Man kennt Irland als die frische, grüne Insel mit den rothaarigen Menschen, auf welcher Kobolde einen Haufen Gold versteckt halten; in Reisekatalogen sieht man riesige Felder voller Schafe, bunte Hütten, kleine Pubs und viel Guinness. Natürlich scheint auch immer die Sonne und die Menschen sind freundlich, hilfsbereit und offen.
Bis dahin die Theorie. In der Praxis fehlen in der Tat nur die Kobolde. Das dazugehörige Gold leider auch.
Ansonsten ist (West-)Irland ein Reiseziel, welches man mindestens einmal im Leben besucht haben sollte. Wenn es geht, am Besten bevor die altersschwachen Knochen gelegentliche Bergwanderungen nicht mehr mitmachen und die Leber an einem einfachen Cidre versagt.
Denn den Burren in Co. Clare sollte man auf jeden Fall besteigen. Nicht unbedingt in einer typischen „Wir-ziehen-Khakifarbene-Hosen-und-dazugehörige-geschmacklose-Hemden-und-Hüte-sowie-weiße-
Tennissocken-in-braunen-Sandalen-an“-Touristengruppe, sondern zu zweit oder zu dritt. Dazu ein feines Picknick und der Wandertag ist schon perfekt. Mehr braucht es nicht – die Natur ist überwältigend genug.
Die unendlichen
Weiten des Meeres
Für diejenigen, die nicht so sehr auf Wanderstock und Steine stehen, sei empfohlen, sich einfach nur ans Meer zu setzen. Hintern in den Sand (ja, Irland hat wunderschöne Strände) oder auf eine Klippe, Kippe in den Mundwinkel und gucken. Sonst nichts. Die Ruhe (weil menschenleer) und das Meerrauschen lassen auch das härteste „Ich-kann-mein-Hirn-nie-abschalten“-Gemüt entspannen. Eine kleine Warnung vorweg: Wenn man einen Bus irgendwohin zurücknehmen möchte, sollte man sich einen Wecker stellen. Man kann auf diesem Fleckchen vor dem Wasser nämlich Stunden verbringen lassen, ohne, dass man merkt, dass die Sonne schon untergegangen ist.
Zusätzlich sollte noch gesagt sein, dass man am Besten nicht einfach so über irgendwelche Felder laufen sollte. Auch trotz der Gastfreundlichkeit findet man des Öfteren den ein oder anderen Bauern, der sein Land gerne mit der geladenen Schrotflinte gegen Störenfriede schützen möchte. Aber sonst sind die Iren vollkommen friedfertig. Außer sie haben fünf Pint Guinness getrunken. Oder man macht ihre Freundin/ Frau an. Oder pinkelt ihnen in die Einfahrt (zu meiner Verteidigung: manch eine Einfahrt ist nicht als solche zu erkennen, da die dazugehörigen Häuser hinter tausend Büschen versteckt sind).
Die Lebensfreude
und das Bier
Eine Stadt, die man unbedingt gesehen haben sollte, ist Galway, auch als die Künstlerstadt bekannt (Für alle, die kein Geld mehr haben und sich Studiengebühren eh nicht leisten können: In Irland muss man als Künstler keine Steuern zahlen). Dort reihen sich rote an blaue Häuser, Café an Kneipe, Goldschmied an Antiquitätenhändler, Blumenladen an Second-Hand-Boutiquen, Restaurant an Galerie und leider mittlerweile auch Einkaufszentrum an Einkaufszentrum. Letzteres ist nicht so schön, wer aber ein Auge zudrücken kann, der/ die wird hier seine helle Freude haben.
Die Preise in Restaurants sind zwar nicht gerade besucherfreundlich, dafür bekommt man auf dem sams-täglichen Markt alles, was das Herz begehrt zu erschwinglichen Preisen. Einfach für eine Woche Essen einkaufen und im B&B oder Youth Hostel bunkern. Dann kann (fast) nichts mehr schief gehen (außer man hat Mäuse im Zimmer – aber die sind handzahm).
Ist dies getan, kann man die Tage damit füllen von Schaufenster zu Schaufenster zu schlendern und sich die Nase platt zu drücken, am Fluss entlang spazieren, alte Häuserruinen photographieren, auf der Wies sitzen und dem Gitarrenspieler zuhören (es findet sich eigentlich immer jemand, der/ die eine Gitarre dabei hat, schließlich sind die Iren ein Musikervolk und nicht scheu, dies auch zu zeigen), sich bunte Zöpfe flechten lassen, literweise original heiße Schokolade trinken (in Galway gibt es ein Café, welches aus „echter“ Schokolade, sprich Tafelschokolade, Trinkschokolade zu bereitet – Vorsicht: Suchgefahr) und zu guter Letzt, sich in der Sonne rekeln.
Aller Abschied ist schwer
Natürlich gibt es noch berühmte Orte, die JedeR auch noch sehen möchte: die Cliffs of Moher, den Dolmen, die zig Heiligenstätte, Boyle Abbey, das Donegal Castle, verschiedenste Friedhöfe (tolle Grabsteine!), den Knock Shrine, usw. Aber dafür eignet sich ein Irland-Reiseführer dann doch mehr. Es gibt so viele Sehenswürdigkeiten, die man sich anschauen sollte, dass man sie hier gar nicht mehr aufführen könnte. Und wer alles Schöne in Irland entdecken möchte, dem sei ans Herz gelegt, sich seine Semesterferien dafür auszusuchen. Eine Woche oder zwei reichen definitiv nicht aus. Zumal, wenn man ganz Irland und nicht nur das hier erwähnte Westirland sehen will. Vom Norden sei jedoch auf jeden Fall abgeraten. Im Gegensatz zu den Iren und ihren Streitigkeiten im Norden ist der Bauer mit der Schrotflinte nämlich geradezu reizend.
Für alle Neugierigen:
www.discoverireland.com/
m aw
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