He-Man, das ist der zentrale Charakter der Actionfiguren-Serie „Masters of the Universe“, die in den 80er Jahren weltweit sehr erfolgreich von Mattel vertrieben wurde. 1983 wurde eine Zeichentrickserie fürs Fernsehen als Spin-Off nachgeschoben, die über die Jahre Kultstatus erreichte. Die studentische Theatergruppe Phalanx verlegte die Handlung auf die Bühne: Prinz Adam, der sich mit Hilfe seines Zauberschwerts in den übermenschlichen He-Man verwandelt, bekämpft den Bösewicht Skeletor und dessen Handlanger Beast Man und Evil-Lyn. So weit so gleich. Als Skeletor allerdings eine Beschwörungszeremonie misslingt, wandelt sich der Zwist. He-Mans heile Welt beginnt ohne seinen Widerpart zu zerfransen. In den heiteren Klamauk schiebt sich die Frage über die Existenzberechtigung von Gut und Böse.
Von Biestern und Skeletten
Warum gerade He-Man die Vorlage für das Debut lieferte, beantwortete Regisseur Dominik Hertrich alias D.H. Freeman: „Es sollte lustig und authentisch sein. Dieses Fantastische ist eine tolle Sache – Burgen, Magier, farbenfrohe Charaktere. Alleine Skeletor! Der hat ständig Schaum vorm Mund und ist die reinste Drama-Queen. Schwankt von Selbstmordgedanken zum übermütigen Größenwahn. Von unten nach ganz oben. Unglaublicher Idiot.“
Der erste Mann im Boot und spätere Partner für alles um Theater Phalanx wurde dann der Beast-Man-Darsteller Timo Josefowicz. Der sah das Ganze am Anfang noch pragmatischer: „Ich hab mir gedacht, einmal auf der Bühne zum Affen machen und die Kollegen haben was zu lachen, dazu ein eigenes Poster. Dafür machste den Scheiß mit. Und dann wurde es auf einmal gut, hat Spaß gemacht. Also war an Aufhören gar nicht zu denken. Mittlerweile ist die Truppe quasi zu einer neuen Familie geworden.“
Aus dem Spaßprojekt wurde schnell mehr. Nach mehreren Aufführungen von „Masters of the University“ am Musischen Zentrum kamen noch eine Lesung auf dem Uni-Fest, ein Auftritt auf der gesperrten A40 und ein Gastspiel im Theatermuseum Düsseldorf. Als zweites Stück folgte „The A-Team Begins“ um die Vorgeschichte von Hannibal & Co mit einem weit größeren Ensemble, viel mehr Requisiten und noch bombastischeren Showeinlagen.
Lockere Theaterform
Phalanx bewirbt seine eigenen Produktionen als Casual Theater. Der englische Begriff casual lässt sich am ehesten mit lässig oder informell übersetzen und wird meist für einen komfortablen Bekleidungsstil gebraucht, der sich im Unterschied zum förmlichen Anzug definiert. „Casual Theater ist zwanglos, locker, lässig“, so Hertrich. „Man kann sich bei uns einfach reinsetzten und Spaß haben. Natürlich gibt es bei uns nicht nur Furz-Gags. Wir haben auch Anspruch – den wir gut verstecken können.“
Bei den Projekten von Theater Phalanx wird der/die gewöhnliche SchauspielhausbesucherIn zunächst stutzig, so handelte es sich bisher durchweg um jugendliche Nostalgieträume von Nachmittagsserien. Wo bleibt da der Anspruch? „Ich habe zwar kein Theaterstudium absolviert, aber ich denke, die Bühne ist kein heiliger Grahl für die intellektuelle Elite“, meint der Regisseur. „Theater sollte immer sowohl auf Missstände hinweisen und die Zuschauer aufrütteln wie auch Unterhaltung bieten. Indem wir gerade eben ein Publikum anlocken, das sich aus allen möglichen Schichten zusammensetzt, können wir durch unsere Andersartigkeit etwas Zusätzliches leisten.“
Neben ausverkauften Vorstellungen konnten das die Kritiker soweit bestätigen. So bescheinigte die Presse He-Man eine Mischung aus „absurder Komik und tragischem Ernst“, während ZuschauerInnen beim A-Team hinter lustiger Fassade Geschlechterdekonstruktion und Ausflüge in die Metaebene des Theaters erkennen können.
Rundes Ding
Die DVD ist der neuste Clou. Neben dem 75-minütigen Theaterfilm besticht sie mit rund 80 Minuten Bonusmaterial sowie einem Audiokommentar von Dominik Hertrich, Timo Josefowicz und dem Darsteller von He-Man, Christian Freund. Die technische Qualität geht weit über einen studentischen Amateurfilm hinaus. Als Extras gibt es Interviews mit allen Beteiligten, Bloopers, Behind-the-Scenes-Videos über den Probenprozess, die Charaktere, das Bühnenbild und die Maske sowie vier Bildergalerien.
„Nachdem wir den internen Probenmittschnitt gesehen haben, kam die Idee einer DVD für uns selbst“, schildert Hertrich den Entstehungsprozess. „Aber erst Miriam Kassner von der He-Man-Fancommunity hordak.de brachte uns aktiv auf Sponsorensuche und konnte uns an Lutz Ronthaler vermitteln. Der war sofort mit Leidenschaft dabei und finanzierte uns eine professionelle Produktion von tausend Stück. Die Ausmaße, die das Ganze angenommen hat, waren so überhaupt nicht geplant.“ Das Kernteam von einem Dutzend Leute hat über zwei Monate durchgearbeitet. Hertrich und Josefowicz hatten währenddessen quasi Vollzeit-Jobs bei Phalanx von 40 Stunden in der Woche.
Und die Zukunft? „Wir kümmern uns zurzeit ganz um unser nächstes Stück, das im Februar Premiere hat: James Bond“, sagt Hertrich. „2011 kommt dann definitiv die DVD zum A-Team raus, 2012 die Bond-DVD. Wir haben noch einen langen Weg vor uns und lernen bei jedem Schritt dazu. Im Moment sind wir aber einfach dankbar für die ganzen Fans. Es ist jedes Mal geil, wenn man sowas aufführt und da ist jemand, der lacht.“
„Masters of the University“
ist für 9,90 Euro erhältlich auf:
www.masters-toys.de
„The A-Team Begins“ findet
am 12.12. um 19.30 Uhr im MZ statt.
Karten (6 Euro, ermäßigt 4 Euro) unter: theateambegins@t-online.de
Mehr zu Theater Phalanx:
www.theater-phalanx.de
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