Künstliche Intelligenz hat längst ihren Weg in die sozialen Medien gefunden, und KI-Profile auf Plattformen wie Facebook werfen spannende, aber auch kontroverse Fragen auf.
Der Tech-Riese Meta macht Schlagzeilen. Kaum ein Jahr nachdem die ersten KI-generierten Profile auf Instagram und Facebook erblickt wurden, nahm der Konzern diese wieder von den Social Media Plattformen. Grund dafür waren die übermäßig schlechten Reaktionen aus dem Internet nachdem Connor Hayes, Verantwortlicher für Künstliche Intelligenz bei Meta, mit einem Interview bei der Financial Times dem Thema frischen Wind verlieh. Darin ging es um das Vorhaben von Meta, die Social Media Plattformen mit solchen KI-Profilen weiter zu füllen. Ein Profil ist dabei besonders in Kritik geraten. Das KI-Profil von „Liv”, einer stolzen schwarzen Queer-Mutter, wurde von einem überwiegend weißen und nicht-queeren Team konzipiert und entwickelt.
Darum geht es hier nur im entferntesten Sinne. Ja, wer die KI entwickelt bzw. konzipiert und mit Daten füllt, entscheidet letztendlich auch, wie sich diese KI ihren User:innen gegenüber verhält, wie sie antwortet und wie diese sich durch Deep Learning Prozesse weiterentwickelt. Deswegen ist es durchaus fragwürdig, ob Entwickler:innen von KI-Bots auch ihrer „Schöpfung” einen Charakter geben sollten, den sie selbst nicht repräsentieren. So viel dazu erst einmal.
Viel besorgniserregender finde ich aber, dass genau diese Dynamik von Entwicklung und Reflexion wohl eine große Gefahr für unser „echtes” soziales Konstrukt ist. Denn KI-Bots schaffen es – wenn man Plattformen damit füllen würde, so wie Hayes es sich vorstellt – ein homogenisiertes Meinungsbild zu einer bestimmten, sagen wir zum Beispiel mal politischenMeinung, zu erzeugen. Das wird User:innen, denen ohnehin nicht immer bewusst ist, welche Profile echt oder KI-generiert sind, zwangsläufig auch beeinflussen und ihre Meinung oder Ansichten formen. Politisch werden Soziale Medien ja sowieso schon genutzt, um gewisse Agenden zu pushen, für bestimmte Themen zu sensibilisieren oder zu radikalisieren. Diese neue Macht haben auch Menschen inne, die KI-Bots entwickeln beziehungsweise bestimmen, wie diese auf Social Media Plattformen mit ihren User:innen interagieren. Was bei einer stolzen schwarzen Queer-Mama dann vielleicht noch sehr harmlos ist, kann schnell zur Gefahr werden, wenn es zum Beispiel den immer stärker zunehmenden Rechtsruck normalisiert und vor allem ohne jegliche kritische Beleuchtung in KI-Profilen als „vollkommen normal” widerspiegelt.
Auch wenn sich die erste Welle an KI-Profilen zumindest bei Meta strenger Kritik stellen muss, wird uns dieses Phänomen in Zukunft nicht erspart bleiben. Wo Meta sich der Kritik beugt, warten genügend andere Plattformen darauf, die KI-Profile zu nutzen und im schlimmsten Falle unkenntlich zu machen. Ein schleichender Prozess, der sicher schon weiter ist als es uns lieb ist und damit auch der Anfang vom Ende des Internets, wie wir es kennen, prophezeit.
:Artur Airich
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