Ein von den Vereinten Nationen gechartertes Flugzeug stürzt durch einen Sturm über der Südsee ab. Neben der britischen Besatzung befinden sich finnische Hebammen, schwedische Krankenschwestern und finnische Waldarbeiter sowie zwei norwegische Ärzte und ein finnischer Journalist, der Chronist der Geschichte, an Bord der völlig veralteten Trident.
Gestrandet
Das Flugzeug versinkt im Meer, während sich die Menschen an den Strand einer Tropeninsel retten können und sich dort nach einigen Tagen zusammenfinden.
Die Überlebenden, gut aufgeteilt auf 26 Frauen und 22 Männer, sind zunächst mit aus dem Flugzeugwrack geretteten Lebensmitteln gut versorgt und bauen am Strand ein provisorisches Lager auf. Schnell stellt sich allerdings heraus, dass es Führungspersonen braucht, die das Zusammenleben in der Gruppe regeln. Eine Hebamme, der erwähnte Journalist, sowie der norwegische Arzt Vanninen werden zunächst demokratisch in die Führungspositionen gewählt. Bis hierher klingt das alles nun nach einer langweiligen Abkupferung der US-Serie „LOST“. Dies ändert sich aber schnell, als durch einen Luftangriff eines japanische Hubschraubers klar wird, dass es sich hier keineswegs um eine einsame Insel handelt. Da auf der anderen Seite der Insel ein Bürgerkrieg im Gange ist, wird die Hoffnung auf Rettung durch Handelsschiffe genommen, und die Gestrandeten gewöhnen sich an das Leben auf der Insel. Trotz der guten Versorgung mit Fisch, der mit aus Verhütungsspiralen (die in großen Mengen aus dem Flugzeug geborgen werden konnten) gebauten Angeln gefangen wird, Früchten und Kokosschnaps, haben viele der Gestrandeten den Wunsch in ihre Heimat zurück zu kehren.
Rettung? – Nein Danke!
Also beschließt man, die geniale Idee eines britischen Kopiloten in die Tat
umzusetzen. Die Schaffung des riesigen SOS-Signals wird zwar fast ein Jahr dauern, doch es könnte die einzige Möglichkeit sein, von der Insel herunterzukommen.
Während dieses Jahres organisiert sich der etablierte Sozialismus, aber der Verzicht auf Eigentum erstreckt sich natürlich nicht auf Partner. Und so kommt es unweigerlich zu einer zwischenmenschlichen Krise, denn auch im Paradies ist der Sündenfall nicht zu vermeiden.
Die Nordeuropäer vergessen ihr altes Leben und beginnen, sich an ihr neues Leben in der Sonne zu gewöhnen. Sie bauen sich Hütten, brennen Schnaps, feiern Feste und genießen das andere Geschlecht ohne Gedanken an Verantwortung und Folgen. Und während die Einen noch auf Rettung hoffen, genießen die Anderen zunehmend das Leben auf der Insel…
Bewertung
Der sehr kurzweilige Roman ist gut für Abende im Semester geeigneten, denen arbeitsreiche Tage voraus gehen, da man ihn „einfach so runter lesen“ kann. Auch wenn er nicht unbedingt in seiner Sprachlichkeit glänzt, ist er doch mit kleinen Nebengeschichten wie dem Halten von Affen als Haustieren, dem Ausschank von Schnaps für Arbeitsstunden und dem Belächeln von Regierungen des alten Lebens bestückt, die zum Nachdenken über Menschlichkeit, Zivilisation und politische Systeme anregen. Die Spezialität des Autors Arto Paasilinnas, nämlich die humorvolle Parodie, die bestimmte Charakterzüge der Finnen und umgebenden Völkerschaften ironisch zu thematisieren, lässt sich auch hier immer wieder finden. So muss, trotz der überwiegenden Zahl an Finnen, von britischer Seite eingehend diskutiert werden ob es wegen der größeren Popularität der Sprache, nicht sinnvoller wäre Englisch als Lagersprache einzuführen. Außerdem wird nach altem Klischee, als eine der ersten Baumaßnamen auf der Insel eine finnische Dampfsauna am Strand errichtet.
Arto Paasilinna wurde 1942 in Lappland geboren und hat bisher nahezu vierzig Bücher veröffentlicht, für die er, unter anderem in Frankreich und Italien, mehrfach ausgezeichnet wurde. Einige seiner Bücher wurden bereits verfilmt.
Vorstandssitzung im Paradies
Von: Paasilinna, Arto
Roman. Deutsche Erstausgabe. Aus d. Finn. v. Regine Pirschel: 2004
ISBN 3-404-92159-3
7,95 Euro
m jst
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