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Foto: rub.deVor Einführung der Studiengebühren befragte das Rektorat im November 2005 die Studierenden online, was sie vom Bezahlstudium halten. Das Ergebnis: Obwohl die Fragen suggestiv gestellt worden waren, lehnte eine klare Mehrheit von über 70 Prozent die Einführung ab. Bei einer studentischen Urabstimmung mit größerer Beteiligung stimmten sogar über 90 Prozent dagegen. Trotzdem führt die Direktorin der Universitätsbibliothek Erda Lapp ausgerechnet die Rektoratsumfrage an, um zu erklären, dass die Studierenden eine Investition der Gebühren in die UB forderten. Derzeit erhält die Universitätsbibliothek jährlich eine halbe Million Euro aus dem insgesamt 19 Millionen schweren Gebührentopf. Eigentlich waren die Gebühren dafür vorgesehen, die Lehre zusätzlich zu verbessern. Von den Zuweisungen werden inzwischen allerdings Dienstleistungen der Unibibliothek angeboten, die unerlässlich für die Arbeit von Studierenden und Forschenden sind. Der reguläre Etat der Uni-Bibliothek sei zu niedrig, um Forschung und Lehre ausreichend zu bedienen, erklärt Bibliotheksdirektorin Erda Lapp: Die Versorgung mit elektronischen wie gedruckten Informationen gehe „natürlich nicht zum Nulltarif“.

Hey Boss, mehr Geld!

Auch die durch Studiengebühren finanzierte Verlängerung der Öffnungszeiten werde sehr gut angenommen, erklärt Erda Lapp: „Die UB als Lernort brummt.“ Deswegen fordert sie sogar noch mehr Studiengebühren für ihre Bibliothek: Vor allem fehlten ausreichend ausgestattete Arbeitsplätze. Ideen zum Beispiel zur Lärmdämmung gebe es bereits, auch wenn die Genehmigung durch die Behörden ungeklärt sei. Dennoch fordert sie offensiv mehr Studiengebühren ein. Die Zentralbibliotheken der Uni Duisburg-Essen bekämen mit zwei Millionen Euro die vierfache Summe an Studiengebühren zur Verfügung gestellt.

 

Nie wieder gebührenfrei studieren?

Studiengebühren als Lösung für unterfinanzierte Uni-Einrichtungen – das hört sich nach einer einfachen Lösung an. Dabei liegt das zentrale Problem auf einer anderen Ebene, wie auch Erda Lapp zugibt: Der reguläre Etat der Bochumer Unibibliothek sei einer der niedrigsten in Deutschland.

Mit der Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge hat sich der Lerndruck auf die meisten Studierenden deutlich erhöht. Diese Tatsache führt die UB-Leitung jetzt als weiteres Argument dafür an, dass ihre Einrichtung mehr Studiengebühren benötige. Die Gebührenmittel würden schließlich schon jetzt dazu aufgewendet, dass Studentinnen und Studenten „nun auch nachts um zwei an ihre Daten kommen, sodass sie ihre Arbeit auch am nächsten Tag abgeben können.“ Sollte sich die Entwicklung nicht umkehren, bedeutet das allerdings auch, dass die Studierenden weiterhin den staatlichen Bildungsauftrag mit subventionieren.

Wie fatal diese Entwicklungen sind, zeigt die erweiterte Perspektive: Wenn die Studiengebühren einfach so wieder abgeschafft würden, würde eine große Versorgungslücke entstehen – da ist sich Frau Dr. Lapp sicher. Damit zeigt sich die Kehrseite einer vorgeblich sinnvollen Verwendung von Studiengebühren: Sie mildern lediglich die strukturelle Unterfinanzierung der Unis ein wenig ab und verfestigen gleichzeitig die Tatsache, dass zu wenig öffentliche Gelder zur Verfügung gestellt werden. So führt die Gebührenpolitik dazu, dass die lokalen Akteure meinen, die soziale Ungerechtigkeit, die durch das Bezahlstudium verursacht wird, akzeptieren zu müssen. Erda Lapp: „Ich sehe das mit den Studiengebühren auch problematisch. Ich habe drei Geschwister und wir haben alle promoviert. Mit Studiengebühren wäre das nicht möglich gewesen. Dennoch muss man sehen, dass wir mit dem Gebührensystem schon so weit sind, dass man es nicht mehr stoppen könnte, ohne dass es richtig kracht – nicht nur in der UB.“

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