„N.A.T.U.R. – Natürliche Ästhetik trifft urbanen Raum“, so der vollständige Titel des neuntägigen Festivals, das vom 13. Mai bis zum 21. Mai im Katholikentagsbahnhof stattfinden wird. Geplant ist ein fulminantes Programm aus Workshops, Outdoor-Aktionen, Vorträgen und Parties. „Immer noch kommen täglich neue Aktionen hinzu“, erklärt Veranstalter Kevin Kuhn gegenüber der bsz. Kuhn ist in Bochum kein Unbekannter. In den letzten Jahren hat er mit seiner Agentur „feel vergnuegen“ schon viele Off-Locations gerockt. „Irgendwann ging das los“, so Kuhn, der nach wie vor an der RUB studiert. „Jahrelang chillte ich, doch dann bin ich aus der Lethargie ausgebrochen.“ Das Ergebnis von diesem Ausbruch kann sich sehen lassen. Das N.A.T.U.R.-Festival ist mit n eun Tagen nicht nur besonders lang, es macht zugleich auf ein Thema aufmerksam, das in der Stadt bisher wenig Beachtung fand: das Guerilla-Gardening.
Gartenmilizen und Moos-Graffiti
Sprayen ist out, heutzutage werden an den Betonwänden der tristen Innenstätte halblegale Moos-Graffitis angebracht. Der Begriff „Guerilla-Gardenings“ geht auf Richard Reynolds zurück. Er war einer der ersten, die den Trend erkannten, als in New York die Betreiber der Bio-Restaurants begannen, auf den Dächern der Skyscrapers ihr eigenes Gemüse zu ziehen. Noch sprach man von „Urban Farming“, doch dann nahm sich der Underground der Sache an. Garten-Milizen wurden aufgestellt, weltweit mobile Gärten in die Baulücken der Metropolen installiert. Im Gegensatz zu sonstigen Interventionen im öffentlichen Raum – wie etwa Graffiti – fanden die Aktionen der frei umherschweifenden Gärtner viel Anklang im bürgerlichen Milieu. Mittlerweile ist die Beteiligung generationsübergreifend und trifft auf eine breite gesellschaftliche Akzeptanz. Eines der schönsten Beispiele für die so entstandenen mobilen Gärten findet sich in Berlin. Die Prinzessinnengärten sind auf dem Sprung zum Touristenmagnet. Für die Anwohner aus den entnaturisierten Betonklötzen sind sie ein wahrer Segen. „Man muss nicht ins Naherholungsgebiet fahren, oft reicht es schon, die grünen Nischen in der City aufzusuchen“, erklärt Kevin Kuhn. Spannend wird es sein zu erleben, inwiefern sich die City im Zuge des Festivals verändern wird. Denn natürlich will man mehr als bloß diskutieren und Party machen. Zumindest der Blick auf die Stadt wird sich nach den neun Tagen verändert haben.
Nistplätze und Seedbombs
Das Programm selbst ist so vielfältig, dass sich ein Klick auf die Homepage des Festivals lohnt. Zudem ist der Eintritt zu den meisten Veranstaltungen frei. Zu empfehlen ist der Workshop des Architekten Christoph Jaenicke, der mit den TeilnehmerInnen an der Neugestaltung des Tana-Schanzara-Platzes arbeiten wird. „Im Zentrum des Festivals stehen das Lebensumfeld und die soziale Partizipation“, so der Veranstalter. Er selbst war schon in frühen Jahren von einem ökologischen Bewusstsein geprägt. „Ich bin immer hinter meiner Mutter hergelaufen und habe das Licht ausgemacht, wenn sie den Raum verließ.“
Während man in Berlin bereits über einen grünen Kanzler diskutiert, erblühen im postindustrialisierten Hinterland die Baulücken auf. Denn was ist eine Stadt ohne grüne Oasen? Städtische Parkanlagen sind schön und gut, doch vielen reicht das nicht mehr. „Eine bessere Welt ist pflanzbar“, so verkündet einer der Slogans des Festivals. Bleibt zu fragen, ob die jungen AktivistInnen unter den Prämissen von Ökologie und Ästhetik, Partizipation und Nachhaltigkeit ihr Utopia Wirklichkeit werden lassen können. Oder ob zuvor der Beton aus den Köpfen der StadtplanerInnen weichen muss.
N.A.T.U.R.-Festival
Natürliche Ästhetik
Trifft Urbanen Raum
13. Mai bis 21. Mai
Katholikentagsbahnhof
Konrad-Adenauer-Platz 3
www. natur-festival.de
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