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Die Autorin speist ihre Perspektive auf die Situation in Sachsen vornehmlich aus der Situation an ihren Arbeitsplätzen in dem sächsischen Parlament in Dresden und ihrem BürgerInnenbüro in Grimma. Aus wissenschaftlicher Perspektive ist ihr Werk nur unter Vorbehalt zu genießen. Auf den 224 Seiten ihres Buches findet sich bedauerlicherweise keine einzige Fußnote. Köditz gibt ihrer Leserschaft somit nur wenig Möglichkeit, zu überprüfen, wie glaubwürdig und konsistent ihre Einschätzungen sind. Sie nennt zwar einige Eckdaten der erlebten Begebenheiten, aber für Menschen, die was sie hören gerne kritisch hinterfragen, gar nachprüfen möchten, sind die mangelhaften formalen Bedingungen ein Graus.

 

Verzerrte Sicht

Köditz beurteilt die Kategorisierung des Verfassungsschutzes bezüglich extremer Rechter als „wenig hilfreich“ und sieht darin fehlende Praktikabilität, da sie die Selbstdefinitionen der Gruppen nicht genügend mit einbezieht und somit in weiten Teilen holzschnittartig und verzerrend bleibt. Sie kritisiert, dass Unterschiede, etwa zwischen „demokratischen“ Rechten und extremen Rechten, ausgeblendet würden.

Gefahr von rechts

Es gelingt ihr, zu zeigen, dass Nazis für ihre politischen Programme Themen bevorzugen, mit denen sie an Stammtischen „nicht nur diskurs-, sondern mehrheitsfähig“ sind, indem sie zum Beispiel die Todesstrafe für Kinderschänder fordern. Köditz erklärt, dass es die gemeinsamen Vorstellungen in den Köpfen der Menschen sind, die den Nährboden für gemeinsame Aktionen mit Nazis bilden.

Sollte man ihr Buch lesen, wenn man sich ein realistisches Bild der Situation der extremen Rechten in Sachsen machen möchte? Ja und Nein. Die Autorin legt zwar selbstkritisch und durchaus reflektiert dar, welche Nazi-Klischees auch ihre eigene Perspektive trüben könnten, aber ihr Buch verrät, dass sie selbst letztlich daran scheitert, mögliche Selbstkritik konsequent genug umzusetzen.

Spricht sie über die Aktivitäten „der Rechten“ so bleibt nicht unbemerkt, dass sie sich für ihre Beschreibungen häufig eines militärischen Jargons bedient und die Akteure und Akteurinnen herabwürdigt, um ihnen ihre Glaubwürdigkeit abzusprechen. Doch diese rhetorischen Kniffe schaden ihrer ansonsten durchaus differenzierten Beurteilung mehr, als dass sie ihr die notwendige Glaubwürdigkeit verleihen. Woran uns Kerstin Köditz Buch erinnert ist: Es gibt eine Politik der Vorurteile.

 

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