Schon 2008 konnte sich das alternative Line-up – Hiroshima mon amour, Nuke Strike, Die Obrichkait und Dirrrty Sanchez from outta space – durchaus sehen lassen. In diesem Jahr sollten mit The Torpedo Monkeys, Bad Aces, Spill, Iwan I.A.E., T.S.K.B. und Mad Mobsters gleich sechs Bands ein „Do it yourself“-Gegenprogramm zu Bochum Total bieten. Abgerundet werden sollte der Abend durch eine echte Punker-Hochzeit. Doch dann kam alles ganz anders.
Erst war es bunt, dann wurde es grün
„Gegen 21 Uhr wurde das Festival von der Bereitschaftspolizei umstellt. Gegen alle Anwesenden wurden Platzverweise für einen Umkreis von drei Kilometern ausgesprochen“, berichtet das Bochumer Infoportal FreiraumTanz: „Begründet wurde die ‚Maßnahme‘ damit, dass es sich bei dem Platz unter den Pfeilern der Kemnader Brücke um ein Landschaftsschutzgebiet handle. Eine Farce angesichts dessen, dass sich auf den Wiesen an der Ruhr täglich tausende von Menschen aufhalten und erholen“, so FreiraumTanz weiter.
Die Polizei drängte die KonzertbesucherInnen sowie unbeteiligte SpaziergängerInnen daraufhin in Linienbusse Richtung Innenstadt, wobei es zu einer Festnahme kam. Ferner wird berichtet, dass die Polizei am Hauptbahnhof per Lautsprecherwagen „die zynische Durchsage“ machte, PunkerInnen dürften sich „wie andere Bürger auf Bochum Total aufhalten“: „Menschen wurden somit von einem subkulturellen, selbstorganisierten Festival auf ein gesponsertes Kommerz-Happening verfrachtet“, kommentiert das linke Infoportal die Aktion der OrdnungshüterInnen weiter.
Polizei schlug ohne Vorwarnung zu
Die Polizeimaßnahme traf die KonzertbesucherInnen wie ein Blitz aus heiterem Himmel: Im Vorjahr schauten noch gerade mal zwei Streifenpolizisten dem bunten Treiben zwischen den Betonpfeilern am Ruhrstrand gelassen von der Kemnader Brücke aus zu, berichtet ein Aktivist. Diesmal löste die Polizei das Punktreffen systematisch auf. Gegenüber Einzelpersonen seien gar Drohungen ausgesprochen worden, berichten Betroffene. Darüber hinaus wird berichtet, dass überhaupt keine Aufforderungen erfolgten, das Konzert zu beenden, sondern sofort der Generator zur Stromversorgung der Bühne ausgestellt und Platzverweise ausgesprochen wurden.
Trauriges kapitalistisches Lehrstück
Nachdenklich erläutert ein Konzertteilnehmer, wie er die polizeiliche Beendigung des Do-It Yourself-Festivals interpretiert: „Die einzige Freiheit, die der Kapitalismus gewährt, ist, an ihm teilzunehmen – alles, was außerhalb des Konsums steht, hat in ihm keinen Platz.“
http://freiraumtanz.noblogs.org
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