Die Schädeldecke wird aufgebohrt, Elektroden zur Messung der Gehirnströme angebracht und ein Metallbolzen am Schädel befestigt, um den Kopf der Affen an einem Gestell festzuschrauben. Was folgt, ist ein vier Tage andauernder Trinkentzug, der die Versuchstiere für die anstehenden Aufgaben gefügig machen soll. Denn nur wer die Aufgaben erfüllt, erhält wieder Wasser. Die dabei vorgenommenen neuronalen Messungen sollen der Erforschung entsprechender Krankheiten dienen. Nachweisbare Erkenntnisse aus den Versuchen gibt es nicht. In Bremen wurden ähnliche Versuche an Institut für Hirnforschung bereits aus ethischen Gründen durch das Gesundheitsressort des Landes verboten.
Tierschutz contra Forschungsfreiheit?
Die Bremer Universität klagte jedoch gegen die Entscheidung und bekam vor dem Verwaltungsgericht vorerst Recht. Strittig ist die Frage, ob die grundgesetzlich verbürgte Forschungsfreiheit Vorrang gegenüber Tierschutzbestimmungen besitzt. Dem Verbot vorausgegangen war eine riesige Protestwelle, die Gesundheitssenatorin Ingelore Rosenkötter nicht weiter ignorieren konnte. „Durch die heutige Entscheidung fühlen sich zehntausende Bremerinnen und Bremer, die sich in Bürgeranträgen gegen diese Tierversuche ausgesprochen haben, von dem Verwaltungsgericht Bremen enttäuscht“, so Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Erst vor wenigen Tagen hat das oberste Schweizer Gericht nahezu identischen Versuchen das endgültige Aus erteilt – wir erwarten, dass auch in Deutschland dem ethischen Tierschutz in der Wissenschaft endlich zu seinem Recht verholfen wird.“
Protest in NRW nur lau
Während das Thema Tierschutz im kleinsten Bundesland der Republik ein heiß umkämpftes Thema ist, halten sich die Proteste gegen die brutalen Affenversuche in Bochum in Grenzen. „Tierversuche waren früher ein wichtiges Thema für die Öffentlichkeit und auch die jeweiligen Fachschaftsräte. Heute wird kaum noch darüber diskutiert“, meint AStA-Vorsitzender Karsten Finke. Und tatsächlich: Trotz zahlreicher Alternativen nimmt die Anzahl der zu Forschungszwecken getöteten Tiere weiter zu. Doch der Ausstieg aus dem Ausstieg ruft auch in Nordrhein-Westfalen kritische Reaktionen hervor. So fordert der Landtagsabgeordnete Johannes Remmel einen sofortigen Stopp der Affenversuche. „Grausame Tierversuche sind unter dem Deckmantel der Wissenschaftsfreiheit nicht hinzunehmen. Die Wissenschaftsfreiheit endet dort, wo Rechte anderer verletzt werden: Gleichgültig ob Mensch oder Tier. Das unermessliche Leid, welches die Affen bei den Versuchen erleiden müssen, steht in keinem Verhältnis zum Ergebnis der Forschungen. Das Vorenthalten von Wasser über mehrere Tage ist eindeutige Tierquälerei. Diese Versuche sind nicht hinzunehmen.“ Remmel fordert die Landesregierung auf, ein Verbot zu initiieren, das über den Bundesrat deutschlandweit durchgesetzt werden könnte. An der Ruhr-Universität selbst spüren BefürworterInnen von Tierversuchen bisher nur wenig Gegenwind. „Vielleicht ist dieser dreiste Wortbruch eine Chance, das Thema wieder verstärkt ins öffentliche Bewusstsein – gerade in das der Studierenden – zu bringen“, hofft Karsten Finke. Die bsz berichtet über die weiteren Entwicklungen.
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