Angefangen hat alles 1980 als kleine studentische Selbsthilfeinitiative. In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es kaum Anlaufstellen für Homosexuelle, die Beratung war praktisch nicht vorhanden und AIDS sowieso noch nicht allseits bekannt. Besonders schwierig war es für Jugendliche und junge Erwachsene unter 27, die nicht mal annähernd über die Aufklärungsangebote von heute verfügen konnten. Auch gab es niemanden, der sich um die, meist noch unaufgeklärteren, Eltern kümmern wollte. Da musste Veränderung her. Es dauerte einige Zeit, bis sich das Institut eingerichtet hatte und seine Arbeit aufnehmen konnte. Auch die Zahl der Mitwirkenden war noch ein wenig begrenzt, doch nach und nach wuchsen das Interesse und somit auch die Mithilfe.
Jede Menge RAUM
Seit 1992 konnte die Arbeit durch die Einstellung eines Diplom-Psychologen, eines Diplom-Pädagogen, einer Kommunikationswissenschaftlerin und einer Diplom-Sozialpädagogin professionalisiert werden. Neben diesen hauptamtlichen MitarbeiterInnen gibt es einige Ehrenamtliche, ohne deren Engagement das Heute bestehende Angebot niemals auf die Beine gestellt werden konnte.
So arbeitet das Jugendprojekt freiRAUM seit 1997 in den Bereichen Jugendhilfe und Schulaufklärung. Von 1998 bis 2003 war die Rosa Strippe Modellprojekt des Ministeriums für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie und erhält als Folge dessen Regelförderung durch das Land NRW. So konnte auch das Angebot stetig erweitert werden, wodurch es nun eine erstaunliche Vielfalt für jedeN InteressierteN gibt.
Im Programm findet sich neben der hauptsächlichen Beratung, ob telefonisch oder persönlich, Gruppenarbeit – GAYmeinsam ab 30, Elternkreise, M3, AKKU – verschiedene Aufklärungsprojekte, wie zum Beispiel SchLAU, Partnerschafshilfe, Parties, den Rosa Salon, Le’s Café und das Radioprogramm „Radio Freiraum“ (UKW 98,5 Mhz). Zu Letzterem erschien sogar schon Berlins Oberbürgermeister Klaus Wowereit, der Stellung zu sich, seiner Politik und Berlin nahm.
Im Jahr kümmert sich die Rosa Strippe um etwa 600 Beratungsfälle und 1.100 Beratungskontakte, was sie zur zweitgrößten Beratungsstelle für Lesben, Schwule und deren Familien in NRW macht. Wohlgemerkt ist die Zahl der Kontakte von 2005 auf 2006 noch einmal um 25 Prozent gestiegen.
Viel Arbeit – viel Spaß
Nun beginnt für die Rosa Strippe ein neues Kapitel. „Im 26. Jahr unseres Bestehens ist es uns gelungen, in eine eigene Immobilie umzuziehen“, freut sich Jürgen Wenke, der Leiter der Beratungsstelle. Noch ist die neue Bleibe nicht ganz fertig, da die Umbauarbeiten für das „café freiRAUM“ im Erdgeschoss einige Zeit in Anspruch nehmen, doch in weniger als einem Monat sollte auch dies erledigt sein.
Das Haus hatte einige Jahre leer gestanden, nachdem die Goethe-Schule, die dort untergebracht war, die Räumlichkeiten nicht mehr nutzte. In der Kaiserzeit entstanden, im Krieg zerbombt und in den 50er Jahren wieder aufgebaut, hat die Villa eine lange Geschichte.
Die nächsten 75 Jahre wird die Rosa Strippe dort ihre Geschichte fortsetzen, denn solange geht der Pachtvertrag mit der Stadt Bochum, die, neben der AKTION MENSCH und der Wohlfahrtspflege die meisten Kosten übernommen hat.
Für die 19.300 – 38.600 Lesben und Schwule in Bochum (5-10 Prozent der Bevölkerung) ist dies ein großer Erfolg. Die Stadt schließt nicht die Augen, sondern hilft aktiv mit, diesen besonderen Ort für viele Generationen zu erhalten.
Dennoch benötigt es noch Mithilfe und (finanzielle) Unterstützung, da insgesamt 460qm Grundfläche und 1.900 Kubikmeter Raum mit einem Bauvolumen von 520.000 Euro renoviert werden mussten bzw. müssen.
Eine Spende, um dieses Begegnungs- und Hilfezentrum zu unterstützen, ist jederzeit willkommen. Nur so kann ein hindernisfreier Zugang zu Informationen, Beratung und Austausch ermöglicht werden.
Rosa Strippe e.V.
Kortumstraße 143
44787 Bochum
Beratungstelefon: 0234/ 19 44 6
Weitere Informationen unter
www.rosastrippe.de
m aw
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