Zunächst wird jedeR eine Auswahl aus 30 eigens dafür produzierten Comicheften kostenlos abgreifen können. Die Palette umfasst frankobelgische Abenteuer, südkoreanische Manhwas, Independents, Horror, Action, Fantasy, Humor, Superhelden, Science-Fiction und Erotik, was fast die gesamte in Deutschland vertretene Genre-Bandbreite abdeckt. Zum Angebot gehören Ikonen wie Iron Man, die Simpsons und Micky Maus. Aber auch weniger bekannte Vertreter wie der japanische Fantasycomic „Die Legende der scharlachroten Wolken“, das belgische Kriminalabenteuer „Die grüne Eisbombe“ und die schlüpfrigen Geschichten des notgeilen Hasen „Horst“ aus Deutschland sind darunter. Alle Hefte sind im Standardformat von 16,8 mal 24 Zentimeter und haben 32, 48 oder 64 Seiten. Darüber hinaus planen viele Comicläden verschiedene Aktionen wie Signierstunden, Wettbewerbe oder Grillfeste.
Was geht in Bochum?
Bei Mr. C in der Innenstadt werden gleich drei Künstler Einzug halten, um ihr Werk vorzustellen und vor Ort zu zeichnen. Michael Holtschulte kennen bsz-LeserInnen vor allem durch seine Karikaturen über die Begebenheiten an der Ruhr-Uni und seinen Webcomic Totaberlustig.de. Vor Kurzem kam die Comicsammlung „Fiese Bilder 2“ (Rezension in bsz 825) heraus, an der auch Holtschulte seinen Anteil hat. Außerdem kommt der freie Illustrator Volker Dornemann vorbei, der für das deutsche Mad-Magazin zeichnete. In seinen Bildern zieht er alles Mögliche durch den Kakao – von der Steinzeit über den Alltag bis zur Religion. Der dritte Gast wird der Wattenscheider Zeichner Ralf Marczinczik sein. Er hat bereits an den Computerspielserien „Gothic“ und „Risen“ mitgewirkt. Zurzeit arbeitet er an der Graphic Novel „Weiße Lügen“, die im Ruhrgebiet zum Ende des 19. Jahrhunderts spielt.
Michael Koch, Inhaber von Mr. C, erhofft sich einigen Werbeeffekt durch den Gratis-Comic-Tag: „Wir versuchen vor allem den Fachhandel ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.“ Denn neben der gemütlichen Atmosphäre und dem persönlichen Umgang sprechen auch harte Fakten für kleine Geschäfte: „Wir haben die zehnfache Auswahl der Mayerschen und natürlich die fachkundige Beratung. Ich lese Comics, seit ich sieben bin.“ Als der Gelsenkirchener Ableger von Mr. C 1988 mit Sektempfang die Einweihung feierte, war er der erste Kunde. Er harrte bis zur Ladenöffnung auf den Stufen, wie es sich für einen Fan gehört. 2002 hat er beide Läden als Besitzer übernommen.
Aber auch neue Leserschichten sollen durch den Gratis-Comic-Tag am 8. Mai angesprochen werden. So haftet Comics immer noch der Makel an, nur für Kinder und Nerds zu sein. „Fast jeder Mensch hat in seiner Kindheit Comics gelesen; und sei es nur ‚Das Lustige Taschenbuch‘ auf der Bahnfahrt. Viele haben das Hobby dann irgendwann verdrängt, aber es gibt Comics für alle“, so Koch. „Die Graphic Novel beispielsweise wendet sich ausdrücklich an erwachsene Leser. Seitdem mit ‚Maus‘ ein Comic den Pulitzer-Preis gewonnen hat, hat sich in dem Bereich viel getan. Wenn eine Ausgabe von ‚Asterix‘ zweieinhalb Millionen mal verkauft wird, muss es auch einen Markt für die anderen Comics geben.“
Überm großen Teich
Das große Vorbild, der Free Comic Book Day, findet seit 2002 traditionell am ersten Samstag im Mai statt. Dort wurde er vom größten Lieferanten in Nordamerika, Diamond Comic Distributors, gestartet. In den ersten sechs Jahren wurden von weltweit 2.000 Fachhändlern in über 30 Ländern mehr als zwölf Millionen Comichefte verschenkt. Meist wird der Tag mit der Premiere einer Comicverfilmung verquickt. Letztes Jahr war das „X-Men Origins: Wolverine“, dieses Jahr feiert „Iron Man 2“ Erstvorführung. In Europa fällt das Datum dieses Jahr mit dem Tag der Arbeit am 1. Mai zusammen, an dem bundesweit alle Läden geschlossen haben. Daher haben die OrganisatorInnen einfach beschlossen, den Gratis-Comic-Tag hierzulande eine Woche später, am 8. Mai, steigen zu lassen.
0 comments