Im Mai sind Landtagswahlen, und die FDP ist im Formtief. Gerade im Geschäftsbereich von Andreas Pinkwart stehen schwierige Hausaufgaben an. Zu Beginn der schwarz-gelben Koalition in Düsseldorf hatte diese beschlossen, das Abitur um ein Jahr zu verkürzen. Nachdem dieses Großexperiment vom CDU-geführten Schulministerium eher schlecht als recht umgesetzt worden war, wurde bereits vor drei Jahren beschlossen, dass die Turbo-Abiturient_innen keine Nachteile im Bildungssystem haben sollten. Ausbildungsplätze sind rar und so besteht der Plan, die Studienplätze entsprechend auszubauen. Im Rahmen des Hochschulpakts stehen 1,8 Mrd. Euro zur Verfügung. Ob das ausreicht, wird sich aber wohl erst 2013 zeigen, wenn die Abiturient_innen die Schulen verlassen haben.
Masterplan 2020
2009 nahmen in NRW 91.000 Schulabgänger_innen ein Studium auf. Bis zum Doppeljahrgang rechnet die Landesregierung mit einem Anstieg der Studienanfänger_innen auf circa 110.000 Studierende. Nimmt man die Versprechen des Wissenschaftsministers ernst, dann benötigt NRW für einen Ausbildungszyklus mindestens 90.000 neue Studienplätze. So weit gehen aber weder die Planungen noch die Versprechungen des Ministers. Mit knapp 30.000 Studienplätzen mehr als 2007 hat sich das Land aber trotzdem ein ehrgeiziges Ziel gesetzt, vor allem weil davon erst knapp 11.000 Plätze geschaffen wurden. Um die angestrebten Erfolge noch zu erzielen, legte das Wissenschaftsminsterium jetzt den Masterplan 2020 vor. Mit den Mitteln aus dem Hochschulpakt und des Landes sollen bis 2020 3.500 neue Professor_innen eingestellt werden. Wenig Vertrauen in den Erfolg des Ministers haben aber die Vertreter_innen der Opposition: Sowohl SPD als auch Grüne werfen der Regierung einen Blindflug vor und schlagen eine Entzerrung der Abiprüfungen vor, so dass bereits im Sommersemester 2013 die Ersten ihr Studium beginnen können.
Sturm und Drang an der RUB?
An der Ruhr-Universität nehmen im Jahr circa 7.500 Studierende ihr Studium auf. Ausgehend von den Erwartungen der Landesregierung wird die Anzahl der Anfänger_innen bis 2013 auf ca. 9.000 Studierende ansteigen. Rechnet man die Studierwilligen aus dem Turbo-Abi hinzu, werden fast 11.500 Studierende im Jahr 2013 an der Ruhr-Universität ihr Studium aufnehmen wollen. Die Vorbereitungen darauf sind noch lange nicht abgeschlossen: Einerseits muss im Personalbereich gewaltig aufgestockt werden, andererseits reichen die Raumkapazitäten an der Ruhr-Universität nicht aus, um diese Studierenden unterzubringen. Ein kleines Rechenbeispiel zeigt, vor welchen Herausforderungen die RUB steht: 4.000 Studierende werden wöchentlich ca. 30 Veranstaltungsstunden nachfragen. Geht man von Veranstaltungsgrößen von ca. 50 Studierenden aus, so bedeutet dies einen Bedarf von zusätzlich 1.200 doppelstündigen Veranstaltungen pro Woche. Legt man dann einen Lehrbetrieb von 8 bis 20 Uhr zugrunde, werden hierfür 80 Räume benötigt. Die Studierendenvertretung zeigt sich wenig überzeugt von dem Konzept des Ministers: „Der AStA hat das Turbo-Abi bereits bei der Einführung kritisiert, und nun müssen wir es wieder tun. Das verkürzte Abi wird das brennende Problem überfüllter Hörsälen noch potenzieren. Mit guter Lehre hat das, bei allem Engagement der Lehrenden, nicht mehr viel zu tun“, kritisiert Jan Keitsch.
Versprochen – nach der Wahl gebrochen?
Im Mai sind Landtagswahlen in NRW, und die FDP ist im Formtief. Ob es ihr gelingt, mit diesen Worten Wähler_innen an die Urne zu locken, wird sich bereits am Wahlabend erweisen. Ob es ihr aber gelingt, die Hochschulen für das Turbo-Abi fit zu machen, wird sich erst später zeigen. „Wahrscheinlich ist aber, dass die Studierwilligen einem Versprechen des Ministers auf den Leim gehen werden. Die versprochene Geld-zurück-Garantie bei den Studiengebühren wurde ja auch in einen Arbeitskreis umgewandelt, und so ist es wohl wahrscheinlicher, dass Schulabgänger_innen im freiwilligen sozialen Jahr, im Praktikum oder wo sonst auch immer zwischengeparkt werden, als dass sie direkt an die Uni können“,
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