Die Arena an der Castroper Straße gehört der Stadt. Der VfL pachtet das Stadion und die Außenanlagen. Nun haben Stadt und Verein neue Nutzungsbedingungen ausgehandelt, die in Kürze in Kraft treten sollen – zum Nachteil der städtischen Finanzen. Insgesamt steigt der jährliche Pachtbetrag zwar von 163.000 Euro auf 184.000 Euro. Über Umwege gewährt die Stadt „ihrem“ VfL allerdings einen Rabatt. Durch eine Änderung der sogenannten Greenkeeper-Vereinbarung wird die Erhöhung des Pachtbetrags nämlich großzügig ausgeglichen: Die Greenkeeper-Vereinbarung regelt, dass der Verein das Gelände selbstständig pflegt, mit kostenlos von der Stadt zur Verfügung gestellten Geräten. Dafür werden dem VfL zukünftig bis zu 107.400 Euro gutgeschrieben. Das ist eine satte Erhöhung: Im alten Vertrag von 2002 durfte der Verein nur höchstens 77.000 Euro für die Stadionpflege geltend machen. Weil der Verein als Zweitligist laut Vertrag nur die Hälfte des Pachtbetrags an die Stadt zahlen muss, übertreffen die Gutschriften aus der Greenkeeper-Vereinbarung zukünftig die Stadionmiete – ein Fall von versteckter Subventionierung. Die Niederlage in der Relegation gegen Gladbach kostet die Stadt also eine Menge Geld.
Und dann noch die Frauen
Für die Weltmeisterinnenschaft im Frauenfußball wurde das Stadion an der Castroper Straße modernisiert – zum Teil auf Kosten der Stadt. Schließlich finden vier prestigeträchtige WM-Spiele in Bochum statt. Der VfL hat zudem neue Stellplätze geschaffen. Zusätzliche 6.000 Quadratmeter Fläche pachtet der Verein von der Stadt. Dafür wird ein sogenannter „Erbbauzins“ fällig. Circa acht Euro pro Quadratmeter wären der marktübliche Preis. Durch verschiedenste Rechentricks wurde der Zins aber auf 28 Cent pro Quadratmeter heruntergerechnet. Die Bezirksvertretung Bochum-Mitte hat diese Höhe einstimmig abgelehnt; sie wurde jedoch vom Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Bochum überstimmt. Der VfL profitiert also langfristig am meisten von den Baumaßnahmen zur Frauenfußball-WM.
Die Stadtwerke und der VfL
Über den Umweg des Stadtwerke-Sponsorings pumpt die Stadt Bochum trotz prekärer Haushaltslage ohnehin Millionenbeträge in den Verein. Ohne große Aufregungen haben in diesem Jahr die Stadtwerke Bochum ihren Sponsoring-Vertrag mit dem VfL verlängert. Im Jahr 2007 begannen die Stadtwerke, 1,5 Millionen Euro pro Jahr in den Bochumer Profifußball zu stecken. Die Argumente waren damals mehr als fadenscheinig. Vor allem führten die Bochumer Stadtwerke ins Feld, als Bundesliga-Sponsor auch überregional werben zu können. Unterschlagen wurde dabei, dass die Stadtwerke überregional gar keinen Strom anbieten. Dieser Sponsoring-Vertrag wurde 2011 verlängert und gilt nun von 2012 bis 2017. Insgesamt 7,5 Millionen Euro erhält der VfL in diesem Zeitraum. Die Entscheidung stieß im Aufsichtsrat der Stadtwerke auf den Widerstand von Grünen und Linken. Das beeindruckte die dortige Mehrheit jedoch nicht.
Die leeren Kassen der Stadt belasten somit vor allem den Breitensport in Bochum. Viele kleine Sportvereine wurden in der Vergangenheit von den Bezirksvertretungen und dem Sportausschuss unterstützt. Dafür ist nun kein Geld mehr da. Für den Profisport können die Stadt und ihre Unternehmen indes stets teils hohe Beträge locker machen – egal, ob es der VfL, der Radsport oder die Frauenfußball-WM ist. Diese Mittelverteilung ist nicht nur ungerecht, sondern auch ein soziales Problem: Ein lebendiges Bochum braucht nicht nur den VfL, sondern auch vernünftig gepflegte Anlagen für den Breitensport.
„Erstklassige“ Planung
Trotz Subventionen: Der Nichtaufstieg ist nicht nur für die Stadt, sondern auch für den Verein eine finanzielle Katastrophe. Die Klubführung hatte darauf gebaut, den sofortigen Wiederaufstieg zu schaffen – Bochum ist bekanntermaßen ein echter Fahrstuhlverein und Trainer Friedhelm Funkel der Aufstiegsgarant schlechthin. Die Kosten wurden dementsprechend kaum gesenkt, als es in die Zweite Liga ging, obwohl die Einnahmen nach dem Abstieg um satte 12 Millionen sanken. Diese Haushaltspolitik kann die „graue Maus“ ein weiteres Jahr kaum durchhalten. Der VfL wird sparen müssen.
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