Am Wochenende habe ich auf Europas größter Duftausstellung „Himmlische Düfte und Höllengestank!“ erfahren, dass Eizellen nach Maiglöckchen riechen. Ein Vortrag zum Thema „Wie Geruch unser Kaufverhalten beeinflussen kann“ weckte mein Interesse schon vorher. Auf dem Weg zum Blue Square in der Bochumer Innenstadt überlegte ich: Wo könnten überall Düfte eingesetzt werden?
Aus dem Busfenster sah ich einige offene Bäckereien und mein Hirn erinnerte sich an den Duft von frisch gebackenen Brötchen. Im blauen Quadrat angekommen, wurden die BesucherInnen und ich in einen Saal geführt. Prof. Dr. Dr. Dr. med. habil. Hanns Hatt, dem es gelang zu beweisen, dass in nahezu allem menschlichen Gewebe Riechrezeptoren vorhanden sind, klärte uns auf über den Diplom Kaufmann Robert Müller-Grünow, der den Vortrag hielt.
In seinem Vortrag „Duftmarketing: Wie Geruch unser Kaufverhalten beeinflussen kann“ thematisierte Robert Müller-Grünow die Strategien dieses Kommunikationsmediums. Als Geschäftsführer der Kölner Firma „Scentcommunication“ hat er seit 1997 schon einige Düfte für namhafte Unternehmen wie Samsung und die Deutsche Bahn entwickelt. „Große Unternehmen lassen eigene Düfte entwickeln, die sie – mal mehr, mal weniger wahrnehmbar – in ihren Verkaufsstellen in die Luft geben“, erklärte der gelernte Kaufmann. Düfte sollen auf den emotionalsten und am besten erinnerbaren Sinnesreiz zurückgreifen: Den Geruchssinn. Wenn KundInnen den Duft einer Marke als positiv wahrnehmen und dieser mit schönen Erfahrungen verbunden wird, seien jene eher bereit, das jeweilige Produkt zu kaufen und eine Bindung zum Unternehmen einzugehen. Diese eigenwilligen Düfte, die für Firmen entwickelt werden, tragen den Namen CS-Düfte („Corporate Scent“, nicht zu verwechseln mit CS-Gas, das eineN zum Weinen bringt).
Wie könnte eigentlich Samsung riechen? Grünow sprühte den Samsungduft auf einen Teststreifen und während die BesucherInnen und ich daran schnuppern durften, erklärte er die Vorgehensweise: „Zunächst muss der Duft auch zu dem Logo passen. Samsung ist blau-weiß. Jetzt muss man einen Duft finden, der auf der ganzen Welt gleichermaßen als frisch interpretiert wird.“ Seine Firma und er entschieden sich für ein Parfüm, welches weltweit gleich gut verkauft wird; aus diesem wurden dann einige Duftnoten übernommen und mit anderen vermengt, hinzu kam noch ein wenig Metall- und Plastikduft, et voilà – fertig ist der Samsungduft! Dabei möchten nicht alle Firmen und Marken preisgeben, dass sie Düfte einsetzen, um die KundInnen zu stimulieren.
Bei einem Testlauf bei der Deutschen Bahn wurde nur ein Waggon mit einem Duft versetzt, der andere war ohne Extraduft. Eine Umfrage ergab, dass die Fahrgäste im duftenden Waggon zufriedener waren als die anderen. Sogar das Preis-Leistungs-Verhältnis der Bahn haben sie besser bewertet. Selbst das Personal empfand die Gäste im Duftwaggon als netter und entspannter.
Nach Düften wie BMW- und Waldbodenduft entführte uns Prof. Hatt zur Duftausstellung. Ein bunter Raum mit vielen Informationen zur Herstellung von Düften, ihrer Geschichte und auch ihrer Komponenten.
Eine unterhaltsame Ausstellung, aber ich warne vor: Zwischen Pfefferminz, Rosenholz und Co. tauchen plötzlich Schleichkatzen-Pheromone und Pottwal-Darmflora auf. Täglich bis zum 31. Mai kann jedeR sich ein eigenes Urteil bilden, was stinkt und was duftet.