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Uschmann konnte seine Figuren nach „Wandelgermanen“, dem dritten und schwächsten, aber verkaufsstärksten Buch der Reihe, nicht einfach im Wald stehen lassen. „MURP“ gestaltet sich so als Entschuldigung für die vielen Szenen im Baumarkt und die uninspirierten Zusammentreffen mit den „Germanen“. Durch Unperfektsein zum Erfolg, lautet die wenig subtile Botschaft. Uschmann bekam für seinen Erstling viel Lob, von dem er noch heute zehrt. Minder begabte Literaten wie Manuel Andrack und Literaturkritkerinnen und -kritiker wie Bela B. und Dieter Nuhr sonnen sich in diesem Lob und sprechen sich für den Erwerb der nicht enden wollenden „Hui“-Produktionen aus.

Hartmut – jetzt in der Bundeshauptstadt Berlin

Wir wollen alle nur gute Bücher lesen. Und wir alle haben eine andere Vorstellung davon, was gute Bücher sind. Wer sich locker unterhalten lassen will, ist mit den Darstellungen des Hartmut und seiner Kombo gut versorgt. Doch hat Uschmann mehr im Sinn als Unterhaltung. „Feindesland“ verdeutlicht das. Themen sind immer auch Politik, Gesellschaft und Ungerechtigkeit. Es soll wie Kritik wirken. Dahin gehen, wo es wehtut. Oft wirkt es jedoch aufgesetzt, an den Haaren herbeigezogen,  nicht gekonnt. Er lässt sich von seinen Lesenden, man könnte auch Fans sagen, inspirieren. Los Uschmann, schreib mal was über Berlin! Hartmut und seine Freunde ziehen nach Berlin. Feindesland eben.

Anspruch und Realität

Nun wird es Zeit ins Ruhrgebiet zurückzukehren. Die Fans wollen es und Uschmann auch. So kündigen schon die „Exklusiv-Stories“, die auf der Homepage zu lesen sind, die unvermeidliche Rückkehr an. Eine ganze Welt erschuf der Autor rund um Hartmut. Im Web kann man die Bochumer WG besuchen und in CD-, Video- und Playstation-Spielesammlungen stöbern. Nebenbei bewirbt Uschmann sich und seine Talente. Wer Hilfe beim Schreiben braucht, kann sich gern an ihn wenden. Er hat mit Hartmut einen kauzigen, aber intelligenten Charakter geschaffen, den viele mögen und als Vorbild anerkennen. Wieviel Ehrung und Umsiedlung kann ein Hartmut aber noch vertragen? Was kann ein Charakter leisten und wie kann er sich noch weiter entfalten? Fragen, die Feindesland beantwortet: Offenbar gar nicht mehr.


Oliver Uschmann, Feindesland, Hartmut und Ich in Berlin, Fischer Verlag, 14,95 Euro

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