Um nicht den Eindruck zu erwecken, dass es sich hier nur um einen Kneipen- und Trinkguide handelt, fangen wir beim Frühstück an. Das kann man zum Beispiel im Café Treibsand am Planetarium ganz gut. Freunde von rockig-improvisiertem Ambiente können hier ihren Kakao schlürfen und bekommen mit der regelmäßig wechselnden Kunstausstellung zudem frisches Augenfutter.
Etwas zentraler isst sich das Käsebrötchen im Café Konkret an der Kortumstraße in der Innenstadt. Durch die große Glasfront lässt sich selbst im Winter bei angenehm chilliger Musikberieselung das Treiben auf der Straße beobachten. Da kommt fast schon ein wenig Großstadtfeeling auf.
Lost im Bermudadreieck
Das liegt aber auch an der Lage mitten im Bermuda-Dreieck, dem Bochumer Kneipenviertel. In der südlichen Innenstadt, das sich über die Brüderstraße, die untere Kortumstraße und die Vikoriastraße erstreckt, erkennt man schon an den nicht enden wollenden Tischen auf der Straße, dass hier eine Menge los ist. Zum Wochenende hin ist es auch immer proppenvoll. Dass das durchaus ambivalente Folgen hat, mag das Statement eines recht erfahrenen Kneipengängers aus einer Nachbarstadt verdeutlichen: „Bermudadreieck? Da musste von hinten reingehen, sonst haste schon keine Lust mehr wenn du am Freibeuter ankommst!“ Auf Nachfrage kam heraus, dass der gute Mann Bekanntschaft mit einer Horde trunkener junger Männer gemacht hat. Diese kommen zu fortgeschrittener Stunde gerne aus den umliegenden Dörfern und fallen vor allem durch ihr in der Regel langweilig-auffälliges Outfit und ihr aufdringlich kontaktsuchendes Sozialverhalten auf: Junggesellenabschiede.
Der Freibeuter nimmt allein schon deswegen eine herausragende Stellung in der Kneipenlandschaft ein, weil man dort von solchen Ärgernissen unbehelligt sein Bier trinken kann: Ein großes Hinweisschild hält die nervenden Jungmänner zuverlässig fern. Dafür kann man sich dem maritimen Ambiente hingeben und sich ordentliche Rock- und Indie-Klänge auf die Ohren prasseln lassen. Das ist mitunter so laut wie es klingt, macht aber nichts: Solange das Wetter es zulässt, sitzt es sich draußen ohnehin besser.
Einzig hungrig muss der Pirat bleiben, wenn er sich nur auf das Angebot seiner Schänke verlässt. Essen gibt‘s dort nämlich nicht, dafür kann man sich aber zum Beispiel direkt gegenüber bei Max Frituur eine Tüte belgische Pommes holen. Das üppige Angebot von Saucen, das Spektrum reicht von Chilli-Mayonaise bis Wasbi-Sauce, erfordert jedoch mitunter etwas Geduld, gerade wenn man einen unentschiedenen Zeitgenossen vor sich in der Schlange hat. Ketchup und Mayo sollen gerüchteweise aber auch im Angebot sein.
Eine richtige Fastfood-Institution im Bermuda-Dreickeck ist das Bratwursthäuschen. Legendär ist es vor allem für die Currysauce, die es zur Super-Wurst gibt und die es bei (unweigerlichem) Gefallen auch im Glas für zu Hause gibt. Dass Herbert Grönemeyer seine „Currywurst“ hier gegessen haben soll, gehört übrigens ins Reich der Legenden. Die Pommes, die er dazu verspeist haben will, gibt‘s nämlich erst seit kurzem dort zu kaufen.Mit „geballtem Fußballsachverstand“ wirbt das Café Zacher in der Brüderstraße. Das ist auf der Sofa- bzw. Tresenseite des Fernsehers allerdings kein wirkliches Alleinstellungsmerkmal. Dafür kann das Zacher damit punkten, diesem Fußballsachverstand erfolgreich zivilisiert zu haben. Außer Fußball gibt‘s noch Partyprogramm, das teils abwegig mit Country, teils schrullig als leise Kopfhörerparty daherkommt.
Die Endstation vieler Nächte liegt übrigens auch im Bermudadreieck: Der Intershop hat in der Woche mindestens bis fünf, freitags und samstags auch „gerne mal länger“ auf. Sprich: Wenn man wieder rauskommt, ist es in der Regel schon wieder hell – auch im Winter. Musikalisch geht‘s eher rockig zu, aber das ist eigentlich auch nicht so wichtig. Wenn alles schon zu hat, treffen sich alle irgendwie immer dort – bis auf die Junggesellenabschiede, für die ist‘s dann schon zu spät.
Gegen Kirchturmtrinken
Eine andere Ausgehlocation soll nicht unerwähnt bleiben. Der Bahnhof. Auch wenn die „Metropole Ruhr“ eher politische Träumerei denn Realität ist, hat Bochum dennoch größere Nachbarstädte, in denen auch eine Menge los ist und die man problemlos und schnell mit der Bahn erreicht. Das Dortmunder Brückstraßenviertel mit seinen Clubs und Kneipen ist keine Viertelstunde entfernt. Das westliche Ruhrgebiet mit dem Hotel Shanghai in Essen oder dem AZ in Mülheim ist zum Beispiel auch immer die 20-30 Minuten Fahrt wert. Und für die ganz Hartgesottenen, die auf die Junggesellenabschiede nicht verzichten wollen, steht immer noch der Trip in die Düsseldorfer Altstadt offen.
Im Bermudadreieck ist es was das angeht übrigens etwas ruhiger geworden. Vielleicht waren es ja auch gar nicht die Jungmänner, die dem Kneipenexperten die Lust vertrieben haben. Wenn man in der ersten Kneipe mit dem Trinken anfängt, hat man nach dem x-ten Bier vielleicht auch keine Lust mehr, wenn man hinten angekommen ist. Ob‘s daran lag weiß ich aber nicht, hab‘ ihn nicht gefragt. Prost.
Café Treibsand
Castroper Str. 79
Café Konkret
Kortumstr. 19-21
Freibeuter
Kortumstr. 2-4
Max Frituur
Kortumstr. 1
Bratwursthäuschen
Korumstr. 18
Café Zacher
Brüderstr. 6
Intershop
Kortumstr. 53a
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