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Theatervielfalt im Musischen Zentrum: Elf Theatermenschen und eine Gliederpuppe... - Foto: USchDie Bedeutung des architektonisch außergewöhnlichen multifunktionalen Theatersaal-Baus, der am 30. Mai 1984 eröffnet wurde, zeigt sich unter anderem darin, dass er bereits seit vielen Jahren auch als Veranstaltungsort großer studentischer Theaterfestivals sowie des Internationalen Videofestivals Bochum dient. Was einen möglichen Erhalt des auch überregional bekannten kubischen ‚T-Gebäudes‘ anbelangt, gibt sich Karin Freymeyer, die seit September 1999 mit großem Erfolg den Bereich Studiobühne im Musischen Zentrum leitet, daher weiterhin kämpferisch: „Ich glaube, dass die Universitätsleitung weiß, dass wir uns sehr stark mit diesem Gebäude identifizieren.“

Drohender MZ-Abriss: Ein Fall fürs A-Team

Insbesondere vor dem Hintergrund des in den letzten Jahren gewachsenen internationalen Renommees der MZ-Studiobühne sollte es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, diesen Standpunkt der Bühnenleiterin seitens der Uni-Leitung zu respektieren. Die hohe Qualität und Internationalität des studentischen Theaters im MZ führt beispielsweise die Wiederaufnahme des Stücks „Attempts on her Life“ der Gruppe the EDNAs unter Leitung von Niklas Füllner vor Augen, das dort am 8. und 9. Mai jeweils ab 19.30 Uhr zu sehen sein wird (Eintritt: 4/6 Euro). Auch unter den Studierenden ist die Entschlossenheit groß, einen eventuellen MZ-Abriss zu verhindern: „Wir wären die ersten, die sich vor die Abrissbirne stellen würden“, sagt Dominik H. Freeman vom Theater Phalanx, dessen mediensatirisches Stück „The A-Team begins“ bereits Ende April erfolgreich wiederaufgenommen wurde. 

Einmal nur den Himmel sehen

Und das nächste Highlight der Spielzeit steht bereits unmittelbar bevor: Wer sich vom ‚Tanz in den Mai‘ oder vom üblichen Politspektakel am ‚Tag der Arbeit‘ erholen möchte, kann dies am 1. und 2.5. bei der Märchenadaption „Blaubart – Hoffnung der Frauen“ von Dea Loher tun, deren Stücke mehrfach ausgezeichnet wurden – zuletzt mit dem Berliner Theaterpreis 2009. Thema ist das Spannungsverhältnis zwischen dem Antagonisten Blaubart, dessen Sexualangst in pathologischen Frauenhass kippt, und den weiblichen Protagonistinnen, „die sich nach radikaler, absoluter Liebe sehnen“: „Einmal nur – einmal nur den Himmel sehen.“ Mit „Blaubart“ wird die Studiobühne bei insgesamt drei internationalen Universtitätstheatertreffen in Liège, Istanbul und Bratislava vertreten sein.  

Hochklassiges Theater von Brecht…

In der zweiten Maihälfte werden zwei spannende Premieren die Studiobühne beleben und vor hoffentlich großem Publikum Theaterglanz in den MZ-Kubus bringen: Am 15. und 16. Mai wagen Studierende des Germanistischen Instituts ein kühnes Pionierprojekt, wenn sie in Anlehnung an Bertolt Brechts 1943 in Zürich uraufgeführtes religions- und kapitalismuskritisches Stück „Der gute Mensch von Sezuan“ ihre Figurentheater-Bearbeitung des Brechtschen Stoffs „für Menschen und andere Marionetten“ zeigen. Die Regisseure Matthias Böttger und Nurcan Selek pointieren „den Sinn, den Brecht im Sinn hatte“, insbesondere im Sinne einer Parabel auf die menschliche Eigenschaft, Verantwortung an höhere Mächte abzutreten: „Man lässt sich gerne lenken“, nimmt Matthias Böttger die Uniformität der Menschen aufs Korn, die er politisch als system-übergreifende Konstante betrachtet. Das Besondere beim Sezuan-Bühnenprojekt der germanistischen Figurentheatergruppe: Die Götter im Stück werden von Menschen, Menschen aber durch Marionetten dargestellt.

…bis Gorki

Bevor es in die Pfingstferien geht, präsentiert am 21. Mai das im Umfeld der Bochumer Slawistik angesiedelte Lotman-Institut eine Maxim-Gorki-Revue, die sich in fünf Szenen mit der facettenreichen Gestalt des wohl berühmtesten Autors der Sowjetzeit auseinandersetzt. Im Juni und Juli werden dann neben dem 20. Internationalen Videofestival (10.-12.6.) sechs weitere Premieren sowie eine Hörspiel-Präsentation und eine szenische Lesung anstehen. Ihr dürft also sehr gespannt sein auf eine spannende, vielfältige Studiobühnenspielzeit im MZ!

 

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