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Worum geht es beim n.a.t.u.r – Festival? Fragt man den Veranstalter Kuhn, so bekommt man eine recht esoterische Erklärung. „Es geht um Kreativität, Selbsterfahrung, das Sein des Menschen an sich. Wie kann der Mensch leben in der Stadt, wie kann er sein Umfeld gestalten und mit anderen Menschen in Kontakt treten“, so Kuhn. Wenn der junge Bochumer von der Idee des Festivals schwärmt, schimmert vor allem seine eigene Lebensauffassung in den Worten durch. Zum Beispiel, wenn er davon spricht, dass es bei dem Festival allgemein um Lebenserfahrung gehe und um „das Sein an sich“. Die Grundidee des Festivals ist vom Guerilla Gardening inspiriert, was dagegen eher bodenständig daherkommt.
Vor etwa einem Jahr ist die Idee zum Festival entstanden. Kuhn lernte Till Beckmann und Kolja Klar kennen. Sie erzählten von Guerilla Gardening und ihrem Projekt „Ruhrstadt Gartenmiliz.“ In Bochum und Umgebung haben Beckmann und Klar in diesem Namen immer wieder pflanzliche Interventionen vorgenommen. Kleine Maßnahmen sorgen für große Irritationen, wenn etwa aus einem aufgebrochenen Stück Asphalt eine Sonnenblume hervorwächst. Kuhn war von dieser Thematik des Wechselspiels zwischen Natur und urbanem Raum begeistert, und so planten die drei eine gemeinsame Aktion. Aus dem Vorhaben, zunächst nur eine Abendveranstaltung zu organisieren und auf das Thema aufmerksam zu machen, wurde schnell ein Wochenend- und schließlich ein ganzes Wochenprogramm. Denn nachdem sich die Idee in den Bekanntenkreisen der drei Kulturschaffenden herumgesprochen hatte, wollten sich immer mehr Menschen mit eigenen Ideen an den künstlerischen Aktionen beteiligen. Sie pflanzten, diskutierten und feierten. Das n.a.t.u.r.-Festival war geboren.

Lag der Schwerpunkt der Veranstaltungen im ersten Jahr noch auf Pflanzaktionen und diversen Workshops, so gibt es dieses Jahr ein weitaus breiteres Programm. Der kulturelle Aspekt des Festivals wurde ausgebaut, weitere Kooperationspartner wie das Rottstr.5-Theater gewonnen. Durch Sponsoren wie die GLS Bank und die Stadtwerke Bochum konnte zudem die finanzielle Situation der Veranstalter verbessert werden.

Mehr als Seed-Bombs und Moosgrafitti. In diesem Jahr kommt das n.a.t.u.r.-Festival mit großem Kulturprogramm daher. Fotos: CMP/ChsVeranstaltungsort sind nicht nur das Festivalzentrum in der Rotunde und der Bereich drum herum, sondern auch das Schauspielhaus Bochum und Räume in der Rottstraße. An diesen Orten finden in elf Tagen über 100 Aktionen statt. Highlights sind dabei neben den Kunstausstellungen und den drei großen Partys sicherlich die Schnippeldisko des Youth-Food-Movement auf dem Vorplatz des Schauspielhauses. Als Zeichen gegen die Verschwendung von Lebensmitteln findet dort am 14. Mai eine riesige Kochaktion mit Produkten statt, die beispielsweise in Supermärkten als unverkäuflich in den Müll geschmissen werden, obgleich nur das gesetzliche Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen, die Ware aber ansonsten einwandfrei ist.

Dass man mit Gemüse nicht nur kochen, sondern damit auch musizieren kann, das beweisen am selben Tag die Mitglieder des Wiener Gemüseorchesters. In den Kammerspielen des Schauspielhauses werden die BesucherInnen mit einem eigentümlichen Klangerlebnis und mit einer selbstgekochten Gemüsesuppe versorgt. Aber auch auf die Inszenierung von Goethes Werther durch Hans Dreher darf man gespannt sein. Martin Bretschneider gibt den Werther, die Inszenierung des Rottstr.5-
Theaters feiert am 17. Mai in der Rotunde Premiere. Im Übrigen werden für Modenschauen von Öko-Labeln wie dem Münsteraner Unternehmen „Know Me“ noch Models gesucht. InteressentInnen können sich bei den VeranstalterInnen melden.
Neben der thematischen Auseinandersetzung mit Natur, Stadt und den darin enthaltenen Möglichkeiten von Kunst und Kultur ist ein praktisches Ziel des n.a.t.u.r.-Festivals, einen Gemeinschaftsgarten in Bochum dauerhaft bespielen zu können. Und die Zeichen dafür stehen nicht schlecht. Durch das positive Feedback des vergangenen Festivals hat ein Privatmann Kontakt zu den Veranstaltern aufgenommen und einen verwilderten Garten in der Innenstadt zur Nutzung in Aussicht gestellt. Für die Festivalzeit sollte man Bochum aber ohnehin als großen Gemeinschaftsgarten begreifen.

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