Fußball. Mitten in einer Pandemie lässt die UEFA das Mausen nicht. Aus diesem Grund fand in diesem Jahr auch vom 11. Juni bis vergangenen Sonntag die EURO 2020 als Paneuropäisches-Projekt statt – ein Fazit der UEFA:
Regie und Bilder:
Die Bilder, die wir zu sehen bekamen, stellte die UEFA. Dies sorgte auch dafür, dass im Fall von Christian Eriksen das ZDF, welches das Spiel zwischen Dänemark und Finnland austrug, Kritik für die Livebilder erntete. Denn während Eriksen ohne Fremdeinwirkung auf dem Spielfeld umkippte und sogar auf dem Platz wiederbelebt werden musste, hielt die Kamera drauf.
Während wir einen Menschen, der um sein Leben ringt, sehen konnten, zeigte uns die UEFA eine ganze Menge nicht: die rassistischen Fangesänge ungarischer Fans oder den/die Flitzer oder, dass Fans in Aserbaidschan im Stadium die Pride-Flagge weggenommen wurde. Diese Ereignisse passen nicht zum Image des Fußballs und sollten möglichst klein gehalten werden. Doch nur, weil etwas wegignoriert wird, heißt es nicht, dass es nicht da ist.
Corona:
Die Europameisterschaft fand in verschiedenen Ländern statt. Gespielt wurde in elf Stadien mit ungleichen Coronaregeln. Die europäische Gesundheitsbehörde kann rund 2500 gemeldete Infektionen in einen direkten Bezug mit der Europameisterschaft bringen (stand 11. Juni). Es wurde angefügt, dass es die meisten Infektionen bei Spielen mit britischer Beteiligung gab. UEFA-Chef Ceferin sieht hierbei aber nicht die Schuld bei der UEFA oder bei dem Sportevent, sondern bei den Pubs, in denen keine Testpflicht herrscht! Denn viele Fans seien ohne Ticket in die jeweiligen Länder gereist. So kamen 20.000 schottische Fans zum Gruppenspiel nach England und haben vermeintlich in den Pubs das Fußballfest gefeiert. In einem BBC-Podcast fügte er an, „in den Stadien sind wir sehr strikt, und wenn ich höre, dass Politiker sagen, Menschen hätten sich bei den Spielen infiziert, ohne jeden Beweis, dann enttäuscht mich das ein bisschen.“
Der Verband handelte pro Finanzen und weniger pro Fan. So wurde die Sicherheit für die Zuschauer:innen als Druckmittel verwendet. Aus diesem Grund verloren Bilbao und Dublin die Ausrichtung ihrer Spiele. Ähnliches drohte London (Inzidenz 290, stand 11. Juli 2021), wo aufgrund der Delta-Variante diskutiert wurde, weniger Menschen ins Stadion zu lassen. Jedoch reagierte die britische Regierung mit Empörung, sodass das Finale in England blieb und sie die Kapazität für die letzten Spiele im Wembley-Stadion .erhöhten.
Sponsoren:
Das Geld ist ein wichtiger Bestandteil im Fußball geworden und das bezieht sich nicht nur auf den Vereinssport. So gibt es bei auch bei der Europameisterschaft Sponsoren, die Sonderrechte bei diesem Turnier hatten. Ein Event wie die EM hat nämlich einen sehr hohen Werbewert und ist für Firmen und Marken besonders interessant. Insgesamt zwölf Hauptsponsoren können ihre Logos auf Banden, in Spots und alles, was zur Sportveranstaltung gehört, zeigen. Hierbei fällt auf, dass die Werbung nicht nur von schon bekannten Unternehmen zu sehen ist, sondern auch von Firmen, die im europäischen Raum noch nicht bekannt erscheinen wie zum Beispiel das chinesische Onlinezahlsystem Alipay. Da die Europameisterschaft aber auch im chinesischen Raum äußerst gute Quoten verbucht, sind die insgesamt vier chinesischen Sponsoren mit der Präsenz mehr als zufrieden. Auch der Verband war glücklich, denn nach dem Absagen des Turniers im letzten Jahr konnten Konditionen gleichbleiben, indem sie den Namen der Euro 2020 behielten und nicht neu verhandeln mussten.
Ein Sponsor zeigte sich während der EM weniger zufrieden. Denn als Cristiano Ronaldo während einer Pressekonferenz zwei Coca-Cola Flaschen, die aus Werbezwecken auf dem Tisch standen, aus dem Weg stellte, sorgte er für einen kurzzeitigen Börsensturz der Aktie. Dass er im Anschluss seine Wasserflasche in die Kamera hielt und dies mit dem Wort „Wasser!“ betonte, sorgte dafür, dass einige ihm es nachmachten. So stellte Paul Pogba, ein gläubiger Muslim, zwei Flaschen des Bierherstellers Heineken aus dem Weg. Dennoch werden die Einnahmen der UEFA auf rund 2 Milliarden Euro sowie ein Gewinn von 800 Millionen Euro für dieses Turnier geschätzt.
Politik:
„Fußball und Politik, das gehört nicht zusammen.“ Aussagen, die in jeder Altherrenrunde zum Fußball gesagt werden. Doch es schien so, als sei dies im Jahr 2021 nicht mehr möglich! Vor allem, weil die Organe gerne Anti-Diskriminierungskampagnen schalten, um sich als aufgeklärt und inklusiv zu zeigen. Außerdem wollten die Spieler auf Missstände aufmerksam machen. Manuel Neuer trug zum Beispiel während des Pride Months eine regenbogenfarbendende Kapitänsbinde und Mannschaften wie Belgien, Niederlande oder auch England knieten vor dem Anpfiff, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Für die UEFA waren solche Aktionen nicht wirklich gewünscht, denn die Staatsoberhäupter der vereinzelten Länder waren nicht immer einverstanden mit Aktionen rund um die kritischen Themen. So gab es vor dem Spiel Deutschland gegen Ungarn ein „stell dich ein mit Òrban“. Der Diskurs über die Pride-Flagge ging so weit, dass sich mehr Unternehmen als sonst im Juni mit der Queer-Community solidarisieren. Es zeigte sich, dass der Sport nicht nicht politisch sein kann, wenn aufgrund von struktureller Probleme Menschen, die den Sport ausüben, immer noch diskriminiert werden. Im Hinblick auf die WM in Katar und die aufkommende Kritik von Spielern, wird das nächste Turnier nicht unpolitischer werden!
:Abena Appiah
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