Am 16. Juni kommt mit Tate McRae ein kanadischer Superstar in die Lanxess Arena – und Reporterin :levi ist mittendrin. Eine Reportage
Gebannt starren Zehntausende Augenpaare auf dieselbe tiefschwarze Stelle. Wie bei einem Gewitter zucken blitzartige Lichter immer wieder aus der Bühnenvorrichtung, deren eckige Konturen aus der Schwärze wie ausgestreckte Arme herausragen. Es kann sich nur noch um Sekunden handeln. Ist sie schon zu sehen? Tausende Hälse recken sich Richtung Bühne. Dann, plötzlich, regt sich etwas auf der riesigen Leinwand. Eine überdimensional große, milchige junge Frau, der Kamera dem Rücken zugekehrt, steigt auf dem Bildschirm empor als würde sie auf einem Podest ihre Reise Richtung Arenadecke antreten. Im gleißenden Licht wild tanzender Scheinwerfer zeichnet sich aus der Dunkelheit nun eine weitere Silhouette ab. Diesmal steht der zugehörige Körper aus Fleisch und Blut auf der Bühne. Das Gewitter aus Scheinwerferlicht und einer schrillen E-Gitarre wird nun um das unaufhaltsame Tosen Zehntausender Fans in der Arena ergänzt. Los geht‘s!
An diesem Montagnachmittag bin ich ausgesprochen gut gelaunt. Die Musik von Tate Mcrae höre ich schon einige Jahre und spontan habe ich noch eine Karte für ihre Miss Possessive Tour erwerben können. Der RE 1 fährt heute ab 21:00 Uhr leider nicht mehr zurück nach Bochum.. Das hatte mir noch einige Stunden zuvor Kopfzerbrechen bereitet. Doch zum Glück konnte ich mir noch eine last minute Mitfahrgelegenheit organisieren. Einem ausgelassenen Konzertabend in Köln steht nun nichts mehr im Wege!
Schon beim Eintreffen an der Arena fällt mir der große Andrang an vor allem weiblich gelesenen Fans auf. Tausende Mädchen und junge Frauen stehen in der prallen Sonne aufgeregt in den Schlangen vor der Lanxess Arena, viele tragen Eishockey-Trikots. Der Look ist sportlich, kanadisch, aber nicht komplett ohne ein aufwendiges Make-up. Es ist eine Kombi aus Sport und Glam, die ihre ganz eigene Ästhetik schafft. Und es passt: Schließlich ist auch die kanadische Singer-Songwriterin Tate McRae bekannt für ihre figurbetonten Looks. Ihre Fans stehen dem in nichts nach und haben sich sichtlich Mühe gegeben, sich für den Abend zu stylen.
Ich selbst trage zwar kein Trikot, habe aber immerhin ein bisschen Glitzerlidschatten aufgelegt. Glücklicherweise muss ich mich nicht in die endlosen Schlangen einreihen — mein Platz liegt direkt in der Arena. Nachdem ich einmal komplett lost im Kreis gelaufen bin, finde ich schließlich den richtigen Eingang.
Mein Sitzplatz ist rechts von der Bühne, in der zweiten Reihe und ich merke sofort: näher dran geht kaum. Ich kann sogar in den Backstage-Bereich blicken.
Als erste Künstlerin betritt um 19:30 Uhr die Neuseeländerin Benee die Bühne, die einigen vielleicht durch ihren Song Supalonely bekannt ist. Mit ihrer energiegeladenen und authentischen Performance heizt sie die Halle schnell auf. Obwohl sie nur der Support Act ist, scheint das Publikum sie aufrichtig zu feiern. Sie winkt immer wieder zu meinem Block, schaut direkt in unsere Richtung und wirkt dabei ganz in ihrem Element. Es ist absolut erfrischend und eine positive Überraschung.
Nach ihrem etwa einstündigen Set dauert es eine knappe halbe Stunde, bis die Lichter erneut ausgehen – diesmal für den Hauptact. Die Stimmung in der Arena kocht und man spürt, dass das Adrenalin die Fans förmlich zerreißt. Es wird der einzige Auftritt von Tate McRae in Köln im Rahmen ihrer Miss Possessive Tour sein. Das will niemand missen!
Tate erobert ohne großes Warm-up die Bühne und geht direkt auf 100!
Mit anspruchsvollen Choreografien, unterstützt von einem überwiegend männlichen Tänzerensemble, bringt sie nicht nur Energie, sondern auch die Sinnlichkeit ihrer Songs live auf die Bühne. Es ist die Tate McRae, wie man sie kennt – perfekt durchinszeniert, physisch mehr als fit, makellos. Ihre Identität als „sporty girl“ lebt sie konsequent durch ihren Look und die Performance aus.
Doch gerade das wirft die Frage auf: Wer ist die 21 jährige eigentlich wirklich?
Die erste halbe Stunde spricht sie kaum mit dem Publikum. Die parasoziale Beziehung, die viele Fans aufgebaut haben, bleibt an diesem Abend erst mal ziemlich einseitig.
Stimmlich überzeugt sie dafür auf ganzer Linie – jeder Ton sitzt. Sie klingt live exakt wie auf ihren Studioaufnahmen.
Ein echter Gänsehautmoment entsteht dann aber doch noch, als sie schwebend in einem weißen Kleid ans Klavier tritt und einige ihrer ersten Lieder spielt. Lieder, mit denen sie als Teenager einst auf YouTube bekannt wurde. Und obwohl sie mittlerweile fast gänzlich weg vom „Bedroom Pop“ ist, scheint dieser Moment viele im Publikum zu berühren. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich meine, in ihrem Gesicht einen Ausdruck echter Rührung zu sehen.
Tate McRae ist längst mehr als ein YouTube-Phänomen. Sie ist Performerin durch und durch und liefert Tanz, Gesang und einen reizvollen Look. Die Vergleiche mit Britney Spears sind in dieser Hinsicht absolut nachvollziehbar. Ihre Professionalität beeindruckt mich, aber als Person, die Musik neben dem Spaß an catchy Melodien auch für große Emotionalität schätzt, wirkt alles vielleicht eine Prise zu aufgesetzt.
Das Konzert war dennoch genau so, wie ich es mir vorgestellt habe: Ein gelungener Abend voller Adrenalin, visuellem und akustischem Spektakel. Bei Tate McRae gilt eben das Motto: „You get what you see“ und so fair sind wohl nur wenige ihrer Künstler:innen-Kolleg:innen!
:Levinia Holtz
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