Bild: archiv

Ihr wolltet schon immer mal Teil einer Filmproduktion werden und könntet etwas Geld gut gebrauchen? Ich habe eine Rolle als Komparsin angenommen und erzähle Euch, ob es sich lohnt.

„Achtung, wir drehen!“ — alle erstummen und erstarren in ihrer Anfangspose. „Ton ab“ und schließlich „und bitte“. So aufgeladen die Szenerie gerade wirkt, umso konzentrierter sind alle in Wirklichkeit. Nicht mehr als zehn Sekunden vergehen und schon ist die Szene im Kasten — nach rund 30 Minuten akribischer Vorbereitung. 

Unsere Geschichte beginnt allerdings viel früher, genauer, im Frühjahr dieses Jahres. Vor über einem halben Jahr höre ich im Radio eine Meldung, die sofort mein Interesse weckt: „Komparsen werden für eine Produktion im Ruhrgebiet gesucht“. 
Zunächst ist es lediglich Neugier und kein Tatendrang, die mich packte. Eine Komparsenrolle an einem Filmset? Das muss aufregend sein, aber auch anspruchsvoll. Ganz nach dem Motto „die nehmen mich eh nicht“ schicke ich wenig später die Bewerbungsunterlagen online ab.
So ziehen die Monate ins Land und viel passiert um mich herum. In Gedanken bin ich bei vielen Dingen, nur nicht bei der Bewerbung. Hätte mich jemand darauf angesprochen, ob ich mich irgendwo beworben habe, hätte ich mich vermutlich nicht mal mehr dran erinnert. 
Plötzlich sitze ich eines Abends am Esstisch und auf meinem Handy poppt eine E-Mail auf. Als ich den Betreff sehe, falle ich aus allen Wolken. So wie es aussieht, bin ich in die enge Vorauswahl für besagte Komparsenrolle gekommen. Um gebucht zu werden, so scheint es, muss ich nur noch eine letzte Bewerbung mit den Terminen, zu denen ich Zeit habe, abschicken. Kopflastig wie ich bin, zweifle ich zunächst. Ist das wirklich was für mich? Doch schlussendlich überwiegt die Vorfreude. Jetzt brauche ich nur noch eine finale Buchungsbestätigung. Und wieder warte ich fünf lange Tage. Aber nichts taucht in meinem Postfach auf. 
Es beunruhigt mich, denn ich habe frühzeitig alle notwendigen Informationen abgeschickt. Auch zu dem Zeitpunkt, an dem die letzten Buchungsbestätigungen verschickt werden sollen, kommt nichts bei mir an. Traurig und enttäuscht blicke ich auf die Uhr und muss mir schließlich eingestehen, dass ich nicht ausgewählt worden bin.
Doch dann, rund 90 Minuten später erreicht mich eine Mail. Der Buchungsprozess verzögere sich noch etwas. Es gibt also noch Hoffnung! Und tatsächlich bekomme ich am nächsten Tag die entscheidende Nachricht und bin einfach nur erleichtert.

Nach einer weiteren Woche voll Lampenfieber geht es schließlich los. Aus rechtlichen Gründen darf ich nicht alle Details zur Produktion nennen. Aber ich kann so viel verraten: Es geht für mich in eine kultige Großstadt NRWs! Als ich mittags überpünktlich am vereinbarten Treffpunkt ankomme, bin ich eine der ersten. Ich unterhalte mich anschließend mit ein paar Leuten dort, von denen viele schon etwas Vorerfahrung haben. Eine der Anwesenden erzählt mir, dass sie bereits in Musikvideos deutscher Rapper mitgespielt hat. Sie hat hier auch eine etwas anspruchsvollere Rolle als ich, die klein aber fein ist. Viele der Kompars:innen sind Studierende, aber scheinbar niemand anderes von der RUB. Das ist jedoch halb so wild, da ich mich sofort mit ein paar sympathischen Menschen zusammenschließe.

Wenig später werden wir in einen weißen Trailer geschickt, um dort den Arbeitsvertrag zu unterschreiben. Erst befürchten wir, hier in dieser Enge den ganzen Tag verbringen zu müssen. Dann geht es jedoch zu Fuß zum eigentlichen Drehort. In einem gemütlichen Aufenthaltsraum, der anscheinend normalerweise als Bar fungiert, wird mit der Kostüminspektion begonnen. Ich habe mir, wie die meisten anderen, ein eigenes Kostüm mitgebracht, jedoch gefällt dieses der Kostümabteilung nicht. Nachdem sie mir deshalb ein Lackkleid gegeben haben, was viel zu eng ist und reißt (ups), bekomme ich schließlich eines, das mehr meinem persönlichen Geschmack entspricht.
Gott sei Dank!

Rund eine Stunde später geht es dann zu unserem ersten von insgesamt fünf Einsätzen. Zufälligerweise läuft mir kurz vorher die erste Gewinnerin des TV Formats Princess Charming, Lou, über den Weg. Das Ironische daran? Sie ist gar nicht als Schauspielerin vor Ort, sondern geht dort einfach nur mit ihrem Hund Gassi. 

Als wir am Set eintreffen, ist bereits alles aufwendig dekoriert. Trotzdem soll es nicht sofort mit dem Dreh losgehen, denn es müssen noch alle Kompars:innen positioniert und ihnen ihre genauen Aufgaben zugewiesen werden.
Nach einigen Minuten beginnen wir deshalb zunächst mit der Probe, bevor die Kamera wirklich filmt. Es gibt sogar noch jemanden, der den Kunstnebel in die richtigen Ecken des Raumes fächert. Teils müssen Szenen mehr als sechs Mal neu gedreht werden, Kompars:innen als auch die Kamera werden zudem immer wieder neu positioniert.
Die Arbeit würde ich deshalb vor allem so charakterisieren: Alle Anwesenden arbeiten außerordentlich konzentriert und der Aufwand für eine einzige Szene ist extrem groß. Jedoch nicht wirklich für uns Kompars:innen, wohlgemerkt. Ich verstehe schnell, was ich vor der Kamera zu tun habe, und habe deshalb recht viel Spaß an der Sache. Nicht zuletzt, weil ich dort bereits einige nette Leute kennengelernt habe. 

An meinem einzigen Drehtag wird sowohl drinnen als auch draußen gedreht. Wenn wir gerade nicht “gebraucht werden”, hängen wir im Aufenthaltsraum ab. Insgesamt bin ich entspannt, aber auch schon voller Vorfreude, wann wir das nächste Signal bekommen, dass wir nochmal für die Kamera benötigt werden. Zum Teil bekommen Kompars:innen sogar noch vor Ort die Möglichkeit, sich für eine neue Rolle freiwillig zu melden. Mir ist dabei nicht klar, dass bezüglich der genauen Umsetzung einer Szene von der Crew noch so viel spontan vor Ort entschieden wird. Das gibt mir jedoch das Gefühl, aktiv an der Gestaltung mitzuwirken. Ich erfülle nicht unbedingt eine komplett gescriptete Rolle, sondern habe auch einen gewissen Handlungsspielraum. Klar, als Komparsin bin ich zwar leicht ersetzbar, aber ich liefere dennoch meinen individuellen Anteil am Endprodukt.

Natürlich hoffe ich, irgendwie in der fertigen Fassung erkennbar zu sein, jedoch gibt es dafür keine Garantie. Ich kann sagen, dass ich in manchen abgedrehten Szenen direkt durchs Bild laufe oder neben einer der Darstellerinnen stehe. Wir werden sehen. So oder so war es eine spannende Erfahrung, von der ich froh bin, sie gemacht haben zu dürfen. Ich habe viele neue Leute kennengelernt und hatte das Gefühl, Teil einer ganz anderen Welt zu sein. Einer bunteren, aufregenderen Welt.

Ihr wollt nun auch unbedingt diese Erfahrung machen? Dann könnt Ihr auf den unten aufgelisteten Websites vorbeischauen und Euch für eine Rolle nach Eurem Geschmack online bewerben. Nur Mut! Oft wird für Drehs eine vielfältige Auswahl an Kompars:innen getroffen und Ihr braucht meist keine Vorerfahrung. 

http://www.komparse.de

https://de.stagepool.com/statistkomparse/45994/komparsen_aus_kolndusseldorf_fur_tv_show_produktion

Auch die Agentur Eick und Weber veröffentlicht immer wieder neue Aufrufe für den Großraum NRW: https://www.agentur-eick-weber.de/

Bei Constantin Entertainment ist ebenso ein Online Casting möglich:
https://www.constantin-entertainment.de

0 comments

You must be logged in to post a comment.