Die genaue Planung für das „North Sea Grid“ wird in den nächsten Wochen erfolgen. Die EU-Kommission fördert das Projekt, dessen Kosten vom europäischen Windenergieverband (EWEA) auf 30 Milliarden Euro beziffert werden, mit 565 Millionen Euro. Das Geld stammt aus Konjunkturprogrammen und soll den Wettbewerb der Windenergieindustrie fördern und verbessern. Das, aus Umweltschutzgesichtspunkten, längst fällige Projekt kostet aber nicht nur eine Menge, es wird auch mächtige Gewinne für die Investoren abwerfen.
Alle wollen gewinnen
Thomas Lenke, Energieexperte des Beratungsdienstleisters Accenture sagte zu den Plänen: „Die entscheidende Frage ist, wem das Netz gehören wird und wer die Investitionen bezahlen soll.“ Auch der Präsident der EUROSOLAR e.V. Hermann Scheer hat bezüglich einer drohenden Monopolisierung des europäischen Energiemarktes Bedenken. Dem internationalen Wirtschaftsforum gegenüber äußerte er, dass hinter den Plänen die Absicht stecke, den weiteren Ausbau der Windkraft in erster Linie auf Offshore-Anlagen und damit in die Hände der Energiekonzerne zu lenken. Zunächst werden Firmen wie Siemens oder die Schweizer Firma ABB, die Technologien zur Energiegewinnung herstellt, Gewinne durch den Verkauf und die Verlegung von Hochspannungskabeln für die Übertragung des produzierten Stroms einfahren. Auch die Energieversorger RWE und E.on sowie das Bauunternehmen Hochtief haben von der britischen Regierung Aufträge zum Bau von Offshore Anlagen vor der englischen Küste erhalten. Diese Anlagen sollen mit bereits bestehenden Kraftanlagen der Nordsee verbunden werden.
Atomkraft trotz North Sea Grid
E.on konnte seinen Gewinn, durch den Verkauf erneuerbarer Energie 2009 um 37 Prozent steigern, somit wird die ökologische Energieproduktion zu einer rentablen Investition. ABB entdeckte erst vor drei Jahren, dass man mit den Kabeln, welche die Ökoanlagen verbinden, eine Menge Geld verdienen kann. Wenn sich hohe Gewinne erzielen lassen, weshalb investieren dann Unternehmen wie RWE weiterhin in den Bau neuer Atomkraftwerke? (:bsz # 808) Andree Böhling, Energieexperte von Greenpeace sagt, dass durch die Nutzung der Windenergie in der Nordsee der Bau von etwa 40 Atom- oder Kohlekraftwerken vermieden werden könne. Man müsse sich entscheiden, ob auf saubere Windparks auf dem Meer oder auf umweltschädliche Großkraftwerke an der Küste gesetzt werde. Beides zusammen ginge nicht, so Böhling.
Es wird viel in die prestigeträchtige grüne Energie investiert und gleichzeitig viel Engagement für die Verlängerung der Fristen für den Atomausstieg aufgebracht. Greenpeace hatte schon 2008 ein Konzept für einen Windenergiepark in der Nordsee vorgelegt und die Umsetzung des Konzepts von den Staaten der Europäischen Union gefordert. Nun soll der Energiepark endlich kommen und insbesondere die großen Energiekonzerne wollen sich ein großes Stück vom Kuchen Ökostrom abschneiden.
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