Filesharing ist natürlich mehr als nur ein Modewort, mit dem die neusten Innovationen auf dem Sektor der digitalen Distributionspolitik umrissen werden. Im Netz werden Waren nicht länger getauscht, sondern ausgetauscht oder besser noch: verschenkt. Eine Ökonomie der Verschwendung etablierte sich entlang der rhizomatischen Sphären.
Doch auch wenn dem energetischen Approach der Web-2.0-Gemeinde eine Aufhebung der Ökonomie – so wie wir sie kannten – immanent sein sollte, ist die digitale Glückssphäre fragiler und bedrohter, als all die um sich greifenden Euphemismen glauben machen wollen. Schon jetzt nerven großflächige Werbefenster, die Überwachungsneurosen des Staates, die abgefuckten Online-Shops etc. Gleichwohl hat sich in den letzten Jahren etwas etabliert, das wohl mit dem Begriff des „Großen Gespräches“ am geeignetsten umschrieben werden kann. Kommunikation setzt Austausch voraus – einen Austausch von Informationen. Informationen sind gemäß der Kybernetik ein Unterschied, doch darüber hinaus machen sie ihn auch aus – und zwar im Klick. Sofern es denn überhaupt Klick macht. Umso erfreulicher, wenn es geschieht; so wie unlängst im schönen Augsburg.
Facebook, Twitter, iTunes
CampusWave heißt die neue Podcastplattform von und für Uniradios in Bayern. Ob Moop Mama, Poetry Slams, die Studiengebühren oder Leberkäsempfang: All das und vieles mehr sind Themen, welche die MacherInnen bayerischer Uniradios bewegen. Doch gehen diese Inhalte neben den vielen anderen Angeboten leicht verloren. Um dem Verschwinden in der Nische entgegenzuwirken, starten die Studierenden Benjamin Hartwich und Martin Winter die Podcastplattform. Fortan können unter www.campuswave.de CampusradioredakteurInnen ganz bequem ihre Arbeit via E-Mail einsenden oder sie auch selbst einstellen. Jeder eingereichte Audiobeitrag erscheint auf der Startseite mit kurzer Beschreibung und weiterführenden Links. Ebenso kann sich jedes Campusradio unter der Rubrik „Mitwirkende“ vorstellen.
Ganz klar, ohne Netzwerk geht es nicht: Facebook, StudiVZ, Twitter, iTunes, Podcast.de etc. – die MacherInnen setzen auf gängige und weit verbreitete Internetanwendungen. Alle Podcasts können von Interessierten neben der Hauptseite zusätzlich über verschiedene Podcast-Bibliotheken abonniert und heruntergeladen werden. Neueinstellungen werden über Social Networks bekannt gegeben. Als Partner konnten die Junge Presse Bayern e.V., die Bayerische Landesmedienanstalt für neue Medien (BLM) und der MedienCampus Bayern e.V. gewonnen werden.
Mit Zentralisierung dezentralisieren
Eine schöne Idee, auch wenn die GEMA schon wieder rumnervt. So heißt es auf der Site der Plattform unter der Rubrik „Spielregeln“: „Jeder eingestellte Podcast darf keine GEMA-pflichtige Musik als Musikbett enthalten und ebenso keine Liedanfänge oder -enden.“ Und genau hier liegt das Problem aller Ambitionen: Es ist die Geldgier der „alten“ Ökonomie, die immer wieder versucht ist, in die digitalen Sphären vorzudringen und ihren Gelüsten Legitimation zu verschaffen. „No Profit“ wurde von dieser Seite noch nie verstanden. Ein geringes Problem, das durch Aussparungen behoben werden kann.
Doch auch weiterführende Fragen sind mit dem Modell des Podcasting verbunden. Inwiefern wird eine Zentralisierung von Beiträgen der Intention einer web-gegebenen Dezentralisierung gerecht? Schleichen sich da nicht durch die Hintertür wieder die alten Verwaltungs- und Kontrollmechanismen ein? Wer wird darüber entscheiden, welche Beiträge auf welchen Plattformen gepostet werden, wenn diese eines Tages alle Aufmerksamkeitsökonomien absorbiert haben sollten? Fragen, welche die Zukunft beantworten wird. Bis dahin gilt, dass jede Art von netzaktiver Zentralisierung die (weltweite) Dezentralisierung vorantreibt. Also bitte weiterklicken.
Infos: www.campuswave.de
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