Das Glück in glücksfernen Zeiten
Gerhard Warlich ist Doktor der Philosophie. Er hat über Heidegger promoviert und nach dem Studium in einer Wäscherei angefangen, deren Geschäftsleiter er nun ist. Doch Gerhard zweifelt und fürchtet sich. Seine Freundin denkt über Heirat und Kind nach, will aber lieber seiner Hose auf dem Balkon zuschauen, wie sie im Laufe der Jahre in der Witterung zerfällt. Für mehr fehlt ihm die Energie, so dass er gerne nur halbtags leben würde. Er leidet an der Zwangsvorstellung, sein Wissen könne Ihn verschonen (vom Leben?) und philosophiert über sein Leben, bis es ihm zu entgleiten droht. Auf 158 Seiten gewährt Wilhelm Genazino Einblick in die für den Leser verwirrenden, für Gerhard aber höchst intelligenten Gedanken eines Philosophen, der versucht, das tägliche Leben zu meistern. Abgehoben!
Das Glück in glücksfernen Zeiten,
Wilhelm Genazino, Hanser Verlag, 17, 90 Euro.
Lust auf
vegetarisch
Elisabeth Fischer beweist mit diesem Kochbuch, dass vegetarische Küche viel mehr ist als nur Salat. Auf 128 Seiten stellt sie tolle Rezepte vor, die richtig satt machen. Ihre Einleitung verrät, wie ausgewogene Ernährung zu einem gesunden Körper und einem gleichbleibenden Gewicht führen kann. Ihre Rezepte machen Lust, sofort mit dem Kochen anzufangen. Von Tofu über Sandwichs, Suppen, Pasta, Risotto, Gratin, Quiche, Kuchen, Sorbet bis hin zu süßen Cremes bietet dieses Buch viele vegetarische Rezepte aus aller Welt auch für den Kochanfänger. Die einzelnen Arbeitsschritte sind gut erklärt und natürlich gibt es eine Kalorienangabe zu jedem Rezept. Wer jetzt noch behauptet, vegetarisch zu Leben sei zu kompliziert und übersteige sein/ihr Wissen oder Können, der hat Elisabeth Fischers Buch noch nicht gelesen. Lecker.
Lust auf vegetarisch, Elisabeth Fischer, Bassermann-Verlag, 7, 95 Euro.
Sonntage im Licht
Auf 671 Seiten lässt Susan Vreeland Paris im Jahre 1880 wieder lebendig werden. Der Künstler Pierre-Auguste Renoir glaubt fest an den Impressionismus und seine Fähigkeit, ein großes Bild in diesem Stil zu malen. Doch ihm fehlt nicht nur das nötige Geld, um die Leinwand, die Farbe und auch die Modelle zu bezahlen, sondern auch die Inspiration. Um ein unvergleichliches Kunstwerk zu malen und so die Schönheit des Lebens einzufangen, müsste er glücklicher sein, als er es im Moment ist. Der Alltag droht ihn einzuholen, und er muss sich zwischen der Kunst und einem gut bezahlten, aber für die Kunstwelt unbedeutendem Auftrag entscheiden. Ein Buch, das es schafft, sowohl die Leichtigkeit des Seins als auch den Hunger der Realität in impressionistischen Farben zwischen zwei Taschenbuchcovern einzufangen. Großartig.
Sonntage im Licht, Susan Vreeland,
Diana Verlag, 9, 95 Euro
Eine Insel
In „Eine Insel“ stattet Terry Pratchett, der Erfinder der Scheibenwelt, der Rundwelt mal wieder einen Besuch ab. Er versetzt seine Leserinnen und Leser in die Zeit des britischen Kolonialismus, ans andere Ende der Welt und auf eine von einem Tsunami überspülte Insel. Ihr einziger Bewohner ist Mau, der gerade sein Initiierungsritual zum Erwachsenen abgeschlossen hat. Lange ist der Held in dieser Robinsonade aber nicht allein. Mit Daphne gesellt sich ein Mädchen aus der englischen Oberschicht dazu. Sprach und kulturelle Barrieren sorgen in diesem Buch für Komik und Lesespaß, der jedoch im englischsprachigen Orginal (Nation) besser rüberkommt. Pratchett, der sich als Weltenerfinder und Meister des Wortwitzes, einen Namen gemacht hat, lässt sich nicht so einfach ins Deutsche übersetzen. Eine Insel bietet beste Strandunterhaltung auch und gerade, weil es anders ist, als die anderen Pratchett-Bücher
Eine Insel, Terry Pratchett,
Manhattan-Verlag, 19,95 Euro
Glück kommt selten Allein
Nachdem der Mediziner Dr. Eckhart von Hirschhausen uns im vergangen Jahr erklärt hat, warum die Leber mit ihren Aufgaben wächst, schreibt er nun (k)ein Buch zum Glücklich sein. In das „Glück kommt selten allein“ erklärt Hirschausen seinen Lesenden, was glücklich macht, und warum gerade seine Landsleute ein Hang zum Unglücklich sein haben. Schon unsere Vorfahren dürften nicht zeitlebens glücklich gewesen sein, unterstellt Hirschhausen, denn dann wäre die Menschheit zwar glücklich, aber vor allem bereits von diversen Raubtieren aufgefressen worden. Wie ein Abend in einer seiner Vorstellungen ist auch das Buch: witzig, bissig, und immer wieder regt es zum Nachdenken an. Um niemanden zu enttäuschen, der einen Ratgeber erwartet hat, gibt es auch eine Anleitung zum Glückskekse backen, auch als download auf der Seite des Autors: www.rehhuette.com
Glück kommt selten allein, Eckhart von Hirschhausen, Rowohlt-Verlag, 18,90 Euro
1000 places to see before you die
Sommerzeit = Reisezeit. Und wer jetzt noch nicht inspiriert ist, wo es hingehen soll, braucht Patricia Schultz Buch „1000 places to see before you die“. Auf knapp 1000 Seiten stellt die Reisebuchautorin nach sieben jähriger Recherche ihre liebsten Reiseziele vor. Obwohl die Lebensliste für Weltreisende, so ihr deutscher Untertitel, bereits 2003 erstmalig erschien, und gerade die von Naturkatastrophen erschütterte Gebiete einer Überarbeitung bedürfen, lässt Schultz doch träumen von der großen weiten Welt und macht Lust auf Kofferpacken.
1000 places to see before you die,
Patricia Schultz,
Ullmann/Tandem Verlag, 10 Euro
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