„10 Years“ ist der Titel eines slowenischen Beitrags, der den krönenden Abschluss des vom 18. bis 20. Juni im Musischen Zentrum der Ruhr-Uni zelebrierten Videomarathons bilden soll. „In wunderbaren Choreographien und Bildern erzählt er die Geschichte eines Tänzerpaares“ und schließt damit einen vom Genre Experimentalfilm geprägten Rahmen des Festivals. „So entfaltet sich vom abstrakt gehaltenen britischen Eröffnungsfilm ‚Aanaatt’ bis zum Tanzfilm aus Slowenien das gesamte Spektrum dieses Genres“, so Katrin Pröhl, die neben Wiebke Miljes und Justine Spalik dem dreiköpfigen Festival-Leitungsteam angehört. Aber auch thematisch werden wichtige Akzente gesetzt: Nachdem mit „Angels die in the Soil“ bereits im Vorjahr eine iran-irakische Koproduktion einen Preis im internationalen Wettbewerb gewinnen konnte, fällt mit dem „IranSpezial“ im Rahmenprogramm 2009 ein thematischer Fokus auf die kritische Auseinandersetzung mit der „Islamischen Republik“. Darüber hinaus wird mit einem „AnimationsSpezial“ ein künstlerischer Schwerpunkt markiert, der für die Zukunft wegweisend sein könnte. Denn alljährlich wiederholen sich die Diskussionen im Vorfeld, das Festival auch für Computeranimation oder Film zu öffnen. Einer der Höhepunkte der drei Tage und Nächte ist zweifellos der am Samstag zwischen 11 und 14 Uhr im Uni-KulturCafé stattfindende Videobrunch samt Gastfestival „Comma Film“ aus Manchester, wo die herausragenden Resultate eines Projekts der Verfilmung von Gedichten zu sehen sein werden.
Preisgekrönte Vielfalt
Neu in diesem Jahr ist eine Staffelung der insgesamt neun zu vergebenden Preise: So werden neben dem mit 800 Euro dotierten Veranstalterpreis und einem Publikumspreis (400 Euro) durch eine internationale Jury Preise von 400 bis 800 Euro für die drei besten Filme im Hauptprogramm vergeben. Außerdem ist ein 600-Euro-Preis für das erfolgreichste von sechs antretenden Video-Jockey-Teams ausgelobt. Last but not least belohnt das Publikum des „GrandVideoSlams“, wo die GewinnerInnen von vier vorausgegangenen Slams in Bochumer Lokalitäten gegeneinander antreten, den/die SiegerIn mit einem Filmseminar, und auch eine Jury des Studienkreises Film (SKF) prämiert jeweils einen Kurzfilm aus dem internationalen Wettbewerb sowie aus dem Bochumer Programm mit einer solchen Gratisförderung.
Künstlerisch brillant & politisch brisant
Unter den über 750 eingereichten Beiträgen, deren Zahl gegenüber 2008 um circa 200 gestiegen ist, waren diesmal wieder zahlreiche Einsendungen aus dem Dokumentarbereich zu finden. Zwar haben es einige Beiträge, die sich umweltaktivistischen Themen zuwandten, aufgrund technischer Mängel nicht ins Festival-Programm geschafft; dennoch werden einige nicht nur künstlerisch interessante, sondern auch politisch brisante Videos wie „Taxi Teheran“ und der deutsche Beitrag „Painting Paradise“ im Hauptprogramm gezeigt. So ist die eine oder andere filmische Dystopie zu sehen, welche „die Zerstörung des Planeten durch den Menschen selbst“ zum Gegenstand hat, verrät Katrin Pröhl vom Leitungsteam. Zu Katrins Favoriten unter den politischeren Beiträgen gehören der nach einem für die Produktion von „Öko-Strom“ bekannten Dorf auf Sardinien benannte Film „Ottana“ sowie „Planet A“ aus Frankreich, in welchem sich eine anfänglich ästhetisierte unfruchtbare Welt aus Salzkristallen vor dem BetrachterInnenauge entfaltet. Als persönliches Highlight empfiehlt Katrin jedoch den „hochmysteriösen und spannenden“ Münchener Beitrag „Roulette Polar“. Worum’s dabei genau geht? Hingehen, gucken! Und das Feiern nicht vergessen – denn auch in diesem Genre hat das 19. Internationale Videofestival Bochum von der Eröffnungsparty am Donnerstag im KulturCafé bis zur Abschlussparty am Samstag im Cinema ein erstklassiges Line-up zu bieten.
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