Morgens früh, 8.00 Uhr. Ein Mann mit ergrautem Haar betritt den Raum, nimmt am ovalen Konferenztisch Platz: „Fakten, Fakten, Fakten“ brüllt er, kaum dass er seine Aktenmappe aus der Tasche genommen hat und die Anwesenheitsliste rumgibt. „Wir müssen unserem Publikum etwas bieten. News, die fesseln, Reportagen, die aufdecken, was wirklich passiert.“ Wer jetzt glaubt, wir befänden uns in der Redaktion des Focus, der irrt. Eigentlich schauen wir gerade in eine 4-CP-Optionalbereichsveranstaltung. Ich wollte auch mal ins Fernsehen, und das war meine Chance. tv.RUB, das neue TV-Magazin von Studierenden für Studierende über unsere Universität. Schnell holte mich jedoch der harte Produktionsalltag ein: Redaktionskonferenzen, Außenaufnahmen, Gerangel am Schnittplatz, Probleme mit der MAZ und immer wieder Studis, die unserem Moderatorenteam ins Bild liefen. Es war schrecklich. Nein, nicht die Sendung – die ist Spitze: Wir haben unsere Studis geoutet. Keiner wusste, wann unsere Lehranstalt gebaut wurde. Der freundliche Uniführer Weiler hat uns ein Exklusiv-Interview gegeben, und so konnten wir dieses Rätsel der RUB aus ihrer entfernten Vergangenheit dann doch noch lösen. 1964. Ein Blick auf die Homepage hätte wohl dasselbe Ergebnis gebracht, aber wohl kaum den Grimme-Preis. Der Grimme-Preis – ja, damit lockte uns unser Dozent. Ruhm und Ehre sollte es einbringen, bei diesem neuen innovativen Projekt dabei zu sein. Doch schnell stellte sich heraus: Mit einer Reportage über einen Jonglierkurs würde das wohl nichts werden. Auch wenn unsere Sprecher sich hörbar mühten, den trockenen Geschichten Humor einzuhauchen, indem sie beispielsweise das „Audiomax“ auf dem Campus ansiedelten – an den Esprit eines Harald Schmidt kommen wir nicht ran. Am Ende spielten wir die Hymne zur Kulturhauptstadt, und ich wollte nicht von Schaum erschlagen werden. Den Grimme-Preis in weiter Ferne wissend, kritische Reportagen auch nicht annähernd erahnend, wusste ich: Ich muss da raus. Schnell. Besser gestern als heute. Doch unser Dozent hatte den Abmeldebutton im VSPL gesperrt – ich war gefangen. Lediglich das dreimalige Versäumnis der Konferenz brachte mir meine Freiheit zurück. Zwar fehlt mir ein wenig die Attitüde „Ich mach da was mit Medien“, um abends in der Zeche ein Gespräch zu beginnen, aber am Ende ist mir mein Seelenfrieden doch wichtiger.
Derzeit schreibt Peter K. an der Geschichte über seinen Ausstieg.
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