Frieden: Nach landläufiger Meinung ist er das Gegenteil von Krieg, doch das ist irreführend. Frieden ist ein komplexes Konstrukt, dessen viele Abstufungen in unterschiedlichen Bereichen Anwendung finden. So beschreibt der Diktatfrieden das stille Mitschreiben aufmerksamer SchülerInnen; schlechte VerliererInnen hingegen maulen nach Kriegsniederlagen über Schandfrieden; und NibelungInnen zwickt es in der Schulter bei Siegfrieden. Oder so ähnlich. Neben diesen praxisfernen Beispielen kennen wir den Frieden auch aus den Nachrichten: Friedensverträge, Friedensdemos, Friedensnobelpreise. Dabei ist Frieden seiner vermeintlichen Nemesis Krieg oft näher als gedacht. Schon das Umfrieden des eigenen Territoriums (größenvariabel vom Garten bis zur ganzen Region) kann Unfrieden zwischen NachbarInnen stiften. Wenn der Streit am Ende eskaliert, ist Krieg unausweichlich zur Befriedung des Konfliktgebiets. Statt des widersprüchlichen Friedens sprechen wir künftig besser von kriegsunähnlichen Zuständen. Pax vobiscum.
:Johannes Opfermann