Immerhin: Die für den 5. Oktober 2011 geplante Veranstaltung ‚Das Problem heißt Antisemitismus. Duisburg, die Linke und die Israelkritik‘ darf nun doch im Internationalen Zentrum der Volkshochschule Duisburg stattfinden. Das Bündnis hatte die VHS wegen eines Raumes angefragt, welcher ihnen auch zuerst zugesagt wurde. Kurz darauf wurden sie wieder ausgeladen. „Besonders geschockt waren wir, da offen antisemitische Veranstaltungen wie die Buchvorstellung ‚Bedingungslos für Israel‘ vom Fraktionsvorsitzenden der Linken in Duisburg Hermann Dierkes stattfinden dürfen“, so ein Sprecher des Bündnisses gegenüber der bsz. Erst nach einem offenen Brief an den Leiter der VHS und nach öffentlichen Protesten lenkten Stadt und Volkshochschule ein und nahmen die Absage zurück.
Der Anlass zur Gründung des BgA waren antisemitische Äußerungen in E-Mails von Studierenden aus Alexandria, die an einem Austauschprojekt mit der Uni Duisburg-Essen teilnahmen. Die Tatsache, dass sich niemand über diese Äußerungen aufregte, brachte das Fass zum Überlaufen. Studierende und Dozierende gründeten daraufhin das BgA. Dass das Bündnis schon seine Arbeit schon lange nicht mehr auf den universitären Rahmen begrenzt, ist Teil seines Selbstverständnisses.
Für die Auseinandersetzung um den öffentlichen Umgang mit Antisemitismus ist Duisburg schon seit Jahren eine Symbolstadt. Im Umfeld des antiimperialistischen „Initiativ e.V.“, der bereits die Kampagne „Zehn Euro für den irakischen Widerstand“ organisierte, finden auch PolitikerInnen wie Hermann Dierkes ein Forum. Der damalige Oberbürgermeister-Kandidat Dierkes rief im vergangenen Jahr zum Boykott israelischer Waren auf und bezeichnete die Frage nach dem Existenzrecht Israels als „läppisch“. Ein gutes halbes Jahr später fanden JournalistInnen ein offen antisemitisches Flugblatt auf der Webseite des Linkspartei-Kreisverbandes, auf dem ein Hakenkreuz in einen Davidstern montiert war. Der Text („Tretet der moralischen Erpressung durch den sogenannten Holocaust entgegen!“) stammte offensichtlich ursprünglich von einer Homepage von Holocaust-Leugnern.
Bereits vor zweieinhalb Jahren machte die Duisburger Polizei bundesweit Schlagzeilen, als sich sich anlässlich einer antiisraelischen Demonstration der rechts-konservativen und islamistischen Organisation Milli Görüs dazu verleiten lies, eine Privatwohnung zu stürmen, um dort eine nach außen sichtbar aufgehängte Israelfahne herunterzureißen. Später entschuldigte sich der Polizeipräsident von Duisburg für das skandalöse Vorgehen – für KritikerInnen war der Einsatz dennoch Beispielhaft für das Klima, das in Duisburg herrscht. Schließlich handelte es sich bei der antisemitischen Demonstration um keinen Einzelfall. „Diese Demos finden alljährlich statt. Das Schwenken und Tragen von Hamas,- und Hisbollah-Fahnen sowie antisemitischen Plakaten gehört immer immer dazu.“, so fasst der BgA-Sprecher die Stimmung zusammen. „Da wird offen die Vernichtung Israels herbeigeschrien.“ Auch andere Veranstaltungen von Milli Görüs finden in Duisburg regelmäßig mit Tausenden von Teilnehmer_innen statt, genauso wie Versammlungen zum Gedenken an faschistische türkische Politiker. Das Bündnis gegen Antisemitismus will die Häufung solcher Ereignisse kommentieren und Aufklärungsarbeit leisten.
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