 Euro.
Der Film ist in Videotheken erhältlich.
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