Zum Auftakt wird am Mittwoch, den 3. Dezember (Beginn: 19.30 Uhr) im Musischen Zentrum erstmals eine Auftragsproduktion für das Festival gezeigt. Dirk Schwantes, selbst ehemaliger Theaterwissenschaftsstudent an der Ruhr-Uni Bochum, inszeniert das sozialrevolutionäre Drama „Die Weber“ von Gerhart Hauptmann. Die Handlung des Stückes ist getragen vom Zusammenschluss der unterdrückten schlesischen WeberInnen gegen den Fabrikanten Dreißiger. Sie singen das verbotene Weber-Lied und stürmen das Haus des Fabrikanten. Das Ensemble des Stückes bekennt: „Wir solidarisieren uns mit dem Weberaufstand von 1844.“ Dies erfährt in Dirk Schwantes Inszenierung eine aktuelle Kontextualisierung – bezogen auf die Situation des überwiegend studentischen Ensembles und Publikums wird die Frage gestellt: „Wie können Studierende heute noch protestieren, wenn die da oben sowieso machen, was sie wollen? Wenn man eh’ nichts machen kann…“ Die Antwort: „Mit Leidenschaft.“ Denn es kommen jetzt andere Zeiten…
Revolutionäres Theater: Toller und Brecht
Dies wird jedoch bei weitem nicht der einzige politische Akzent bleiben, den das megaFon-Festival in diesem Jahr setzen wird: Am 4.12. um 18.30 Uhr wird „play:Fatzer“ im Musischen Zentrum gezeigt. Martin Kreidt (Mülheim) und sein junges Ensemble setzen sich in dieser Inszenierung mit dem Textfragment „Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer“ von Bertolt Brecht auseinander. In ihrer Arbeit finden sie eine neue Interpretation des schwierigen Stoffs und stellen Bezüge zur aktuellen gesellschaftlichen Situation her. Im Anschluss präsentiert megaFON in einer Inszenierung der Hamburgerin Anne Sophie Domenz ein zentrales Drama des revolutionären Dramatikers und Radikalpazifisten Ernst Toller. Der Protagonist seiner 1923 uraufgeführten Tragödie „Hinkemann“ zeigt die „groteske Grausamkeit einer sich noch in Friedenszeiten selbst zerfleischenden Gesellschaft“ und „den verzweifelten Willen, sich gegen den Untergang zu wehren – ‚Wer keine Kraft zum Traum hat, hat keine Kraft zum Leben.’“ Im Festivalzentrum hinter dem KulturCafé der Ruhr-Uni wird sich zudem am Donnerstagabend ab 22 Uhr eine brisante Diskussion samt Vorstellung der von Prof. Ulrike Haß und Privatdozent Dr. Nikolaus Müller-Schöll herausgegebenen Buchpublikation „Was ist eine Universität? Schlaglichter auf eine ruinierte Institution“ anschließen.
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Performances, Figurentheater, Parties
Weitere Highlights sind eine „lecture performance“ des Hildesheimer Hypo Real Estate Clubs frei nach Shakespeare, Workshops zur „performative identity“ und zum „forum theatre“ unter der Leitung von Angehörigen der Brunel University (London), sowie die Performance „The Antigone Project“ (London, Berlin) am Freitag. Abgerundet wird das Programm durch das Figurentheaterstück „Zucker… im Stück oder in Scheiben? eine Versehnsuchung“ von Luise Bose und France Damian (Berlin) sowie das Schauspiel „gegenüber – Eine Spekulation“ von Jacob Bussmann (Frankfurt). Aber auch PartygängerInnen werden nicht zu kurz kommen: Schon am Mittwochabend wird im Festivalzentrum hinter dem KulturCafé ab 23 Uhr eine Elektro-Breakbeat-Tanzwiese mit Meista Fader und Ice C (Köln) ausgelegt, und am Samstag endet das Festival dort zur gleichen Uhrzeit mit dem aus der Bastion bekannten „Transistor Club“.
www.megafon-theaterfestival.de
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