Wer hat es nicht mitbekommen: Frau Gabriele Pauli, die umstrittene CSU-Landrätin, ihres Zeichens eher konservativ eingestellt, posierte in einer Art Domina-Outfit inklusive Latexhandschuhen für das Magazin „Park Avenue“. Und natürlich empört das nicht nur die Konservativen aus den eigenen Kreisen, nein, nein, selbstverständlich sind auch wieder alle Feministinnen, an der Spitze Frau Alice Schwarzer, dabei. So wetterte Sie in einem langen Essay in der von ihr herausgegebenen EMMA über die „naive“ Pauli und die Frauen, die so gerne „sexy“ sein möchten.

Zu allererst: Ich bin selbst bekennende Feministin und erachte das Wort „Emanze“ mittlerweile als Kompliment. Wenn mir mal wieder so ein beschränkter Machiavelli–Verschnitt meint, auf der Straße genau dieses Wort hinterher schreien zu müssen, nicke ich ihm freundlich zu und bedanke mich recht höflich.
Aber, bitte! Warum müssen eigentlich Frauen untereinander immer aufeinander rumhacken? Machen das die Männer nicht weiterhin zur Genüge?
Ja, Frau Schwarzer, die Dame trägt auf den Bildern Lack, ja, Frau Schwarzer, sie sieht aus, wie eine fickbare Gummipuppe und ja, Herrgott, das darf man als Frau ja nicht. Himmel!
Was darf man als Frau eigentlich in Ihrem Sinne? Ich frage das, obwohl ich Ihre Zeitschrift, die EMMA, stolz abonniere, weil ich einfach nicht so ganz kapiere, oder kapieren will, was Sie denn, bitteschön, wollen (neben der bei weitem noch nirgends auf der Welt erreichten Gleichstellung von Frau und Mann)! Wir Frauen sind stark, klug, schön, erfolgreich, emanzipiert, lassen uns nicht unterkriegen, geben Contra, wehren uns, reißen die Klappe auf und dann wollen Sie auch noch darauf bestehen, dass wir unsere Sexualität voll und ganz genießen und ausleben. Aber tun wir dies auf eine Weise, die Ihrer Meinung nach aus Männerphantasien entstanden ist, so sind alle eben aufgezählten Punkte null und nichtig. Weil wir uns verraten haben. Jawohl! Und alle anderen Frauen gleich mit.
Manchmal glaube ich wirklich, Sie haben den Schuss nicht gehört! Damals in den 70ern, speziell als Sie 1977 endlich EMMA (um genauer zu sein: die erste EMMA erschien am 26. Januar 1977) ins Leben riefen, da musste man laut sein, da musste man konsequent handeln und rigoros alle Mauern einreißen. Man musste extrem agieren und Extremes fordern! Keine Frage, nur so konnte man die Mehrheit der Menschen wachrütteln.
Heute allerdings sollte man dann vielleicht doch mal ein wenig differenzieren.
Was haben Sie sich darüber aufzuregen, ob sich eine Frau ihre Muschi rasiert?! Oder ob sie Reizwäsche trägt und gerne Mini mit High Heels kombiniert. Ja, solche Frauen gibt es – und diese Frauen machen das nicht den Männern wegen! Sie schauen sich gerne Pornos an, in denen Menschen, ob Frau oder Mann, als Sexobjekt dargestellt werden, sie schlagen sich gerne gegenseitig (schon mal etwas von der Verbindung zwischen Lesben und SMS gehört?! Nein? Lesen Sie mal das l.mag!), ohne, dass dabei der bzw. ein Mann auf die Idee kommt, sie gaffen sich hinterher und malen sich dreckige Dinge aus. Aber, oho, daran sind ja entweder die Männer Schuld oder irgendwann einmal gewesen.

Wie war das mit der
Gleichberechtigung?

Sehen Sie, das ist folgendermaßen: Zwischen Schwarz (böse, bööööse Männer) und Weiß (liebe, tolle Frauen) gibt es noch Grau (böse Frauen und liebe Männer), sowie einen Haufen an Abstufungen und verschwommenen Tönen. Ja, es gibt Frauen, die machen sich gerne hübsch, ganz alleine für sich, es gibt Frauen, die tragen gerne Lack und Leder, weil sie das Gefühl mögen, es gibt Frauen, die stehen sogar auf Gang Bang! Da machen Sie Augen, was?!

Ein Mann in Ketten?

Was wäre, wenn sich ein Mann so ablichten lassen würde? Da würde doch die halbe Welt Kopf stehen. Aber halt, Moment, das gibt es ja bereits – bei den Schwulen. Aber die dürfen das ja, sind ja schwule Männer. Nur wir Frauen, wir sind entweder blöde Sexobjekte oder kluge, aber frigide Fregatten! Nein, Frau Schwarzer, das mache ich nicht mit!
Ich verbrenne keine BHs (meiner Mutter tat es auch nicht und ist dennoch eine Power-frau), ich will im Alter schließlich keine Hängetitten, ich verwende meine Miniröcke ab jetzt nicht als Putzlappen, ich ziehe sie im Sommer lieber an, ich sehe meine Handschellen nicht als Unterdrückungsinstrument meines Freundes an, ich musste ihn sogar dazu bekommen, sie zu verwenden, und, last but not least, werde ich auch nicht die Lesbenpornos auf meinem Rechner löschen, die sind nämlich toll.

Bin ich eine schlechte Emanze?

Aber ich werde mich weiterhin einsetzen! Für Frauen und Männer, aber speziell für Frauen. Ich werde weiterhin dafür kämpfen, dass der Traum der Gleichberechtigung wahr wird und man irgendwann hoffentlich einmal nicht mehr nach Geschlechtern sortiert, sondern nach Menschen, dass in Zukunft in China keine Embryos mehr abgetrieben werden, weil es Mädchen werden könnten, dass in Afrika keine Frauen mehr verstümmelt und missbraucht werden, dass wir in einer besseren Welt leben können.
Lassen Sie doch Frau Pauli ihre Erotikbilderchen, schließlich hat sie damit die Idioten der CSU ganz schön erzürnt und an ihren Grundfesten gerüttelt. Das wollen Sie doch sonst immer Frau Schwarzer?! Ja, Frau Pauli war ein wenig blöd und naiv zu glauben, dass das alle toll finden werden, dass sie da besonders sexy aussieht (na ja, es geht so), dass damit alle in der Partei einverstanden wären und ihr gratulieren würden.
Aber lassen Sie ihr doch das bisschen Mädchenträumerei!
Kümmern Sie sich lieber wieder um so komische Missgeburten, wie Eva Herman, Verona Feldbusch, äh, Pooth, oder Angela Merkel. Denen täte nämlich so ein Hauch von Latex mal gut. Und Ihnen, sehr geehrte Frau Schwarzer, wünsche ich in weiterhin tiefer Bewunderung, einen Hauch mehr … Gelassenheit. Entspannen Sie sich – am Besten klappt das bei einem guten Porno, glauben Sie mir!

aw

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