Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz kommt nach einem geschäftlichen Termin in Essen zurück nach Bochum. Was muss sie erblicken? Keine Skyline! Einsam thront der Stern eines Automobilherstellers über der Bochumer Innenstadt. Das weltstädtische Flair der Essener Innenstadt ist in Bochum nicht zu finden. Im stillen Kämmerlein tüftelt Ottilie an ihrem Plan zur Weltstadtherrschaft: Konzerthaus, Exzenterhaus, Stadtturm! Doch die Vergangenheit will den PlanerInnen einen Strich durch die Rechnung machen. Ein Atombunker unterhalb des Parkhauses sorgt für statische Bedenken.
Der Bochumer Atomkonflikt
Doch Bochum wäre natürlich nicht Bochum, wenn man sich von Überbleibseln aus „brauner Vorzeit“ beeindrucken ließe. Der Stadtturm zieht einfach einige Meter Richtung Straße (Kreuzung Universitätsstrtaße/Südring). Eine weitere entscheidende Grundbedingung ist jedoch trotzdem nicht gegeben. Zwar ist sich die Stadt sicher, den Turm bauen zu wollen. Bisher gibt es jedoch keine MieterInnen und keinen Investor. In Anbetracht der Tatsache, dass in Bochum wie im gesamten Ruhrgebiet bereits jetzt unzählige Büroräume und teils ganze Gebäudekomplexe leerstehen, scheint es auch mehr als abwegig, gleich zwei riesige Bürogebäude in die Innenstadt zu bauen. Ob hinter den Plänen also mehr steckt als städtebaulicher Größenwahn, darf aktuell bezweifelt werden.
Protest gegen Exzenterhaus erleidet Niederlage
Die Bürgerinitiative gegen den Bau des geplanten Exzenterhauses ist unterdessen erneut vor Gericht gescheitert. Die Initiative beklagt die verschlechterte Wohn- und Parkplatzsituation. Das über achtzig Meter hohe Gebäude wird Teile der Unistraße stark verdunkeln, und die bereits jetzt enorme Parkplatzknappheit dürfte sich durch die Ansiedlung zahlreicher Firmen nicht verbessern, schließlich bietet die Verkehrsinsel, auf dem das Exzenterhaus gebaut wird, nur wenig Raum für einen der Größe des Gebäudes entsprechenden Parkplatz.
Dem Ausbau des ehemaligen Rundbunkers zum Wolkenkratzer steht also nichts mehr im Wege. Ende 2009 soll das Exzenterhaus bezugsfertig sein, wann die Bauarbeiten am Stadtturm beginnen werden oder wann dieser gar fertiggestellt sein wird, ist noch nicht bekannt.
Leerstehende Ruinen?
Beim Bau neuer Prestigebauten argumentieren StädteplanerInnen gerne damit, dass es ausreichend viele InteressentInnen für die Büroräume gibt. Schließlich residieren erfolgreiche Unternehmen auch lieber in neuen Prunkpalästen als im schmuddeligen Hinterhof. Für die Stadt bedeutet dies jedoch den weiteren Verfall einzelner Stadtteile und ihrer Geschäftszentren zugunsten eines repräsentativen und weltstädtischen Zentrums. Ob dies wirklich im Interesse der Bürgerinnen und Bürger Bochums liegen kann, ist aber scheinbar nicht die entscheidende Frage für Ottilie Scholz und ihre StädteplanerInnen…
Â
0 comments